Vorarlberg. Insbesondere in Vorarlberg sehen sich Jugendliche, die dringend psychologische Unterstützung benötigen, mit einer zunehmenden Herausforderung konfrontiert: monatelange Wartezeiten in überfüllten Therapie-Anlaufstellen.
Während der Pandemie blieben viele psychische Erkrankungen unbemerkt und unbehandelt. Dieses Problem hat nun Psychiater auf den Plan gerufen, die die Spätfolgen der Corona-Pandemie in Form einer Häufung bestimmter Krankheitsbilder und einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit bei Jugendlichen feststellten.
Eine Studie der Universität Konstanz hat bereits während der Pandemie auf die stark beeinträchtigte psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hingewiesen. Besonders beunruhigend ist, dass die Verschlechterung der mentalen Gesundheit bei vielen Jugendlichen unbemerkt blieb. Dies ist gefährlich, da frühzeitige Behandlung entscheidend ist, um eine dauerhafte Verschlimmerung zu verhindern. Leider schmälern Therapieplatzmangel und lange Wartezeiten die Aussicht auf eine zeitnahe Besserung der Situation.
Kinder- und Jugendpsychiater Martin Kubin aus Bregenz erklärt, dass internationale Studien auf deutliche Trends hindeuten, darunter eine Zunahme von depressiven Erkrankungen, Angststörungen, sozialen Ängsten und Essstörungen. Dies spiegelt sich auch in seiner eigenen Praxis wider. Die langen Wartezeiten sind besonders problematisch, da viele Patientinnen und Patienten komplexe Fälle sind, die dringend behandelt werden müssten.
Dr. Kubin betont das Recht eines jeden Menschen auf Therapie und zeitnahe Behandlung, genauso wie es bei körperlichen Krankheiten der Fall ist. Jedoch sind die Wartezeiten für einen Erstvorstellungstermin bei ihm auf sechs Monate angestiegen, trotz der Zusammenarbeit mit dem Landeskrankenhaus Rankweil.
Auch die Sozialpsychiatrischen Dienste von „pro mente Vorarlberg“ stoßen an ihre Grenzen, mit Wartezeiten von drei bis sechs Monaten im Jugendbereich und neun bis zehn Monaten im Kinderbereich.
Quelle: ORF