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Papst rüstet auf

Gegenwärtig befinden sich die imperialistischen Staaten und ihre Verbündeten in einer neuen Rüstungsspirale. Dies macht offenbar auch vor dem Römisch-Katholischen Gottesstaat nicht Halt.

Vatikan. Der Heilige Stuhl verstärkt seine militärische Schlagkraft: Das Korps der Schweizergarde wird von effektiv 122 auf 135 Mann abermals aufgestockt – also um rund zehn Prozent. Erst im April 2018 hatte Papst Franziskus verfügt, dass der damalige Sollbestand von 110 Schweizergardisten erhöht wurde. Die „kleinste Armee der Welt“ soll also vergrößert werden und sucht daher wieder neue Rekruten – diese müssen männliche Schweizer Staatsbürger katholischer Konfession zwischen 19 und 30 Jahren sein. Keineswegs erfüllen die Herren im blau-gelben Renaissance-Gewand mit Teilharnisch nur repräsentative Aufgaben als Touristenattraktion, weswegen sie nicht nur mit Schwertern und Hellebarden ausgestattet sind, sondern auch mit modernen Waffen: Zum militärischen Gerät der Schweizergarde zählen u.a. das Sturmgewehr Stgw 90/SIG 550, die deutsche Maschinenpistole MP5 von Heckler & Koch sowie Glock-Pistolen aus österreichischer Produktion. Die Rückeroberung des beachtlichen mittelalterlichen Terrortoriums des Kirchenstaates in Italien dürfte trotzdem nicht bevorstehen.

Die 1506 gegründete Päpstliche Schweizergarde (Cohors Pedestris Helvetiorum a Sacra Custodia Pontificis) soll laut Auftrag für die „ständige Sicherheit des Heiligen Vaters und seiner Residenz“ Sorge tragen. Historisch musste die Garde zweimal neu aufgestellt werden, zunächst nach dem „Sacco die Roma“ 1527, als sie fast vollständig vernichtet wurde (seither ist der 6. Mai ihr Gedenktag), später nochmals nach ihrer Auflösung durch die französische Revolutionsarmee unter Napoleon Bonaparte 1798. 1870 kämpften die Schweizer Fremdenregimenter im Dienste des Papstes erfolglos gegen die Integration des Römischen Kirchenstaates in das neue Königreich Italien. Seit Mussolinis Lateranverträgen von 1929 sind der völkerrechtliche Status und die Grenzen der päpstlichen Macht im Vatikan genau festgelegt, letztere werden von der Schweizergarde kontrolliert und gegebenenfalls geschützt. 1970 wurde für polizeiliche Aufgaben das Gendarmeriekorps der Vatikanstadt geschaffen, wodurch der Schweizergarde nur noch die militärischen Aufgaben der letzten absolutistischen Theokratie Europas zufallen.

Quelle: ORF

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