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Ein dreister Versuch des Konzerns Disney

Disney hat seine Behauptung zurückgezogen, dass ein Mann das Unternehmen wegen des Todes seiner Frau nicht verklagen könne, weil er sich bei einer kostenlosen Testversion von Disney+ auf die AGBs angenommen habe.

Orlando. Jeffrey Piccolo reichte eine Klage wegen widerrechtlicher Tötung gegen Disney und die Besitzer eines Restaurants ein, nachdem seine Frau im Jahr 2023 an einer schweren allergischen Reaktion nach einem Essen in Disney World in Florida gestorben war. Disney hatte argumentiert, dass der Fall aufgrund einer Klausel in den Geschäftsbedingungen seines Streamingdienstes Disney+, den Herr Piccolo 2019 kurzzeitig abonniert hatte, vor ein Schiedsgericht gebracht werden sollte. Hierin steht, dass von Klagen gegen den Konzern abgesehen werden würde und man sich damit einverstanden erkläre. Rechtsexperten erklärten gegenüber der BBC, dass Disney an die Grenzen des Vertragsrechts“ gegangen sei. „Disneys Argument, dass die Akzeptanz ihrer Geschäftsbedingungen für ein Produkt alle Interaktionen mit diesem Unternehmen abdeckt, ist neu und potenziell weitreichend“, sagte Ernest Aduwa, Partner bei Stokoe Partnership Solicitors, die nicht an dem Verfahren beteiligt sind.

Nach öffentlicher Empörung über diesen dreisten Versuch des Konzerns, den Kläger von vornherein um sein Recht zu bringen, hat das Unternehmen jedoch entschieden, dass die Angelegenheit nun vor Gericht verhandelt werden kann. „Wir glauben, dass diese Situation einen sensiblen Ansatz rechtfertigt, um eine Lösung für die Familie zu finden, die einen so schmerzlichen Verlust erlitten hat“, sagte Josh D’Amaro von Disney in einer Erklärung gegenüber der BBC. „Daher haben wir beschlossen, auf unser Recht auf ein Schiedsverfahren zu verzichten und die Angelegenheit vor Gericht zu verhandeln.“

Die Anwälte von Piccolo sagten: „Versuche von Konzernen wie Disney, Geschworenenprozesse zu vermeiden, sollten mit Skepsis betrachtet werden“. Bei einem Schiedsverfahren wird ein Streitfall von einer neutralen dritten Partei überwacht. Jamie Cartwright, Partner bei der Anwaltskanzlei Charles Russell Speechlys, vermutete, dass Disneys Sinneswandel durch die „negative Publicity“ motiviert war, die sein ursprüngliches Vorgehen ausgelöst hatte. „Mit dem Versuch, die Klage aus sehr dürftigen Gründen in einen vertraulichen Rahmen zu drängen, hat Disney genau die Aufmerksamkeit erregt, die es wahrscheinlich vermeiden wollte“, sagte er der BBC. Diese Vermutung liegt nahe. Denn der Konzern ist, wenn man sich mit Arbeitsrechten und der Praxis näher auseinandersetzt, ein knallharter Hund, bei dem die Profit – wie im Kapitalismus üblich – im Mittelpunkt stehen, und zwar auf Kosten von Menschen. Das so deutlich und öffentlich zu dokumentieren, wie im Falle des Verfahrens mit Piccolo ist jedoch nicht imageförderlich für einen Konzern, der mit Märchen- und Kinderfilmen doch eigentlich ein ganz anderes Image verkörpert oder verkörpern will.

Piccolo und seine Frau, Dr. Kanokporn Tangsuan, aßen im Raglan Road, einem irischen Pub, der sich auf dem Gelände von Disney Springs in Orlando befindet, aber von einem unabhängigen Unternehmen betrieben wird. Er behauptet, das Restaurant habe sich nicht ausreichend um die schweren Allergien seiner Frau gegen Milchprodukte und Nüsse gekümmert, obwohl sie wiederholt darauf hingewiesen wurde. Sie starb noch am selben Tag im Krankenhaus. Der Gerichtsakte zufolge wurde ihr Tod von einem Gerichtsmediziner „als Folge einer Anaphylaxie aufgrund erhöhter Milch- und Nusskonzentrationen in ihrem Körper“ bestätigt.
Piccolo verklagt Disney auf eine Summe von mehr als 50.000 Dollar, zusätzlich zu anderen Entschädigungen für das erlittene Leid, den Einkommensverlust und die medizinischen und rechtlichen Kosten. Disney argumentiert, dass es keine Kontrolle über die Verwaltung und den Betrieb des Restaurants hatte, was ja noch plausbel ist, aber mit Disney+ AGBs zu argumentieren erscheint doch eher absurd.

Quelle: BBC

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