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Schweinekrise im kapitalistischen Schweinesystem

Pandemie und Krise bedrohen die österreichische Bauernschaft: Es gibt einen massiven Preisverfall bei Schweinefleisch, der auf den Produktions- und Marktregeln beruht.

Wien/Klagenfurt. Pandemie-bedingte Nachfragerückgänge der geschlossenen Gastronomie und Hotellerie, aber auch die kapitalistische Krise insgesamt setzen den österreichischen Schweinebauern zu. In den vergangenen Monaten gab es einen massiven Preisverfall, wie die Landwirtschaftskammer verlautbarte: Vor einem Jahr hatte ein Bauer für ein ausgewachsenes Schwein noch etwa 200 Euro vom Abnehmer erhalten, nun sind es nur noch 150 Euro. Bei Ferkeln ging der Preis von 90 auf 55 Euro zurück. Viele Bauern und Schweinezüchter bringt dies zunächst finanziell und sozial unter Druck, da die Verkaufserlöse gegenüber den unveränderten Produktionskosten einbrechen, nämlich doppelt: Es werden weniger Tiere nachgefragt – und für diese wird eben auch noch weniger bezahlt. Hinzu kommen die gegenwärtigen Exportbeschränkungen (lediglich China ist weiterhin ein verlässlicher Abnehmer) sowie die Schweinepest in der BRD, wodurch am Ende die gesamte EU auf einem Berg von billigem Schweinefleisch ohne realisierbaren Bedarf sitzen bleibt. Das ist nicht nur ein ökonomisches Problem, sondern bedeutet auch, dass zigtausende Tiere getötet werden, um dann im Müll zu landen: Eine weitere Perversion des Kapitalismus.

Die bewusste Rücknahme der Produktion gestaltet sich für die Bauern schwierig, da der Produktionsprozess von der Besamung über die Mast bis zur Lieferung an den Schlachthof eine dichte und lange vorzubereitende Abfolge darstellt, die kaum rasch auf unmittelbare Marktschwankungen reagieren kann. Indirekt gilt Ähnliches für die abhängige Futtermittelproduktion. Daher ist es nun der Preis, der reagiert. Der kapitalistische „freie“ Markt regelt in seiner Anarchie eben genau gar nichts außer den Profiten für das Großkapital, während die Bauernschaft ebenso wie die Arbeiterklasse und kleine Selbständige das Nachsehen hat – das ist eine Grundregel des Kapitalismus, die sich in der Wirtschaftskrise nochmals verstärkt. Insofern ist klar, dass schlussendlich das kapitalistische Schweinesystem der rücksichtslosen Ausbeutung von Mensch und Tier fallen muss – mittelfristig darf man aber die konkreteren österreichischen Produktionsbedingungen und das Konsumverhalten in Bezug auf Schweinfleisch ebenfalls ein wenig überdenken.

Quelle: ORF Kärnten

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