Die Auseinandersetzungen um die Arbeitsbedingungen beim Hipster-Start-up Gorillas eskalierte Anfang der Woche. Es kam zu Kündigungen im Rahmen eines unbefristeten Streiks, um die Belegschaft ruhigzustellen. Diese protestiert jedoch weiter, während das Unternehmen Streikbrecher einsetzte.
Berlin. Der Lebensmittellieferdienst Gorillas wirbt mit einer Lieferung binnen zehn Minuten ab Bestellung. Das Start-Up hat jedoch weiterhin mit Kritik und Gegenwind durch die Beschäftigten zu kämpfen. Es kommt insbesondere in Berlin immer wieder zu wilden Streiks – wir berichteten bereits ausführlich.
Aufgrund von Missständen rund um Arbeitsstandards wie die pünktliche Auszahlung von Gehältern inklusive genauer Trinkgeldbeträge oder ordnungsgemäß desinfizierte Schutzausrüstung für die Kolleginnen und Kollegen zum Schutz vor CoViD-19 sind ebenso Kündigungen Gegenstand der Auseinandersetzungen, im Rahmen derer sich auch das Gorillas Workers Collective (GWC) gegründet hat.
Unbefristeter Streik
In der vergangenen Woche begannen erneut Streiks. Am Freitag waren bereits die „Rider“ in drei Berliner Warenhäusern in den Ausstand getreten. Das führte nun zum Höhepunkt der Eskalation seitens des Unternehmens: Statt mit den Kolleginnen und Kollegen zu verhandeln, wurden am Dienstag Kündigungen gegen Streikende ausgesprochen. Das ist die Spitze einer Reihe an Drohgebärden, um die Streikenden mundtot zu machen.
„Fast allen Beschäftigten im Warenhaus Bergmannkiez wurde heute gekündigt“, sagte der Fahrer Duygu gegenüber der Tageszeitung jungen Welt. Die Kolleginnen und Kollegen dieses Gorillas-Lager befindet sich seit Freitag in einem unbefristeten Streik. Die Kolleginnen und Kollegen halten im Zusammenhang mit den neuerlichen Kampfmaßnahmen fest, dass diese im Vergleich zu vorherigen Arbeitskämpfen viel besser vorbereitet wären. Es wird davon berichtet, dass am Freitag 100 Prozent der Belegschaft in den unbefristeten Streik traten.
Kündigungen statt Verhandlungen
Zuerst wurde seitens der Unternehmensleitung erneut Gesprächsbereitschaft signalisiert. Am Montag wurde den Streikenden dann mittels privatem Sicherheitsdienst der Zutritt zum Lager verweigert. Am Dienstag flatterte eine schriftliche Kündigung bei vielen Kolleginnen und Kollegen ins Haus. Darin heißt es laut Spiegel: „Hiermit kündigen wir das mit Ihnen bestehende Arbeitsverhältnis außerordentlich aus wichtigem Grund fristlos“. Was dieser wichtige Grund sei, wird Berichten zufolge im Schreiben nicht explizit gemacht. Andere Kolleginnen und Kollegen hätten der jungen Welt zufolge Anrufe mit unterdrückten Rufnummern bekommen, in denen ihnen eine mündliche Kündigung ausgesprochen wurde. „Am Telefon wurde die Kündigung mit der Teilnahme an den Streiks begründet“, hielt Duygu gegenüber der jungen Welt fest. Laut Spiegel war sogar die Rede von „illegalen Streiks“ im Zusammenhang der Kündigungen.
Auf Anfrage des Spiegels bestätigt das Unternehmen diese Darstellung. Es ist die Rede davon, dass unangekündigte und nicht gewerkschaftlich getragene Streiks „rechtlich unzulässig“ seien, sagte ein Sprecher gegenüber dem Magazin. Entgegen aller vorangegangen Beteuerung des CEOs und der Geschäftsführung, in der man nicht nur die Bedeutung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betonte, sondern sogar Sympathien mit den Kämpfen heuchelte, sehe man sich aufgrund der illegalen Streiks zu rechtlichen Schritten gezwungen. „Das bedeutet, dass wir das Arbeitsverhältnis mit denjenigen MitarbeiterInnen beenden, die sich aktiv an den nicht genehmigten Streiks und Blockaden beteiligt, den Betrieb durch ihr Verhalten behindert und ihre KollegInnen damit gefährdet haben“, heißt es seitens der Geschäftsleitung gegenüber dem Spiegel.
Protest geht weiter
Doch der Protest geht weiter, für Mittwoch war eine Lärmdemonstration geplant. Die Kolleginnen und Kollegen planten, „mit Pfannen, Trillerpfeifen und Trommeln“ vor der Gorillas-Zentrale gegen die Entlassungen demonstrieren. Der Konzern setzte unterdessen Streikbecher ein.
Quelle: Zeitung der Arbeit/Zeitung der Arbeit/junge Welt/Spiegel