HomeInternationalesSpekulationen nach Flugunterbrechung in Minsk

Spekulationen nach Flugunterbrechung in Minsk

Die weißrussischen Behörden haben eine über ihr Territorium fliegende Maschine der Fluggesellschaft Ryanair zu einer Flugunterbrechung in Minsk umgeleitet. Angeblicher Grund war eine Bombendrohung der Hamas, was diese dementierte. Die weißrussische Polizei verhafteten den an Bord der Maschine befindlichen Blogger Roman Protassewitsch.

Minsk. Am Sonntag wurde ein Linienflug von Athen nach Vilnius von den weißrussischen Behörden umgeleitet und zur Landung in Minsk angehalten. Im Zuge dieser ungeplanten Zwischenlandung einer Ryanair-Maschine wurde der oppositionelle weißrussische Blogger Roman Protassewitsch verhaftet. 

Der Verhaftete gehört zu den einflussreichsten Figuren der oppositionellen Medienszene. Es gibt aber auch Berichte und Fotos in den sozialen Netzen, die ihn beim Sturz von Lenin-Statuen in der Ukraine und mit SS-Stahlhelm zeigen. Er soll angeblich an einer militärischen Ausbildung der rechtsradikalen ukrainischen Söldnertruppe „Asow“ teilgenommen haben. Protassewitsch lebte zuletzt in Litauen und besaß darüber hinaus eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis für Polen. Die beiden Länder werden von weißrussischer Seite verdächtigt, mit ihren Geheimdiensten die weißrussische Opposition zu lenken.

Weißrussland bestätigte die Verhaftung mit einem Tag Verspätung am Montag. Eine mögliche zweite Verhaftung wurde von Seiten Minsks bisher nicht bestätigt. Diese steht im Raum, nachdem die Universität in Vilnius erklärte, dass eine Begleiterin Protassewitschs, die an der Uni als Studentin eingeschrieben ist, ebenfalls nicht am Zielflughafen ankam. Es wird spekuliert, ob es sich bei der Frau um eben jene handelt, die der russische Außenminister Sergej Lawrow am Montag in einer Pressekonferenz erwähnte.

Keine Bombendrohung der Hamas

Von offizieller Seite in Weißrussland heißt es, dass eine Bombendrohung der Hamas gegen den Flug vorgelegen habe. Der Chef der weißrussischen Luftfahrtabteilung zitierte bei einer Pressekonferenz aus einer russischen Übersetzung der auf Englisch abgefassten E‑Mail. Die Hamas dementierte eine Bombendrohung gegen das Flugzeug am Montagabend.

Die weißrussische Luftwaffe betonte, dass die Zwischenlandung in Minsk freiwillig erfolgte, nachdem die Besatzung über die Bombendrohung informiert worden war. Ryanair behauptete zuvor hingegen, dass die Flugunterbrechung nicht freiwillig erfolgte, sondern erzwungen wurde.

Der Chef der litauischen Kriminalpolizei, Rolandas Kiskis, erklärte, dass von den 126 Fluggästen, die sich in Athen an Bord des Fluges befanden, lediglich 121 in Vilnius ankamen. Von westlicher Seite wird nun spekuliert, ob sich an Bord der Maschine auch weißrussische Geheimagenten befanden, die in Minsk blieben. Befeuert werden die Spekulationen durch die Aussagen des weißrussischen Oppositionspolitikers Pawel Latuschko, der behauptet, dass ein Weißrusse und vier Russen die Weiterreise ebenfalls nicht angetreten haben. Rein rechnerisch ergibt das aber nur Sinn, wenn man Protasswitsch und seine Begleitung nicht dazuzählt. Ansonsten wären nur drei weitere Personen nicht weitergereist.

EU verhängt weitere Sanktionen

Der EU-Gipfel vereinbarte die Sperrung des Luftraums für Flugzeuge aus Weißrussland sowie ein Landeverbot auf EU-Flughäfen und forderten die sofortige Freilassung des Oppositionellen Roman Protasewitsch. In ihrer Gipfelerklärung riefen die Staats- und Regierungschefs Airlines aus der EU zudem auf, den Luftraum Weißrusslands nicht mehr zu überfliegen. Den EU-Ministerrat beauftragten sie damit, „gezielte Wirtschaftssanktionen“ gegen das Land zu verhängen. Auch solle die EU-Sanktionsliste gegen weißrussische Vertreter und Organisationen ausgeweitet werden.

Quellen: ORF/ORF/ORF

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