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USA: Nachhilfe bei der eigenen Hinrichtung

Ein Bericht legt offen, dass bei jeder dritten Exekution in diesem Jahr in den USA etwas falsch lief. Manche Verurteilte mussten bei ihrer Hinrichtung sogar mithelfen.

Washington D.C. Der neue Bericht des Death Penalty Information Centers (DPIC) zeigt die Missstände im US-amerikanischen System der Todesstrafe auf. Sieben von 20 Exekutionen in diesem Jahr entsprachen nicht den Standards, worunter die Opfer zu leiden hatten. 35 Prozent der Hinrichtungen wiesen gravierende Mängel auf.

Die Rede ist von zum Tode Verurteilten, die mithelfen mussten, passende Venen für die Giftspritze zu finden, von Einstichen in der Leistengegend nach Fehlschlägen, die Todesspritze zu verabreichen oder Töchter, die ihren Vätern bei der Hinrichtung nicht beistehen durften.

Clarence Dixon

Bei einem verurteilten Mörder in Arizona, Clarence Dixon, suchten die Henker am 11. Mai 2022 fast eine halbe Stunde lang nach einer passenden Vene für die Todesspritze. Erfolglos gaben sie die Versuche auf und fügten ihm illegalerweise einen Schnitt in der Leistengegend zu, um eine Vene zu finden. Das DPIC führt an, dass Dixon „während des Einführens Schmerzen zu haben schien und Grimassen zog.“ Reporter berichten, dass Dixon dabei viel Blut verlor:

„Der Reporter der Associated Press, Paul Davenport, der ebenfalls Zeuge der Hinrichtung war und sah, wie der Einschnitt vorgenommen wurde, sagte auf der Pressekonferenz nach der Hinrichtung, dass die Mitglieder des Hinrichtungsteams ‚eine ziemliche Menge Blut‘ von Dixons Leiste abwischen mussten. Taylor Tasler, ein Medienzeuge der NBC-Tochtergesellschaft KTAR aus Phoenix, berichtete, dass Dixon nach der Verabreichung der Medikamente keuchte und kurz darauf das Bewusstsein verlor.“

Frank Atwood

Auch beim verurteilten Mörder Frank Atwood wurde lange vergebens nach einer Vene gesucht – bei ihm dauerte die Suche ganze 40 Minuten. Er litt stark unter den Schmerzen und bezichtigte die Henker der Unfähigkeit. Er wies darauf hin, dass die Prozedur der Venensuche Sanitätern regelmäßig gelungen war und schlug vor, die Todesspritze in eine Vene des Handrückens einzuführen, was auch gelang und zu seinem Tode führte. Atwood bezeichnete sich bis zum Schluss als unschuldig an dem ihm vorgeworfenen Mord. Seine Hinrichtung erfolgte am 8. Juni dieses Jahres.

Kevin Johnson Jr.

Johnson Jr. Wurde Ende November mit der Todesspritze hingerichtet. Seine Tochter konnte in seinen letzten Stunden nicht bei ihm sein, da sie erst 19 Jahre alt war. Im Sinne des US-amerikanischen Jugendschutzes war sie zu jung, da in Missouri nur Menschen über 21 Jahren an Exekutionen teilnehmen dürfen. Ihr Gesuch um eine Ausnahme wurde abgelehnt. Ihre Mutter hatte sie bereits 2007 verloren, und so wollte sie ihrem letzten verbliebenen Elternteil in seinen letzten Stunden beistehen. Die Erfüllung dieses Wunsches blieb ihr verwehrt.

Zustimmung für die Todesstrafe zwar gesunken, aber immer noch hoch

In diesem Jahr wurden in den USA insgesamt 18 Hinrichtungen durch die Todesstrafe durchgeführt und 22 Todesurteile verhängt. Damit wären die die Todesstrafe betreffenden Zahlen im Vergleich zu den letzten Jahren rückläufig. Laut einer Umfrage durch das Meinungsforschungsinstitut Gallup im vergangenen November verurteilen inzwischen 42 Prozent der Bevölkerung die Todesstrafe. 55 Prozent befürworten allerdings noch die Exekution von Verurteilten. Die Ablehnung der Todesstrafe erhöht sich bei den Befragten, wenn Umstände wie intellektuelle und psychische Beeinträchtigungen oder junges Alter der Täterinnen und Täter eine Rolle spielt.

Quellen: Standard / DPIC

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