HomePanoramaNach „strategischer Allianz“: Sebastian Kurz ist Direktor bei staatlichem Wasserstoffkonzern in Abu...

Nach „strategischer Allianz“: Sebastian Kurz ist Direktor bei staatlichem Wasserstoffkonzern in Abu Dhabi

Recherchen der niederländischen Investigativplattform „Follow the Money“ und des Standards zeigen, dass der österreichische Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) derzeit Direktor eines staatlichen Wasserstoffkonzerns aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ist.

Wien. Abu Dhabi. 2006 wurde das Wasserstoffunternehmen Masdar gegründet. Es möchte laut Eigendarstellung „das globale Kraftzentrum für saubere Energie und grünen Wasserstoff“ werden. Bereits jetzt sei es „einer der weltgrößten Investoren im Bereich Erneuerbare Energien“. Mittlerweile ist das staatseigene Unternehmen in mehr als 40 Staaten aktiv – die Beteiligungen belaufen sich auf einen Gesamtwert von rund 260 Millionen Euro.

Auch in Europa ist Masdar tätig. Die Masdar Solar & Wind Kooperation wurde im März 2008 gegründet und hat ihren Sitz in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam. Von hier aus werden die europäischen Projekte des Konzerns verwaltet. Dazu gehören Solarkraftwerke in Polen, ein Offshore-Windpark vor der Küste Schottlands sowie Windparks nahe London, in Montenegro und Polen.

Sieben Direktoren sind laut dem Firmenbuch für die Geschäfte der Europa-Tochter zuständig, bei der formell nur drei Mitarbeiter beschäftigt sind. Einer davon ist der österreichische Ex-Kanzler Sebastian Kurz. Angetreten hat dieser den Posten bereits Ende April 2022, also zirka ein halbes Jahr nach dem Ende seines Wirkens als Bundeskanzler.

Und während der Ex-Kanzler keinen Hehl etwa um seine Tätigkeit für den reaktionären und höchst umstrittenen Milliardär Peter Thiel macht, versuchte er den Masdar-Posten wohl vor der Öffentlichkeit zu verbergen: Auf der Website von Kurz‘ Beratungsfirma SK Management GmbH findet man dazu nichts, sehr wohl jedoch über andere seiner Posten und Tätigkeiten.

Ein Grund für die Geheimniskrämerei liegt auf der Hand: Nur zwei Monate vor Kurz‘ Abtritt als Kanzler beschlossen Österreich und die Vereinigten Arabischen Emirate eine „strategische Partnerschaft“ – ausgerechnet im Bereich Wasserstoff. Kurz erklärte bereits im Sommer 2021, man wolle eine „bilaterale Allianz bestehend aus den Spitzenbetrieben der österreichischen und der emiratischen Industrie“ bilden. Die ÖVP hatte zuvor massiv Werbung für Wasserstoff als PKW-Antriebstechnologie der Zukunft gemacht, zur Verwunderung von zahlreichen Expertinnen und Experten auf diesem Gebiet.

Und das resultierte dann eben in der Unterzeichnung der „strategischen Partnerschaft“. Für die VAE unterschrieb Sultan Al Jaber – nicht nur Industrieminister der VAE, sondern auch Chef von Masdar und damit der aktuelle Arbeitgeber von Sebastian Kurz. Dass es sich bei dem Direktor-Posten um ein Zeichen der Dankbarkeit für Kurz‘ Wirken als Kanzler handelt, erfordert also nur wenig Gedankenakrobatik.

Unbekannt ist bis dato, worin genau die Tätigkeiten des ehemaligen Kanzlers bei Masdar liegen, ebenso wie sein Verdienst. Weder der Konzern noch Kurz‘ Büro kamen auf dahingehende Anfragen des Standards und „Follow the Money“ zurück.

Quellen: Der Standard/Der Standard

- Advertisment -spot_img
- Advertisment -spot_img

MEIST GELESEN