Ein Moskauer Militärgericht verurteilt den linken Aktivisten Sergej Udalzow zu sechs Jahren Haft – nicht wegen Gewalt, sondern wegen eines Artikels. Der Fall steht exemplarisch für die zunehmende Kriminalisierung marxistischer Theorie und politischer Meinungsäußerung in Russland.
Moskau. Am 25. Dezember 2025 verurteilte ein Militärgericht Sergej Udalzow, Koordinator der Bewegung Linke Front, zu sechs Jahren Gefängnis. Der Vorwurf lautet auf „Unterstützung des Terrorismus“. Tatsächlich basiert das Urteil auf einem einzelnen Artikel, den Udalzow im Jahr 2023 veröffentlicht hatte.
In diesem Text hatte Udalzow die Verhaftung von Mitgliedern des sogenannten Marxistischen Zirkels in Ufa kritisiert. Er erklärte, die gegen sie erhobenen Terrorismusvorwürfe seien unbegründet. Der Artikel stellte eine politische Stellungnahme dar und bekundete Solidarität mit den Betroffenen. Genau diese Äußerung wurde nun als strafbar gewertet.
Das Urteil gegen Udalzow steht in direktem Zusammenhang mit einer weiteren Gerichtsentscheidung wenige Tage zuvor. Ein Militärgericht in Jekaterinburg verurteilte Mitglieder desselben Marxistischen Zirkels zu Haftstrafen zwischen 16 und 22 Jahren. Begründet wurde dies damit, dass sie zu „extremistischen Schlussfolgerungen“ gelangt seien, weil sie die Werke von Marx, Engels, Lenin und Stalin studierten und die Auffassung vertraten, in Russland sei ein revolutionärer gesellschaftlicher Wandel notwendig. Dieses Urteil wurde im Verfahren gegen Udalzow ausdrücklich als Beleg herangezogen, um ihn als angeblichen Unterstützer von „Terrorismus“ zu verurteilen.
Besonders bemerkenswert ist, dass Udalzow bereits seit Januar 2024 in Untersuchungshaft saß – lange bevor ein Gericht offiziell über seine Schuld entschied. Seine politische Tätigkeit erfolgte stets öffentlich. Die von ihm mitaufgebaute Linke Front, die seit 2008 existiert, unterstützte die russische Militärintervention in der Ukraine und arbeitete eng mit der (sozialdemokratischen) Kommunistischen Partei der Russischen Föderation (KPRF) zusammen.
Diese Zusammenarbeit zeigt sich auch personell: Anastasia Udalzowa, ebenfalls Koordinatorin der Linken Front und frühere Ehefrau von Sergej Udalzow, ist derzeit Abgeordnete der Staatsduma. Der Fall Udalzow macht deutlich, dass selbst regimekonforme politische Positionierungen keinen Schutz bieten, wenn marxistische Analyse und Solidarität mit verfolgten Linken ins Visier der Justiz geraten.
Quelle: IDC




















































































