HomeInternationalesUkraine jagt flüchtende Wehrpflichtige mit Drohnen

Ukraine jagt flüchtende Wehrpflichtige mit Drohnen

Da kaum noch Männer als Soldaten in den Krieg ziehen wollen, mobilisiert die Ukraine gegen die verbreitete Landesflucht. Das strikte Grenzregime fordert auch Todesopfer.

Kiew. Die ukrainische Armee kämpft nicht nur gegen jene Russlands, sondern auch gegen den Unwillen der eigenen Wehrpflichtigen. Viele Ukrainer wollen nicht in den sinnlosen Krieg ziehen und auf den Schlachtfeldern als Kanonenfutter dienen. Doch seit Kriegsbeginn vor rund 20 Monaten gilt in der Ukraine die allgemeine Mobilmachung und ein Ausreiseverbot für Männer zwischen 18 und 60 Jahren, damit es nicht an Rekruten für den Fleischwolf mangelt.

Daher versuchen immer mehr wehrpflichtige Ukrainer, vor ihrer Einberufung aus dem Land zu fliehen – bereits über 650.000 Männer im wehrfähigen Alter befinden sich in Westeuropa (EU, Schweiz, Liechtenstein, Norwegen). Darunter sind nicht zuletzt solche, die es sich in der zutiefst korrupten Ukraine finanziell leisten konnten, einen illegalen Grenzübertritt, Schlepper oder gefälschte Ausreisepapiere zu bezahlen, aber auch solche, die schlichtweg über die „richtigen Beziehungen“ verfügen. Denn die Söhne und Enkel der ukrainischen Machthaber, der „Eliten“ und Oligarchen müssen freilich nicht in den Krieg – als Soldaten sterben sollen bloß die Angehörigen der Arbeiterklasse und der Bauernschaft. 

Der ukrainische Grenzschutz geht rigoros vor und setzt bei der Menschenjagd auf Wehrdienstverweigerer auch auf Drohnenunterstützung. Auf diese Weise haben die Behörden seit Kriegsbeginn bereits rund 20.000 verhinderte Flüchtlinge aufgegriffen, was einen beachtlichen Schnitt von deutlich über 300 pro Tag ergibt. Hierbei fordert das Grenzregime auch Todesopfer: In den Bergen der Karpaten oder in den Fluten der Theiß kommen immer wieder Menschen ums Leben, die dort auf der Flucht nach Ungarn und in die Slowakei erfrieren oder ertrinken. Daher ist die südliche Route nach Rumänien oder Moldau beliebter.

Quelle: Der Standard

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