HomeFeuilletonKulturWer nicht pariert, wird gecancelt

Wer nicht pariert, wird gecancelt

Wien. Der neue Intendant der Wiener Festwochen, Milo Rau, hatte vor Wochen zwei Konzerte angekündigt: Das Requiem „Babyn Jar“ von Jewhen Stankowytsch mit der ukrainischen Dirigentin Oksana Lyniv und dem Kiewer Symphonieorchester sollte am 2. Juni die ukrainische, das „War Requiem“ von Benjamin Britten mit dem griechischen Dirigenten Teodor Currentzis und dem SWR Symphonieorchester am 12. Juni die russische Seite im aktuellen Ukrainekrieg beim Festival illustrieren.

Oksana Lyniv behauptete nun am Wochenende erst erfahren zu haben, dass die beiden Konzerte in einem inhaltlichen Zusammenhang stehen, und drohte ihren Auftritt abzusagen, wenn das „War Requiem“ unter Currentzis, der weiterhin in Russland konzertiert und dessen Ensemble MusicAeterna von russischen Firmen, die auf der Sanktionsliste der EU stehen, finanziert wird, aufgeführt würde.

Teodor Currentzis ist ein internationaler Stardirigent, der in Athen und Sankt Petersburg ausgebildet wurde, er ist griechischer und russischer Staatsbürger. Da er sich weigert, zum Ukrainekrieg Stellung zu nehmen, ist er von den Federhuren der Mainstream- und der Alternativmedien zur Hassfigur erklärt worden – mit dem Ziel, seine künstlerische Existenz im „Westen“ zu zerstören, was bisher nicht gelungen ist. Currentzis leitet weiterhin das Symphonieorchester des deutschen Südwestrundfunks.

Vor einer reichlichen Woche hatte Milo Rau, seit dem Vorjahr für fünf Jahre Intendant der Wiener Festwochen, noch gegenüber der APA gedröhnt, die Festwochen wären eine „schwache, feige Institution“, wenn sie der Debatte um eine Einladung Currentzis‘ auswichen. Am Montagnachmittag aber hatte Rau klein beigegeben, auch das freilich wieder ganz groß: „Alternativlos“ sei die Absage des Konzerts von Currentzis mit dem SWR Symphonieorchester nun plötzlich. Der von der Wiener Kulturstadträtin Kaup-Hasler eingesetzte Intendant, der als besonders progressiv und konfliktfreudig vom Feuilleton verhätschelte Rau hat sich nun in die Hosen gemacht und von seinem eigenen Programm verabschiedet.

Übrigens: Die Salzburger Festspiele setzen seit Jahren auf Currentzis, auch 2024 wird er mehrere Werke dirigieren.

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