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Corona trifft vermehrt Junge

Österreich. Unter den neu verzeichneten Coronafälle befinden sich immer mehr junge Menschen. So war die Altersgruppe, die zuletzt am stärksten vertreten war, die der 15- bis 24-Jährigen. Laut Angaben des Gesundheitsministeriums ist das Durchschnittsalter der positiv Getesteten seit April bereits um 20 Jahre gesungen, und zwar auf nunmehr 32,2 Jahre. Gesundheitsminister Rudolf Anschober macht ein zu geringes „Risikobewusstsein“ dafür verantwortlich. 

Regierung handelt fahrlässig

Gewiss gibt es Fälle von Fahrlässigkeit, die zur Verbreitung des Coronavirus beitragen und zur Bildung sogenannter Cluster führen können. Dabei sollte man jedoch vor allem auch über Fahrlässigkeit auf der Ebene politischer Entscheidungen reden. Einige Beispiele: Warum scheint die Regierung davon auszugehen, dass Corona vor Werkstüren Halt macht und sich nur in Schulen und in der Freizeit verbreitet? Warum werden Anbieter öffentlicher Verkehrsmittel nicht dazu verpflichtet, Desinfektionsmittelspender aufzuhängen und die maximale Fahrzeuggarnitur zu betreiben, sodass die vorgeschriebenen Mindestabstände überhaupt erst eingehalten werden können? Warum sind Firmen nicht mehr dazu verpflichtet, umfassend auf Homeoffice umzustellen? Warum wurde die Maskenpflicht im Einzelhandel aufgehoben, abgesehen von Supermärkten und einigen anderen Ausnahmen? 

Das sind nur einige Beispiele für wirksame Maßnahmen, die einfach umgesetzt werden könnten, ohne negative Konsequenzen für andere Bereiche des Gesundheitswesens beziehungsweise der menschlichen Gesundheit mit sich zu bringen. Anschober musste heute eingestehen, dass die von der Regierung getroffenen Maßnahmen im „Lockdown“ dazu geführt haben, dass etwa die Behandlung von Krebspatienten und Menschen mit psychischen Erkrankungen vernachlässigt wurde. Unerwähnt blieb dabei selbstverständlich, dass auch diese Nebenwirkungen vermeidbar wären, wenn das Gesundheitssystem nachhaltig ausgebaut werden würde. Die Regierung macht allerdings nicht die geringsten Anstalten in diese Richtung. Stattdessen bleibt sie beim bloßen Krisenmanagement stehen. Man mag es Zufall nennen oder System, jedenfalls ist das genau die Politik, die dem Kapital am besten dienlich ist: Nur so viel wirklich in die Gesundheit der Menschen investieren, wie unbedingt nötig ist, um sie arbeitsfähig zu halten und gleichzeitig die gesundheitliche Krise auszunutzen um die kapitalistische Krise zu verschleiern und den Klassenkampf gegen die Arbeiterklasse zu verschärfen. Zudem soll mit allen Mitteln verhindert werden, dass für Unternehmen zusätzliche Kosten oder Umsatzeinbußen entstehen. Die objektiven Klasseninteressen bedenkend, erscheint das Handeln der Regierung nicht mehr als fahrlässig, sondern als planmäßig. 

Winter is coming

Und abschließend an diejenigen Menschen gerichtet, die aus verschiedenen Gründen tatsächlich fahrlässig mit ihrer eigenen Gesundheit und der ihres Umfelds umgehen: Ihnen möchte man fast mit den Worten einer bekannten Fantasybuchreihe und TV-Serie begegnen – „winter is coming“. Österreich mag bisher vergleichsweise glimpflich davongekommen sein, aber einen Impfstoff wird es nach aller Wahrscheinlichkeit erst nach dem nächsten Winter geben. Zudem steht bereits fest, dass auch Grippeimpfungen nicht in ausreichender Anzahl vorhanden sein werden. Das heißt, die Monate, in denen das menschliche Immunsystem ohnehin geschwächt ist, in denen wir uns außerdem vorwiegend in Räumen aufhalten und in denen außerdem auch die nächste Grippewelle kommen wird, könnten noch einmal für viele Menschen gefährlich werden. Diese Bedrohung sollte ernst genommen werden, auch wenn es einem das Agieren der Regierung oft nicht leicht macht nimmt. 

APA/OTS

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