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Liste Petrovic: Sammlung individualistischen Aufbegehrens

Die Liste Madeleine Petrovic (LMP) spekuliert mit der Bekanntheit der Spitzenkandidatin. Jüngere Menschen kennen die ehemalige Grünen-Politikerin aber nicht. Die Liste hat auch kein Programm, das viel mehr als individualistisches Aufbegehren anbieten kann.

Wien/Gloggnitz. Die Liste Madeleine Petrovic hat etwas, das der Bierpartei fehlt: Sehr viele hochgebildete und hochqualifizierte Kandidatinnen und Kandidaten. Petrovic selbst ist ausgebildete Juristin und Betriebswirtin und beherrscht mehrere Fremdsprachen. Auf ihrer Liste finden sich Medizinerinnen, Künstlerinnen, Sozialarbeiterinnen, Pflegebedienstete, Unternehmer und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen sowie ein Offizier des österreichischen Bundesheeres.

Diffamierung als „Putin-Versteher“

Dieser Offizier heißt Harald Haas, ist Hofrat im Verteidigungsministerium und Wissenschafter an der Landesverteidigungsakademie. Den besonderen Zorn der Mainstream-Medien hat er sich zugezogen, weil er ihre simple Schwarz-Weiß-Weltsicht zum Ukrainekrieg nicht teilt, und im Gegensatz zur kriegsgeilen Medienmeute Expertise sein Eigen nennen kann. Er ist der Meinung, der Ukrainekrieg hätte vermieden werden können, hätte man die Sicherheitsinteressen Russlands ernst genommen und die Ukraine einen neutralen Status angenommen, wie sie ihn übrigens auch vor dem Maidan-Putsch von 2014 hatte. Die NATO hält er für gefährlich und er will nicht, dass unsere Kinder eines Tages für die Interessen der USA sterben. Das sind klare Positionen, wie sie auch von der Listenersten Madeleine Petrovic vertreten werden. Dass Oberst Haas als „Putin-Versteher“ diffamiert wird, versteht sich von selbst.

Ansonsten ist die Liste aber eher inhomogen. Vieles leitet sich bei den Kandidatinnen und Kandidaten aus ihrer seinerzeitigen Opposition gegen den Umgang der Regierung mit der Corona-Pandemie ab. In theatralischer Geste wurde ein Versprechen der Liste an die Bürgerinnnen und Bürger veröffentlicht, in dem die Einhaltung der Bürgerrechte, die Achtung der Demokratie und die konstruktive Zusammenarbeit mit allen Parteien (also auch Kickls FPÖ) gelobt wird. Es finden sich vernünftige Positionen zu Pflege, Umwelt- und Tierschutz ebenso wie zum Thema Krieg und Frieden. Ob das alles allerdings geeignet wäre, eine tragfähige politische Partei zu werden, ist fraglich. Auf den hinteren Rängen findet sich auch der selbsternannte Marxismus-„Experte“ Karl Reitter, der damit beweist, was alles möglich ist, wenn man überall hin offen ist.

Individualistische Vorstellung vom Staat

„Unserer Ansicht nach ist der Schutz individueller Rechte der einzig legitime Zweck eines Staates“, heißt es im Wahlprogramm der Liste Petrovic. Das ist dann doch eine sehr krude Vorstellung vom Staatswesen, das den Einzelnen über das Ganze stellen will. Damit ließe sich kein Staat machen, kein bürgerlicher und erst recht kein sozialistischer, aber von letzterem ist ohnehin keine Rede bei der LMP.

Ob sich Madeleine Petrovic verspricht mit ihrem durchaus bekannten Namen der Liste einen ähnlichen Boost zu verleihen wie Sahra Wagenknecht in Deutschland, wissen wir nicht. Es wird jedenfalls, so wie es aussieht, nicht aufgehen. In Umfragen liegt die Partei bei etwa einem Prozent der Wählerstimmen und die Prominenz von Frau Petrovic beschränkt sich eher auf die älteren Semester. Junge Menschen kennen die ehemalige Klubobfrau, Bundessprecherin und Abgeordnete der Grünen zum Großteil gar nicht.

Quelle: Liste Madeleine Petrovic

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