Während in vielen Teilen der Welt Menschen unter prekären Arbeitsbedingungen für Amazon schuften, gönnt sich Jeff Bezos eine Hochzeitsfeier der Superlative: In Venedig, der einstigen Handelsmetropole, heute Symbol für den Ausverkauf städtischer Räume an Reiche und Touristen, wird diese Woche der zweitreichste Mensch der Welt seine Vermählung mit Lauren Sánchez feiern – begleitet von Luxusjachten, Prominenten und schwer bewachten Palästen.
Bezos versucht von seiner Dreistigkeit abzulenken mit einer PR-tauglichen Spende in Höhe von einer Million Euro an wissenschaftliche und kulturelle Einrichtungen der Stadt. Was auf den ersten Blick nach Großzügigkeit aussieht, ist nichts weiter als ein Ablenkungsmanöver – ein klassischer Fall von sogenanntem „Philanthrokapitalismus“: Wer systematisch von Ausbeutung und Umweltzerstörung profitiert, versucht sich durch Spenden moralisch reinzuwaschen. Bezos’ geschätztes Vermögen beträgt laut aktuellen Zahlen rund 224,6 Milliarden US-Dollar die Hochzeit wird in den Kosten auf etwa 10 Millionen geschätzt – da wirkt eine Spende von einer Million Euro wie das Trinkgeld eines Milliardärs, der sich gerade ein neues Spielzeug gegönnt hat.
Zynische Almosen
Mit dem Geld soll laut eigenen Angaben das Konsortium Corila unterstützt werden, das sich mit dem Schutz der venezianischen Lagune beschäftigt. Auch die UNESCO und die Venice International University profitieren von den Spenden. Doch diese Beträge ändern nichts am Grundproblem: Der ökologische Zustand Venedigs ist nicht das Ergebnis mangelnder Spenden, sondern einer Politik, die dem globalen Kapital – also Leuten wie Bezos – Tür und Tor geöffnet hat.
Wer sich fragt, was Bezos mit der Lagune zu tun hat, muss nur einen Blick auf seine eigene Flotte werfen: Superjachten, Helikopter und Raketenabenteuer stehen sinnbildlich für einen Lebensstil, der auf maximalem Ressourcenverbrauch und der Externalisierung von Umweltkosten basiert. Während er also vorgibt, die Lagune zu retten, fährt seine eigene Luxusjachtflotte durch dieselben Meere, die durch das Kapital und seine Interessen zerstört werden.
„Wenn du dir Venedig für deine Hochzeit mieten kannst…“
Zahlreiche Aktivist:innen lassen sich vom Glanz der Milliardärs-Hochzeit nicht täuschen. Unter dem Slogan „No Space for Bezos“ und „Everyone Hates Elon“ mit einem 400 Quadratmeter großen Banner auf dem Markusplatz wird sich Luft gemacht. Die Botschaft: „If you can rent Venice for your wedding, you can pay more tax.“ Treffender lässt sich die Situation kaum auf den Punkt bringen.
Denn statt ihre astronomischen Gewinne ordentlich zu versteuern, betreiben Amazon und Bezos seit Jahren aggressive Steuervermeidung und nutzen legale Schlupflöcher, um sich der gesellschaftlichen Verantwortung zu entziehen. Die Spenden sollen vergessen machen, dass Amazon seine Arbeitskräfte unter immensem Druck und teils unwürdigen Bedingungen beschäftigt – und das weltweit. Nicht das Steuern das Problem der Ausbeutung lösen würden aber dieses Sozialschmarotzertum ist dennoch dreist!
Schluss mit dem Reichtum auf Kosten anderer
Ein System, in dem Einzelne mehr Vermögen besitzen als ganze Nationen, während Millionen in Armut leben und der Planet kollabiert, ist kein Fehler – es ist die Logik des Kapitalismus in Reinform. Darüber können auch Bezos Spenden nicht hinwegtäuschen, dass seine Milliarden auf der Ausbeutung von Arbeiterinnen und Arbeitern, der Zerstörung von Lebensräumen und einem unmenschlichen Wettbewerbsdruck beruhen.
Quelle: Oberösterreichische Nachrichten