USA im Niedergang

Kommentar von Otto Bruckner, stellvertretender Vorsitzender der Partei der Arbeit Österreichs (PdA)

Der britische Historiker Paul Kennedy hat in einem 1987 erschienenen Werk* ein Muster in der Entwicklung aller Großmächte seit dem Mittelalter herausgearbeitet. Die Entwicklungsphasen beschreibt er mit „Aufstieg-Überdehnung-Niedergang“.

Nun sind die USA nicht einfach nur eine Großmacht, sie stehen für den Aufstieg des Kapitalismus im 20. Jahrhundert und für seine vermeintliche Unbesiegbarkeit. Begünstigt durch die Tatsache, dass der Zweite Weltkrieg auf dem Territorium der USA kaum Schäden anrichten konnte, waren die unmittelbaren Nachkriegsjahrzehnte die Zeit, in der aus Europa neidisch auf den prosperierenden US-Kapitalismus geblickt wurde. Die Sowjetunion, die nicht nur 27 Millionen ihrer Bürger im zweiten Weltkrieg verloren hatte, sondern auch mit den verheerendsten Zerstörungen konfrontiert war, musste sich zunächst dem Wiederaufbau widmen, und wurde von den USA zugleich in eine Spirale des Aufrüstens gezwungen, während Westeuropa zum US-Aufmarschgebiet degradiert wurde. Freilich darf nicht übersehen werden, dass der US-Imperialismus die Geschichte seines Aufstiegs nicht nur durch rücksichtslose Aneignung der Arbeitskraft der US-Arbeiterklasse, sondern auch auf der gnadenlosen Ausbeutung in seinen Hinterhöfen und De-facto-Kolonien, sowie durch Kriege und Feldzüge mit Tod und Blut geschrieben hat.

Nicht erst seit der Clown Donald Trump Präsident der USA ist, zeichnet sich die Phase des Niedergangs des nordamerikanischen Imperiums ab. Die USA sind technologisch in Rückstand geraten – vor allem gegenüber China -, sie haben eine morsche und verfallende Infrastruktur, und das politische Ein-Parteien-System, das aus den Marken „Republikaner“ und „Demokraten“ besteht, ist politisch tot. Der hilflose Versuch, sich durch Protektionismus, Sanktionen und Blockaden wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen, endet regelmäßig als Knieschuss, weil dadurch auch die eigene Wirtschaft beschädigt wird.

Kein entwickeltes Industrieland hat ein derart schlechtes öffentliches Gesundheitssystem, in keinem anderen Industrieland ist die Verblödung großer Teile der Bevölkerung so weit fortgeschritten wie in den USA. Die Massenarbeitslosigkeit – in den USA gleichbedeutend mit Massenverelendung, da es kaum und nur für kurze Zeit eine Absicherung gibt – steigt stetig an, damit einhergehend auch die Obdachlosigkeit. Scharlatane schwingen die Bibel und die Gewehre und hetzen zum Bürgerkrieg, befördern Rassismus, Homophobie und reaktionäre Stumpfsinnigkeiten aller Art. Wissenschaft zählt dort nichts, religiöse Vodoo-Glaubenssätze umso mehr, das zeigt sich gerade im Umgang mit dem Corona-Virus. Der vollkommen irrationale Umgang des Präsidenten mit der eigenen Erkrankung und die Tatsache, dass niemand in der Lage ist, ihn daran zu hindern, führt der ganzen Welt vor Augen, mit welch fortgeschrittenem Stadium an Fäulnis und Zerfall wir es in den USA zu tun haben.

Das Fatale daran ist, dass diese zerfallende Großmacht die stärkste Militärmacht mit dem größten Atomwaffenarsenal ist. Dort, wo eine Figur wie Trump Präsident sein kann, ist alles möglich. Nur eine Revolution im Inneren und eine Revolutionierung der gesamten globalen Sicherheit zugunsten der Völker und zur Vernichtung der Rüstungs- und Kriegskonzerne wird Schlimmeres verhindern können. So dringend es ist, eine weitere Erderwärmung zu verhindern und die drohenden Öko-Katastrophen abzuwenden, so sehr muss uns allen klar sein, dass die Atomwaffen – gerade in den Händen einer zerfallenden Supermacht – die größte Gefahr für die Menschheit darstellen.

*Paul Kennedy: Aufstieg und Fall der großen Mächte

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