HomeFeuilletonWerner Vogt: Ein Unbeugsamer ist nicht mehr

Werner Vogt: Ein Unbeugsamer ist nicht mehr

Am Wochenende wurde bekannt, dass der Unfallchirurg, Aktivist und Autor Werner Vogt im Alter von 85 Jahren gestorben ist. Er war ein Unbeugsamer, der das herrschende Gesundheits- und Pflegesystem heftig kritisierte.

31 Jahre seines Lebens verbrachte der Chirurg Werner Vogt im Lorenz-Böhler-Unfallrankenhaus der AUVA, er war dort von 1969 bis 2000 beschäftigt. 

„Werner Vogt hat vielen, wie Friedrich Zawrel, die Opfer des nationalsozialistischen Terrors geworden sind, ihre Würde zurückgegeben und aufgedeckt, dass willige Vollzugsorgane dieses Schreckens, wie der Psychiater Heinrich Gross, nach dem Ende der NS-Diktatur ihre politische Heimat im BSA gefunden haben“, schreibt der Präsident des Bundes Sozialdemokratischer Akademiker*innen, Andreas Mailath, zum Ableben von Vogt. Vogt hatte mit dem erwähnten Friedrich Zawel, der Opfer der Menschenversuche von Dr. Gross am Spiegelgrund in Wien war und auch danach eine Odysee erlebte, aufgedeckt, dass der NS-Arzt bis Anfang der 1980er-Jahre vielbeschäftigter psychiatrischer Gerichtsgutachter war. Und er war eben bei den sozialdemokratischen Akademikern, wie andere auch, die zuvor Karrieristen und Verbrecher im Nazis-Staat gewesen waren. 

Vogt war über Jahrzehnte ein Unbeugsamer. Er war Mitbegründer der Kritischen Medizin, die sich gegen die „Götter in weiß“ wandten, und dafür eintrat, dass Patientenrechte respektiert werden. 

Sein Engagement führte ihn als Arzt ins sandinistische Nicaragua und in den Kosovo. Als in der ersten Hälfte der 1980er-Jahre eine Massenbewegung entstand, die sich gegen den Bau eines neuen Wasserkraftwerkes in der Hainburger Au wandte, war er mit dabei. Den Besetzerinnen und Besetzern, die bei winterlichen Temperaturen im Auwald ausharrten, stand er mit medizinischer Versorgung zur Seite und organisierte auch Krankentransporte nach Wien.

Vogt wurde 2003 zum Wiener Patientenombudsmann bestellt. Später, nach Abschaffung dieser Funktion in Wien wechselte er in eine Funktion ins Sozialministerium.

Er gehörte zu den Begründern des Volksbegehrens „Sozialstaat Österreich“ und schrieb auch zahlreiche Bücher, wo er sich kritisch mit dem herrschenden Gesundheits- und Pflegewesen auseinandersetzte. Die Geschichte von Friedrich Zawel und der Horrorklinik am Spiegelgrund wurde von Vogt penibel recherchiert und von Elisabeth Scharang verfilmt („Mein Mörder“, 2005).

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