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Go Student steht vor Massenkündigungen

Start-Ups sind genauso wie alle anderen Unternehmen den Gesetzen des Kapitalismus unterworfen. An einem Tag werden leere Versprechungen gemacht, am nächsten gekündigt.

Wien. Das Nachhilfe-Start-Up Go Student baut laut Berichten wieder massenhaft Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab. Kurz vor Weihnachten und dem Jahresende soll etwa 650 Angestellten gekündigt werden. Bereits im September schrumpfte die Belegschaft von 1800 auf 1600 Angestellte, auch die Zweigstellen in Skandinavien, Kanada und Lateinamerika dürften auf Perspektive verschwinden. Dies berichten informierte Quellen, die Geschäftsführung von Go Student selbst hüllt sich in Andeutungen. Man wird sich wohl von „einigen Mitarbeiter:innen verbschieden“ müssen, genauen Zahlen werden jedoch nicht genannt.

Kein Betriebsrat

Das hippe und smarte Start-Up-Image abgekratzt, kommt die trockene Realität zum Vorschein – nämlich der Mangel an Arbeitsrechten und Betriebsrätinnen und ‑räten vor Ort. Vor den Kündigungswellen wies Go Student beinahe 2000 Beschäftigte auf. Die Gründung eines Betriebsrats wurde auf Biegen und Brechen verhindert – bis zum heutigen Tag.

Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollten diesen Missstand beheben, woraufhin Accounts gesperrt und Protokolle gelöscht wurden:

„Als im Unternehmen bekannt wurde, dass ein Betriebsrat gegründet werden soll, wurden umgehend Accounts gesperrt und Protokolle gelöscht“, berichtet ein freigestellter Mitarbeiter im Nachhinein.

Im Frühjahr wurden Vorwürfe vonseiten der Tutorinnen und Tutoren laut, die die schlechten Arbeitsbedingungen, die mangelnde technische Infrastruktur und nicht zuletzt die unfaire und verspätete Lohnauszahlung kritisierten.

Programmierer fehlen

Eine Ex-Mitarbeiterin der IT-Abteilung kritisiert den großen Mangel an Programmiererinnen und Programmierern, was zwangsweise zu technischen Problemen führt.

„Es fehlen so viele Programmierer, die ganze technische Infrastruktur kann gar nicht besser werden“, berichtete sie. Obwohl anfangs eine positive und geradezu euphorische Grundstimmung im Unternehmen herrschte, lief mit der Zeit „alles aus dem Ruder“. Wöchentlich hätten 50 bis 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Go Student zu arbeiten begonnen, während der Programmierermangel weiterhin fortbestand.

Leere Versprechungen

Erfahrungsberichte, Videos und Chatprotokolle belegen das lange Hinhalten der Geschäftsführung gegenüber der Belegschaft. Immer wieder wurden den Angestellten Lohnerhöhungen und Benefits in Form von Essensgutscheinen versprochen. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zufolge blieb es bei leeren Versprechungen. Im Herbst wurden nun wiederum Anpassungen im Jänner zugunsten der Beschäftigten versprochen. Am 14. Dezember wurde dann ein Meeting abgehalten, in dessen Zuge eine ganze Abteilung mit knapp 60 Angestellten freigestellt wurde. Dies mit der Rechtfertigung schlechter wirtschaftlicher Lage und der Nichterreichung vom Unternehmen gestellter Ziele.

Innerhalb von vier Tagen musste eine einvernehmliche Kündigung unterschrieben werden, andernfalls wäre man am 13. Jänner gekündigt worden. Tatsächlich muss aber laut Arbeitsmarktförderungsgesetz eine 30-Tages-Frist eingehalten werden.

Der Fall von Go Student zeigt erneut, dass es keinen Kapitalismus mit menschlichem Antlitz gibt. Gerne verkauft man sich als jung, hip und als über den Ausbeutungsverhältnissen stehend. Die hässliche Fratze der kapitalistischen Ausbeutung zeigt sich jedoch spätestens beim Missmanagement der Führungskräfte. Die Fehler der einen wird auf den Rücken der normalen Angestellten abgewälzt

Quelle: Standard

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