Am Abend des 9. November 1938 sowie in der Nacht vom 9. auf den 10. November und teilweise auch darüber hinaus inszenierte und organisierte das faschistische NS-Regime im damaligen Deutschen Reich das groß angelegte Novemberpogrom gegen die jüdische Bevölkerung.
Allein auf dem Gebiet Österreichs, das seit März desselben Jahres von der deutschen Wehrmacht besetzt und von Deutschland annektiert war, wurden über 40 Synagogen und Bethäuser in Brand gesetzt und zerstört. Die weiteren Zahlen sind zum Teil ungewiss und vermutlich eher Untergrenzen: 27 Menschen jüdischen Glaubens bzw. jüdischer Abstammung gemäß NS-Rassenvorstellung wurden ermordet, 100 schwer verletzt, mehr als 500 Menschen wurden in den Suizid gehetzt. Über 6.500 jüdische Österreicherinnen und Österreicher wurden im Zuge des Novemberpogroms verhaftet, von denen wiederum etwa 4.000 ins KZ Dachau verschleppt wurden. Im Bereich des Materiellen wurden rund 4.000 jüdische Geschäfte und Gewerbebetriebe geplündert, zerstört und enteignet. Aus tausenden Wohnungen wurden die bisherigen jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner vertrieben bzw. deportiert.
Das NS-Regime, insbesondere in Form der SS und gerade in Wien unter kräftiger Mithilfe ziviler Sympathisanten und Kollaborateure, organisierte mit dem Novemberpogrom, von ihm in zynischer Weise „Kristallnacht“ genannt, nicht nur staatsterroristische Aktionen, sondern gezielt die endgültige Entrechtung der jüdischen Bevölkerung sowie deren völlige Ausschaltung aus dem Wirtschaftsleben. Dies führte zur Aufhebung jeglicher Rechtssicherheit für Juden und Jüdinnen sowie vieler moralischer Grenzen bei der nichtjüdischen Bevölkerung. Auch zeigte sich die ökonomische und soziale Bedeutung der NS-faschistischen Judenverfolgung: Das jüdische Vermögen, ob Kapital oder private Besitztümer, fiel der wirtschaftlichen Neuordnung zum Opfer, Häuser und Wohnungen – allein in Wien über 50.000 – konnten neu vergeben werden, Grund und Boden wurden zweckmäßig requiriert. Dies waren Voraussetzungen sowohl der Erhaltung einer profaschistischen Massenbasis in der Bevölkerung als auch der Vorbereitung des folgenden imperialistischen Angriffskrieges, woran das herrschende deutsche Monopol- und Finanzkapital höchstes Interesse hatte.
Für die jüdische Bevölkerung markierte das Novemberpogrom einen klaren Wendepunkt von der Verfolgung und Deportation zum Genozid, zur Vernichtung, die schlussendlich systematisch mit industriellen Mitteln und unter kapitalistischer „Logik“ betrieben wurde – es war ein Vorbote der Shoa. Bis 1945 wurden von über 200.000 jüdischen Österreicherinnen und Österreichern, die das NS-Regime 1938 definiert hatte, 65.000 in Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet. 120.000 Menschen gelang rechtzeitig die Flucht, wovon nur wenige nach 1945 zurückkehrten. Heute leben nur noch etwas mehr als 10.000 Juden und Jüdinnen in Österreich.
Der historische antifaschistische Widerstand im österreichischen Untergrund und im Exil – vor allem die Kommunistinnen und Kommunisten – verurteilte die barbarischen Vorgänge des Novemberpogroms. Die damals marxistisch-leninistische KPÖ bekannte sich schon zuvor, im August 1938, in ihrer Erklärung „Der Kampf um die Befreiung Österreichs“ zum „Kampf gegen die Kulturbarbarei und den Antisemitismus“ und stellte fest, „dass der Schutz der jüdischen Mitbürger ein unbedingt notwendiger Bestandteil des antifaschistischen Kampfes ist.“
Die vor zehn Jahren gegründete Partei der Arbeit Österreichs (PdA) steht in der Tradition der marxistisch-leninistischen, revolutionären kommunistischen Bewegung Österreichs, in der Tradition des antifaschistischen Widerstandes 1934 – 1945 sowie des antideutschen Freiheitskampfes 1938 – 1945. Am heutigen 9. November ruft die PdA dazu auf, der Opfer des historischen deutschen Faschismus und seiner österreichischen Kollaborateure zu gedenken, die Widerstandskämpferinnen und ‑kämpfer gegen Diktatur, Okkupation und Fremdherrschaft zu ehren.
Die Partei der Arbeit hält außerdem fest: „Wir bekräftigen unser Bekenntnis gegen Faschismus, Militarismus und Krieg. Wir wenden uns gegen Rechtsextremismus und Deutschnationalismus. Wir verurteilen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Dies alles im Wissen, dass die Welt der Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit jenseits des Kapitalismus und Imperialismus liegt. Erst im Sozialismus entsteht jene Welt, in der Unterdrückung und Ausbeutung, Krieg und Faschismus für immer überwunden sind.“