Brüssel. Am Montag wurden in ganz Belgien der öffentliche Nahverkehr, der Flugverkehr, Schulen und wichtige Dienstleistungen unterbrochen, da ein landesweiter Streik stattfand, um gegen die von der Koalition, die die neue föderale Regierung bildet, vorgeschlagenen Pensionsreformen zu protestieren.
In Brüssel etwa marschierten über 30.000 Feuerwehrleute, Lehrerinnen, Lehrer und Gewerkschaftsmitglieder auf der Straße. Sie prangerten die Pensionsreformen als „Angriff auf die Pensionen“ an und forderten bessere Arbeitsbedingungen, höhere Arbeitgeberbeiträge und kürzere Laufbahnanforderungen für anspruchsvolle Berufe. Sie kritisierten auch die Steuererleichterungen für Unternehmen und argumentierten, dass die Reformen eine unfaire Belastung für die Arbeiterinnen und Arbeiter darstellen würden.
Der Marsch begann gegen 10.00 Uhr Ortszeit und verlief etwa zweieinhalb Stunden lang durch die zentralsten Straßen der belgischen Hauptstadt in einer festlichen Atmosphäre, obwohl es gelegentlich zu Zwischenfällen kam. Etwa 25.000 Demonstrantinnen und Demonstranten waren Lehrpersonen aus dem flämischen Bildungssystem, eine Zahl, die der französischsprachige öffentliche Rundfunk RTBF als „historisch“ bezeichnete.
Es geht um Einsparungen von 3 Milliarden Euro
Der von der gemeinsamen Gewerkschaftsfront organisierte Protest fand zu einer Zeit statt, in der sich die Verhandlungen zwischen den fünf Parteien, die Teil der künftigen Regierungskoalition sein wollen, intensivieren und versuchen, die letzten Hindernisse für eine Einigung zu überwinden, darunter die heikle Frage der Pensionen. Gewerkschaften befürchten, dass die künftige Regierung auf eine Pensionsreform zurückgreifen wird, um Einsparungen von drei Milliarden Euro zu erzielen.
Der Streik aber war erfolgreich: Der öffentliche Nahverkehr war stark beeinträchtigt, nur einer von drei Zügen verkehrte zwischen den großen Städten. In Brüssel verkehrten U‑Bahn, Straßenbahn und Busse nur mit eingeschränkter Kapazität, während die meisten Buslinien in Wallonien vollständig eingestellt wurden. Auch im Flugverkehr kam es zu erheblichen Beeinträchtigungen: Etwa 40 Prozent der Flüge am Flughafen Brüssel wurden gestrichen und am Flughafen Charleroi wurden ab Mittag alle Flüge eingestellt.
Der Bildungssektor war ebenfalls stark betroffen: Rund 40 Prozent der Grund- und Sekundarschulen in Flandern blieben geschlossen. Darüber hinaus kam es in Brüssel und Wallonisch-Brabant zu Verzögerungen bei der Müllabfuhr und den Postdiensten.
Quelle: teleSUR