Das Land Oberösterreich soll die Werbeagentur eines prominenten Rechtsextremisten gebucht haben. Wer den Auftrag erteilt habe, dazu schweigt die Presseabteilung des Landes.
Oberösterreich. Die MS Medienlogistik Werbe GmbH soll zumindest in den Jahren 2019 und 2020 Aufträge des Landes Oberösterreich erhalten haben. Und dieses Unternehmen gehört niemandem geringeres als Stefan Magnet, einem führenden Akteur der extremen Rechten in Oberösterreich. Dass das Land Oberösterreich mit dem Unternehmen zusammengearbeitet hat, geht aus einer Excel-Tabelle, in der jene Werbeagenturen aufgelistet sind, die vom Land beauftragt wurden, eindeutig hervor. Das Nachrichtenmagazin Profil machte die Causa nun publik.
„Magnet ist ein relevanter Kopf der extremen Rechten, zumal er an der Schnittstelle mehrerer Spektren sitzt: vom organisierten Neonazismus, mit dem ihn zumindest seine Biografie verbindet, über die sogenannten ‚Alternativmedien‘, die er regelmäßig bespielt, bis hin zur FPÖ. Zudem hat er durch das Aufspringen auf die Corona-Protestwelle seine Bekanntheit über die rechtsextreme Publizistik und Organisationenlandschaft hinaus erweitern können“, erklärt Bernhard Weidinger, Rechtsextremismus-Experte vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW).
Der 37-jährige Stefan Magnet war in seinen Jugendjahren Führungskader der 2007 aufgelösten Neonazi-Gruppierung „Bund freier Jugend“ (BfJ), galt damals als heimlicher Vorsitzender der Jugendorganisation und war Herausgeber des Magazins „Jugendecho“, das sich selbst als „Kampfschrift der nationalen Jugend in Österreich“ bezeichnete. Nach seiner Haftentlassung wechselte der Rechtsextremist als Prokurist zu Moser Medien Group Austria (MMGA) nach Wels, wo er den verurteilten Neonazi Andreas Thierry unter falschem Namen ins Unternehmen holte. Sowohl Thierry als auch Magnet mussten, nachdem die Sache aufgeflogen war, das Unternehmen verlassen. Wie das Profil schreibt, nahm Stefan Magnet einst auch an einer Veranstaltung mit dem Neonazi Gottfried Küssel teil, gemeint damit dürfte das Palm-Gedenken im Jahr 2006 in Braunau am Inn gewesen sein, an dem beide Akteure zugegen waren. Ein nationalistisches Modelabel, das Stefan Magnet gründete, dürfte mit seinen rassistischen Aufdrucken offenbar zu wenige Abnehmer gefunden und den Vertrieb eingestellt haben.
Heute ist Magnet aber nicht weniger in der rechtsextremen Szene umtriebig: Er publiziert im „Wochenblick“ und im rechtsextremen Magazin „Info-Direkt“, für das sich der ehemalige BfJ-Kader Michael Scharfmüller verantwortlich zeichnet. Für letzteres betreute Magnet gemeinsam mit seiner Frau zumindest in den Anfängen auch die Logistik. Neuerdings produziert er für seinen neuen Online-Fernsehsender AUF1. Das Hauptaugenmerk setzt er dabei auf krude Corona-Verschwörungstheorien. Auch auf seinen Socialmedia-Kanälen verbreitet er seine Thesen zur Pademie, die für ihn nichts anderes als ein „Fake“ und eine „Lüge“ sei. Insbesondere Stefan Magnets jüngsten Eskapaden in Bezug auf Corona dürften dafür gesorgt haben, dass mehrere seiner Videos auf Youtube gelöscht wurden und auch der Zahlungsdienstleister PayPal seine Konten gesperrt hat.
Das Land Oberösterreich dürfte das in den Jahren 2019 und 2020 offenbar nicht so eng gesehen haben und trotz der einschlägigen Vergangenheit Magnets seiner Werbeagentur Aufträge erteilt haben. Das Profil wollte nun noch den Fragen nachgehen, wer diese Aufträge erteilt habe, für welchen Zweck und um welche Summen. Doch die Presseabteilung des Landes verweigerte unter Verweis auf den „Datenschutz“ jegliche Aussage dazu. Deswegen schickte das Nachrichtenmagazin an alle neun Landesregierungsmitglieder eine entsprechende Anfrage. Grüne, SPÖ und ÖVP konnten für ihre Landesrätinnen und ‑räte derartige Aufträge ausschließen. Zwei der drei FPÖ-Landesräte ignorierten die profil-Anfrage gänzlich, lediglich FPÖ OÖ-Vorsitzender Manfred Haimbuchner antwortete, dass er „keine Aufträge an besagte Werbeagentur vergeben“ habe.
Zumindest seltsam erscheint es dann aber, dass in der aktuellen Ausgabe des Magazins „Unser Oberösterreich“, für das sich das Land Oberösterreich verantwortlich zeichnet, unter einem Bild Haimbuchners die Fotoquelle „Medienlogistik“ angegeben wurde, also dem Unternehmen des Rechtsextremisten Magnet. Und bereits im Jahr 2013 produzierte das zweifelhafte Unternehmen für das Land Oberösterreich. Auftraggeber für die Naturschutz-Werbespots war der damalige Naturschutzlandesrat – und dieser hieß: Manfred Haimbuchner.
Quelle: Profil