HomeKlassenkampfSchuldnerberatung erwartet für 2022 Anstieg der Privatkonkurse

Schuldnerberatung erwartet für 2022 Anstieg der Privatkonkurse

Im Zuge der kapitalistischen Krise steht eine Pleitewelle privater Haushalte an: Eine steigende Zahl von Menschen kann sich das nackte Überleben nicht mehr leisten und muss gegenüber Einkommensverlusten und Teuerung kapitulieren.

Wien/Linz. Der Dachverband der österreichischen Schuldnerberatungen (ASB) kündigt für das Jahr 2022 einen massiven Anstieg der Privatkonkurse an. Im Gesamtjahr 2021 gab es laut Kreditschutzverband (KSV 1870) etwas über 7.200 neue Fälle, bereits im letzten Quartal wurde jedoch eine Zunahme beobachtet. Für das heurige Jahr rechnet man seitens des ASB mit 9.000 bis 10.000 privaten Pleiten, die in ein Entschuldungsverfahren münden. Dies entspräche einem Zuwachs um fast ein Drittel.

Als Grund hierfür gilt einerseits der Rückstau, der zuletzt entstanden war: Viele Konkurse wurden in den Jahren 2020 und 2021 gewissermaßen verschleppt, d.h. durch Corona-Beihilfen und v.a. Stundungen bei Mieten und offenen Rechnungen verzögert – laufen diese aus, so kommt die Zahlungsunfähigkeit umso deutlicher zum Vorschein. Andererseits ist es die allgemeine Teuerungswelle, die auch eine Pleitewelle nach sich ziehen wird: Immer mehr Menschen – und hier v.a. jene, die ohnedies schon über ein geringes Einkommen verfügen – können sich Wohn‑, Energie- und Lebenskosten nicht mehr leisten, die Schulden häufen sich und am Ende folgt der Privatkonkurs. Die durchschnittliche Schuldenhöhe bei den Verfahren im Jahr 2021 lag bei 121.000 Euro, für 2022 könnte sich auch diesbezüglich ein Anstieg ergeben.

Natürlich ist es zumeist nicht persönliches Unvermögen in der eigenen Finanzgebarung, die zur privaten Zahlungsunfähigkeit führt, sondern die Diskrepanz zwischen zu niedrigen Löhnen, Arbeitslosengeldern und Sozialleistungen einerseits und den zu hohen Lebenserhaltungskosten andererseits – hier wirken die Gesetzmäßigkeiten der Profitmacherei des Kapitalismus: Man will den arbeitenden Menschen und den Arbeitslosen möglichst wenig zugestehen, aber trotzdem alle Menschen mit maximalen Konsumkosten belasten. Dass es nun eine eklatante Zunahme an Privatkonkursen gibt, unterstreicht zudem die Folgen der kapitalistischen Krise, die zu weiteren Einkommensverlusten, Arbeitslosigkeit und Rekordinflation und somit wiederum zu mehr Armut und Zahlungsunfähigkeiten führt.

Quelle: Der Standard

- Advertisment -spot_img
- Advertisment -spot_img

MEIST GELESEN