HomeInternationalesGroßbritannien: „Do-it-Yourself“-Zahnmedizin und Warteschlangen statt medizinischer Versorgung

Großbritannien: „Do-it-Yourself“-Zahnmedizin und Warteschlangen statt medizinischer Versorgung

London. Die jahrzehntelang durchgepeitschte Sparpolitik des nationalen Gesundheitswesens, des National Health Service (NHS) in Großbritannien zeitigt verheerende Wirkungen, so etwa in der zahnmedizinischen Versorgung: in einem Drittel aller Bezirke landesweit können keine Erwachsenen mehr über das öffentliche Gesundheitswesen einen Zahnarzttermin kriegen. In neun von zehn Zahnarztpraxen werden keine neuen Patientinnen und Patienten mehr aufgenommen. Dies ergibt eine Befragung von 7.000 Praxen, die der BBC und die britische Zahnärztevereinigung BDA in Auftrag gaben. Auch an anderer Stelle, etwa im Spitalswesen, kann die Versorgung von Patientinnen und Patienten nicht reibungslos sichergestellt werden, da die Wartezeiten für Routinebehandlungen rapide zugenommen haben.

Gesundheitsversorgung führt zu DIY

Viele Menschen greifen notgedrungen zu potenziell (gesundheits-)schädlichen Eingriffen auf eigene Faust, zum Beispiel selbstgemachte Zähne aus Kunstharz, die mit Superkleber im Gebiss befestigt werden. Quellen wie die NGO „Healthwatch“ berichten von diesen und anderen Formen der Selbstbehandlung, die mittlerweile als „Do-it-Yourself“-Zahnmedizin bezeichnet werden. 

Angesichts der anhaltenden Teuerungsspirale trifft dies weite Teile des Volkes, die sich keine Privatärzte oder Eingriffe im Ausland leisten können. In der Kritik vieler Zahnärzte steht der aktuelle Kassenvertrag anno 2006, welcher laut dem BDA-Vorsitzenden Eddie Crouch kaum die Leistungen der Zahnärzte belohne. Damit ist klar, dass unter kapitalistischen Bedingungen, in der die Gesundheitsversorgung trotz einer öffentlichen Organisierung von etlichen Leistungen, letztlich zu einer Unterversorgung eines eklatanten Teils des Volkes führt.

Die aktuelle Regierung hat zwar angekündigt, einen neuen, attraktiveren Kassenvertrag zu konzipieren, jedoch gibt es keine überzeugenden Pläne oder konkreten Hilfsleistungen vorstellen. Gleichzeitig investiert Großbritannien ca. 2,3 Milliarden Euro in den Ukraine-Krieg, anstatt die dringenden Probleme des Volkes zu adressieren.

Quelle: ORF

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