Am heutigen 19. Mai jährt sich der Geburtstag von Ho Chi Minh (1890–1969) zum 135. Mal. Wir bringen zu diesem Anlass Lyrisches aus dem Werk des großen vietnamesischen Freiheitskämpfers und Revolutionärs. Das Gedicht “Vier Monate schon” schrieb er 1930, als er in Hongkong in britische Gefangenschaft genommen worden war.
Vier Monate schon
„Ein Tag Gefangenschaft wiegt schwer wie tausend Jahre…“
Ja, Wahrheit ist das Wort der Alten.
Vier Monate fern von der Menschheit leben
ließ altern mich mehr als zehn Jahre.
Weil: vier Monate hab ich nicht satt gegessen,
vier Monate hab ich nicht gut geschlafen,
vier Monate die Kleider nicht gewechselt,
vier Monate nicht gebadet.
Nur deshalb: hab ich einen Zahn verloren,
sind meine Haare weiß geworden,
bin schwarz und mager wie verhungert,
und Krätze plagt den ganzen Leib.
Doch: bin ich zäh und unverwüstlich,
ich weiche keinen Schritt zurück,
obwohl mein Körper leiden muss -
mein Geist ist nicht zu brechen.