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Blutige Proteste im Iran

Teheran. Schulmädchen skandierten Slogans, Arbeiter traten in den Streik und überall im Iran kam es zu Zusammenstößen, als die Proteste wegen des Todes von Mahsa Amini trotz der blutigen Niederschlagung in die vierte Woche gingen.

Die Wut entlud sich nach dem Tod der 22-jährigen iranisch-kurdischen Frau am 16. September, drei Tage nachdem sie von der „Sittenpolizei“ wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die strenge iranische Kleiderordnung für Frauen festgenommen worden war.

Die Proteste gingen jedoch auch am Wochenende, trotz laut Regierung vermeintlich natürlichem Tod von Amini weiter. Unter anderem als Präsident Ebrahim Raisi anlässlich der Eröffnung des neuen akademischen Jahres für ein Gruppenfoto mit Studierenden der Teheraner Al-Zahra-Universität posierte.

In der Hauptstadt Teheran und in anderen Städten des Landes kam es am Samstag zu anhaltenden Unruhen, da die vor einigen Wochen verhängten Internetbeschränkungen weiterhin in Kraft blieben. Trotz der Beschränkungen zirkulierten am Sonntag weiterhin Videos in den sozialen Medien, die – neben mehreren größeren Stadtvierteln in der Hauptstadt – unter anderem Proteste in Sanandaj, Isfahan, Karaj, Rasht und Shiraz zeigten.

16-jährige Protestierende ermordet durch Regime

Die 16-jährige Nika Shakarami ist zur jüngsten Ikone der Proteste geworden. Die iranischen Jugendlichen gelten als die größte Bedrohung für die herrschenden Eliten im Iran seit Jahren. Ein Foto von Nika, die ein schwarzes T‑Shirt, einen zweifarbigen Bob-Haarschnitt und Eyeliner trägt, wurde in den sozialen Medien weit verbreitet.

Die Mutter des 16-jährigen iranischen Mädchens hat die offiziellen Behauptungen, ihre Tochter sei von einem hohen Gebäude in den Tod gestürzt, bestritten und erklärte, die Teenagerin sei im Zuge der Niederschlagung von Anti-Hijab-Protesten durch Schläge auf den Kopf getötet worden.

Nasreen Shakarami sagte auch, dass die Behörden den Tod ihrer Tochter Nika neun Tage lang geheim hielten und dann die Leiche aus einem Leichenschauhaus entwendeten, um sie entgegen dem Wunsch der Familie in einem abgelegenen Gebiet zu begraben.

Die trauernde Mutter äußerte sich am Donnerstag in einer Videobotschaft an Radio Farda, den persischsprachigen Arm des von der US-Regierung finanzierten Senders Radio Free Europe.

Tod laut Behörden Unfall

Unterdessen wehrte sich die Mutter von Nika Shakarami gegen die Versuche der Behörden, den Tod ihrer Tochter als Unfall darzustellen. In ihrer Videobotschaft erklärte sie, der gerichtsmedizinische Bericht zeige, dass Nika durch wiederholte Schläge auf den Kopf gestorben sei.

Nikas Körper war unversehrt, aber einige ihrer Zähne, Knochen in ihrem Gesicht und ein Teil der Rückseite ihres Schädels waren gebrochen, sagte sie.

„Der Schaden lag an ihrem Kopf“, sagte Frau Shakarami. „Ihr Körper, ihre Arme und Beine waren unversehrt.

Anfang dieser Woche hatte der iranische Polizeichef, General Hossein Ashtari, behauptet, die Teenagerin sei in ein Gebäude gegangen „und während einer Versammlung aus dem oberen Stockwerk gefallen“. Er sagte, dass „der Sturz aus dieser Höhe zu ihrem Tod führte“.

Frau Shakarami sagte, ihre Tochter habe ihr Haus in Teheran am Nachmittag des 19. September verlassen, um sich den Protesten anzuschließen. Sie sagte, sie habe in den folgenden Stunden mehrmals mit Nika telefoniert und sie angefleht, nach Hause zu kommen. Das letzte Mal sprachen sie vor Mitternacht.

„Dann wurde Nikas Handy ausgeschaltet, nachdem sie und ihre Freunde auf der Flucht Namen von Streitkräften gerufen hatten“, sagte sie.

Am nächsten Morgen suchte die Familie auf Polizeistationen und in Gefängnissen nach Nika, erhielt aber neun Tage lang keine Nachricht über ihren Verbleib. Am 10. Tag übergaben die Behörden schließlich die Leiche und die Familie fuhr zur Beerdigung in die Stadt Khoramabad, sagte sie.

Behörden entwenden Leichnam

Die Behörden verlangten jedoch wiederholt, den Leichnam in Besitz zu nehmen. Am Tag der geplanten Beerdigung erfuhr die Familie, dass die Leiche aus dem Leichenschauhaus entwendet und unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in ein abgelegenes Dorf zur Beerdigung gebracht worden war, so Frau Shakarami.

Die Behörden nahmen den Bruder und die Schwester von Frau Shakarami fest. Die Schwester, Atash, sagte später im iranischen Fernsehen, ihre Nichte sei von einem hohen Gebäude gefallen. Die Mutter von Nika sagte, sie glaube, dass ihre Geschwister unter Druck gesetzt worden seien, um die offizielle Version zu wiederholen.

Quelle: Al Jazeera News/Al Jazeera News/Morning Star

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