HomeInternationalesSchlägertrupp statt Lohn bei Streiks auf Raststätte in Deutschland

Schlägertrupp statt Lohn bei Streiks auf Raststätte in Deutschland

Gräfenhausen (BRD). In vielen Bereichen werden Profite maximiert, indem nicht „nur“ eine Ausbeutung, sondern eine Überausbeutung der Arbeitskräfte stattfindet. Diese Überausbeutung basiert unter anderem darauf, dass nicht nur die nationale Arbeiterklasse ausgebeutet wird, sondern auf billigere Teile der Arbeiterklasse im aus ärmeren Ländern zurückgegriffen wird und diese in einer Unterbietung geltender Arbeitsstandards und ‑gesetzen Lohnarbeit verrichten. Hierfür wird auf zwielichtige Praxen mit Subunternehmen und Auftragnehmern in ärmeren Staaten mit weniger Arbeitsrechten zurückgegriffen, bekannt ist diese Praxis in vielen Bereichen, wie zum Beispiel der Pflege. Aktuell machen Beschäftigte der Transportbranche auf Missstände aufmerksam. 

Schlechte Arbeitsbedingungen

Auf einer Raststätte im deutschen Gräfenhausen an der A5 in Südhessen streiken aktuell Berichten zufolge mehr als 60 Lkw-Fahrer. Die streikenden Kollegen stammen, vorwiegend aus Georgien und Usbekistan und berichten, dass sie seit mehreren Monaten keinen Lohn erhalten haben. Das polnische Transportunternehmen, bei dem Sie angestellt ist, betreibt die oben beschrieben Praxis und entrechtet ihrer Fahrer quasi durch Sozialdumping und andere Praxen. Entsteht beispielsweise ein Schaden an LKW oder Ladung, werden oft drei- bis vierstellige Beträge vom Einkommen abgezogen und eine soziale Absicherung ist Fehlanzeige, Arbeitsdruck ist stattdessen omnipräsent. Im Rahmen des Streiks fordern die Fahrer von ihrem polnischen Auftraggeber die ausstehenden Löhne. 

Einige georgische Fahrer berichten Medien wie den RNB gegenüber außerdem davon, dass sie nicht nur auf ihre Löhne warten, sondern ihre Familien seit einem Jahr nicht mehr gesehen hätten, weil sie ständig in ihren Lastwagen unterwegs seien. Unterstützung vor Ort erhalten sie von Vertreterinnen und Vertreten des Beratungsnetzwerks Faire Mobilität des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) sowie solidarischen Menschen aus der Umgebung. So beobachtete ein dpa-Reporter laut RND, beispielsweise wie eine Familie den Fahrern auf der Raststätte Gräfenhausen an der A5 mehrere Kilogramm Nudeln und eine Palette Tomatensoße überreichte, frohe Ostern wünschte und winkend weiterfuhr. Auch Osterbrot und ‑kerzen gab es.

Schlägertrupp statt Lohn

Wenig Einsicht ist offenbar jedoch beim polnischen Auftraggeber zu erwarten. Nach Tagen des Ausstands auf der besagten Raststätte kam der polnische Speditionsinhaber am Freitag nach Gräfenhausen. Statt Einsicht und Geld brachte dieser jedoch der Jungen Welt zufolge martialisch auftretende Sicherheitsleute und vermeintliche Ersatzfahrer – also Streikbrecher – mit. Die Lastwagen sollten mit diesen Mitteln wohl in Besitz genommen und nach Polen gebracht werden. Die anwesende Polizei verhinderte eine gewalttätige Auseinandersetzung und „nahm schlussendlich die Schläger und den Unternehmer“ fest, so heißt es weiter. Insgesamt wird von 20 Festnahmen berichtet, ihnen wird schwerer Landfriedensbruch, Nötigung, Bedrohung, versuchte gefährliche Körperverletzung und Störung einer Versammlung vorgeworfen. Die sind jedoch inzwischen wieder auf freiem Fuß. 

Einige Unternehmen haben aufgrund des öffentlichen Drucks durch den Streik wohl Verträge mit der polnischen Spedition gekündigt, dies stellt aber sicherlich kein Ende der Praxis dar.

Quell: Junge Welt/Hessenschau/RND

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