HomeKlassenkampfLohnabschlüsse unter der Inflationsrate in der Elektro- und Glashüttenindustrie

Lohnabschlüsse unter der Inflationsrate in der Elektro- und Glashüttenindustrie

Eine Gewerkschaft, die den Kolleginnen und Kollegen zweier Branchen mit dem Abschluss der Kollektivvertragsverhandlungen Reallohnverluste beschert, und in anderen Branchen Abschlüsse in dieser Höhe als unzumutbar bezeichnet, arbeitet hart an der eigenen Unglaubwürdigkeit.

Wien. Die Gewerkschaft PRO-GE, die für eine Vielzahl von Branchen zuständig ist, hat in der Chemischen Industrie Protestaktionen gestartet, wie wir bereits berichteten. Die Kollektivvertragsverhandlungen sind unterbrochen, nachdem von den Unternehmervertretern zuletzt ein „Angebot“ über eine Erhöhung der Ist- und Reallöhne und Gehälter um 1,45 Prozent angeboten wurde. Das Verhandlungsteam der PRO-GE lehnte das Angebot ab, weil es einen „realen Einkommensverlust“ bedeuten würde.

Ebenfalls zurückgewiesen wurde ein „Angebot“ der Papierindustriellen, das eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 1,6 Prozent vorgesehen hätte. Auch 1,6 Prozent würden noch einen Kaufkraftverlust bei den Löhnen und Gehältern bedeuten.

Während in diesen beiden Branchen also die unzureichenden Angebote der Unternehmerseite (vorerst) nicht akzeptiert werden, hat dieselbe Gewerkschaft PRO-GE in zwei anderen Branchen Kollektivvertragsverhandlungen abgeschlossen, die genau diesen Reallohnverlust bedeuten. 

In der Elektro- und Elektronikindustrie wurde ein Abschluss über 1,6 Prozent getätigt, den man sich seitens der Gewerkschaftsführung durch die Auszahlung einer einmaligen „Corona-Prämie“ von 150 Euro schönredet, und die erst bis Ende September ausbezahlt wird. Die Verhandlungen in der Glashüttenindustrie wurden gar nur mit 1,4 Prozent Lohnerhöhung beendet, hier versucht die Gewerkschaft PRO-GE das katastrophale Ergebnis dadurch zu beschönigen, dass künftig der 24. und der 31. Dezember arbeitsfrei sind.

Die Erhöhungen der Löhne und Gehälter sollen immer das abgelaufene Jahr abbilden. Da war die durchschnittliche Inflationsrate in etwa bei 1,5 bis 1,6 Prozent. Die Kolleginnen und Kollegen der Elektro‑, der Elektronik‑, und der Glashüttenindustrie haben also real niedrigere Löhne als zuvor. Dass sie von der Produktivitätssteigerung gar nichts haben, und die Unternehmer dadurch weitere Zusatzgewinne einstreifen konnten, ist eine weitere Tatsache. 

Für viele Kolleginnen und Kollegen stellt sich die Frage, was das für eine Interessenvertretung ist, die ihnen bei den Kollektivvertragsverhandlungen so in den Rücken fällt? Und wie glaubwürdig ist eine Gewerkschaft, die in den einen Branchen zu den schlechten Bedingungen abschliesst, die sie in anderen als unzumutbar bezeichnet?

Quelle: PRO-GE

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