HomeFeuilletonGeschichteWürdige Gedenkveranstaltung zu Ehren von Franz Mittendorfer in Ried im Innkreis

Würdige Gedenkveranstaltung zu Ehren von Franz Mittendorfer in Ried im Innkreis

Ried im Innkreis. Am 10. November 1942 wurde Franz Mittendorfer durch das Fallbeil ermordet. Mittendorfer war Arbeiter, Kommunist und Widerstandskämpfer. Zu seinen Ehren hielt die Initiative „MUT – Menschlichkeit und Toleranz – Innviertel ohne Fremdenfeindlichkeit und Faschismus“ am gestrigen Donnerstag eine äußerst würdige Gedenkveranstaltung in Ried im Inkreis ab.

Den rund 50 Besucherinnen und Besucher wurde die Biografie und das Leben Mittendorfers vorgestellt, umrahmt wurde das Gedenken im Charlotte-Taitl-Haus von würdevoll vorgetragenen Gedichten und Arbeiterliedern sowie dem Verlesen seiner Abschiedsbriefe. Das Charlotte-Taitl-Haus wurde hierbei nicht zufällig als Veranstaltungsort gewählt. Es ist nach Charlotte Taitl benannt, sie war eines der 196 bisher bekannten Opfer des Faschismus im Bezirk Ried. Die Räume des Hauses sind als Lern- und Gedenkort gestaltet und wurden 2017 feierlich eröffnet. Seither verfolgt das Charlotte-Taitl-Haus das Ziel, den Opfern des NS-Faschismus ihre Namen zurückzugeben und sie so der Vergessenheit zu entreißen.

Unter den Gästen der Gedenkveranstaltung waren neben Funktionären des KZ-Verband/Verband der AntifaschistInnen Oberösterreich auch einige Lokalpolitiker, wie der Vizebürgermeister der Stadt Ried im Innkreis, Peter Stummer. Anwesend war auch Historiker und Heimatforscher Gottfried Gansinger, dessen Publikation „Nationalsozialismus im Bezirk Ried im Innkreis. Widerstand und Verfolgung 1938–1945“ als wissenschaftliche Grundlage für die Aufarbeitung der Biografien der NS-Opfer und Widerstandskämpferinnen und ‑kämpfer im Bezirk Ried gilt.

Im Jahr 1909 wurde Franz Mittendorfer als Sohn von Franz und Aloisa in Eitzing im Innviertel geboren. Bereits in seiner Kindheit schloss er sich den Kinderfreunden und der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) an, wuchs also in sozialdemokratischem Umfeld auf. Auch im Arbeiter-Turn- und Sportverein und den Naturfreunden war Mittendorfer aktiv. Er machte eine Schneiderlehre, arbeitete als Schneidergehilfe und später als Bauernknecht, Leder- und Hilfsarbeiter. Im Jahr 1928 schloss er sich der SDAPDÖ, der Vorgängerin der Sozialdemokratischen Partei, an und wurde Wehrsportler im Republikanischen Schutzbund. Auch in den Freien Gewerkschaften wurde er aktiv. Bereits als junger Mann zog Franz Mittendorfer nach Linz und zu Beginn der 1930er Jahre nach Wien. Er heiratete Angela Fertner, die von ihm liebevoll Ella genannt wurde. Die beiden blieben kinderlos.

Mittendorfer leistete bereits im Austrofaschismus Widerstand, wurde öfters verhaftet und verurteilt. Er beteiligte sich an den bewaffneten Februarkämpfen in Wien. Im Jahr 1935 schloss sich Franz Mittendorfer aus Enttäuschung über die Untätigkeit und den Verrat der Sozialdemokratie, wie viele Genossinnen und Genossen seiner Zeit, der verbotenen Kommunistischen Partei Österreichs an. Dort übernahm er wichtige Agitations- und Leitungsaufgaben.

Nach der Machtergreifung der Nazis blieb Mittendorfer weiterhin aktives Mitglied in verschiedenen Widerstandszellen, trat als Redner bei geheimen und illegalen Treffen auf, schulte neue Mitglieder und pflegte Kontakte zu Emigranten, erledigte Kurierdienste innerhalb Österreichs und nach Tschechien. Er beschaffte und verteilte Propagandamaterial, Zeitschriften sowie Flugschriften. Außerdem leitete Mittendorfer eine zentrale Literaturstelle.

1938 wurde Franz Mittendorfer mehrmals verhaftet, kam aber mangels Beweise wieder frei. Am 10. Mai 1941 wurde er vorläufig inhaftiert und blieb bis zum 11. September 1941 in Schutzhaft. Am 19. Februar 1942 wurde er schließlich endgültig verhaftet und am 27. August 1942 von der faschistischen NS-Justiz wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ vom Volksgericht zum Tode verurteilt. Im Landesgericht Wien wurde Franz Mittendorfer am 10. November 1942 durch das Fallbeil ermordet. Laut Urteilsbegründung sei Mittendorfer mit seinen Mitangeklagten darauf ausgewesen, „das deutsche Volk als den Träger und Pfeiler der abendländischen Kultur und mit ihm Europa zu versklaven und zu vernichten. Die Härte der Zeit, der jede Schonung von Staatsfeinden fremd sein muss, erfordert ihre Ausmerzung, wobei es auf den Unterschied des Umfanges und der Art der Betätigung nicht ankommt.“

Quelle: Wikipedia / Wikipedia

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