Das sozialdemokratische GPA-Verhandlungsteam reduzierte seine Forderungen bereitwillig um gleich zwei Prozentpunkte, für viele Angestellte wird es Reallohnverluste geben. Die Streikfreigabe des ÖGB blieb Theaterdonner.
Wien. Nach neun Verhandlungsrunden gibt es in der Informationstechnologie-Branche eine Einigung auf den neuen Kollektivvertrag. Der Mindestbetrag steigt rückwirkend mit Jahresbeginn 2024 um 7,8 Prozent, die Ist-Gehälter erhöhen sich um 7,25 Prozent (oder mindestens 175 Euro). Angesichts der zugrunde gelegten rollierenden Jahresinflation von 7,8 Prozent markiert zumindest letzteres wiederum einen Reallohnverlust für die Betroffenen unter den 90.000 IT-Beschäftigten. Gleichzeitig wurde auch eine Vereinbarung für 2025 beschlossen: Im kommenden Jahr soll das Mindestgehalt um überaus bescheidene 0,15 Prozent und die Ist-Gehälter um ebenfalls maue 0,65 Prozent über der Inflationsrate steigen.
Beide Seiten – Arbeitgeber und Arbeitnehmer – bezeichneten die Ergebnisse nun als „tragfähigen Kompromiss unter schwierigen Rahmenbedingungen“. Am Vortag hatte der ÖGB jedoch noch die Streikfreigabe erteilt, nachdem bereits zuvor angesichts eines Unternehmerangebots von nur 6,76 Prozent bei Betriebsversammlungen Warnstreiks beschlossen worden waren. Außerdem muss man wissen: Die ursprüngliche Forderung des GPA-Verhandlungsteams lag bei 9,75 Prozent. Insofern hat die sozialdemokratische Gewerkschaftsführung die IT-Angestellten wieder einmal unter Wert verkauft und im Vergleich zur Unternehmerseite übermäßig nachgegeben. Die vorhandene Kampfbereitschaft wurde abgewürgt.
Quelle: ORF