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Vor 70 Jahren: Krieg gegen Korea

Gastautor: Gerhard Oberkofler, geb. 1941, Dr. phil., ist Universitätsprofessor i.R. für Geschichte an der Universität Innsbruck.

Ein Gedenken an die Opfer des Aggressionskrieges der USA und anderer Staaten gegen die Koreanische Demokratische Volksrepublik (25. Juni 1950 bis 27. Juli 1953)

Die 1910 in Petersburg geborene Eva Priester hat sich als Kommunistin vielfältig engagiert, in jungen Jahren zuerst in Berlin, dann, nach der Machtübernahme von Adolf Hitler in Deutschland, seit 1933 in Prag. Von dort musste sie 1939 wieder vor den Deutschen fliehen, diesmal nach Großbritannien, von wo sie 1945 nach Wien kam. Das Mitgefühl von Eva Priester mit den Unterdrückten und Opfern zeigt sich nicht zuletzt in ihren eigenen Gedichten und Nachdichtungen. Weil Eva Priester hellsichtig war und ein Herz hatte, kämpfte sie zeitlebens gegen den Imperialismus, dessen Barbarei sich auch in der Gegenwart tagtäglich manifestiert. Nichts hat sie verschwiegen oder verschleiert.

Sagen, was ist

Im Mai 1951 machte Eva Priester, die sich in vielen Sprachen verständigen konnte, als Mitglied der Internationalen Frauendelegation eine Reise durch die Koreanische Volksrepublik. Auf die Frage der Delegation an koreanische Gesprächspartnerinnen, „Was können wir tun? Wie können wir helfen?“ erhielt diese immer die gleiche Antwort: „Sagt der ganzen Welt, was ihr hier gesehen habt! Die Mehrheit der Menschen auch in euren Ländern ist ehrlich und anständig. Wenn sie erfahren, was die Amerikaner in unserem Lande tun, werden sie ihnen nicht erlauben weiter zu morden“. Das war der Anstoß für Eva Priester, nach ihrer Rückkehr nach Wien in kurzer Frist mit ihren Aufzeichnungen die Broschüre „Korea. Ein Augenzeugenbericht vom modernen Vernichtungskrieg“ zu veröffentlichen (31 S., Bund demokratischer Frauen Österreichs. Wien 1951). Wer über das Gratislexikon Wikipedia zum Koreakrieg ohne Vorwissen Informationen sammelt, wird in die Irre geführt. Auf Wikipedia wird fast alles, was den Imperialismus des Westens und seine Kriege irgendwie kritisieren könnte, verhüllt oder auf den Kopf gestellt.

Volksdemokratie versus Marionettenregime

Nach dem Sieg der Roten Armee über die durch systematische Kriegsverbrechen bekannte japanische Kwangtungarmee und nach der Befreiung Koreas im August 1945 wurde entsprechend alliierter Vereinbarungen das Gebiet südlich des 38. Breitengrades von US-Truppen besetzt. Im Norden wurde auf der Grundlage von Volkskomitees ein volksdemokratisches System mit Entmachtung der alten herrschenden Schichten, die mit den japanischen Faschisten gemeinsame Sache gemacht hatten, angestrebt und das Land den Bauern gegeben. Die USA dagegen installierte im Süden Koreas mit Li Sing Man ein abhängiges Marionettenregime. 1948 zog die UdSSR ihre Truppen aus der im September 1948 errichteten Koreanischen Demokratischen Volksrepublik mit ihrem Ministerpräsidenten Kim Il Sung, ab. Dagegen baute die USA ihre Militärlager in Südkorea weiter massiv aus und rüstete diese mit modernen Waffen aus. Am 26. Jänner 1950 schloss die USA ein Abkommen mit Südkorea über gemeinsame Verteidigung und gegenseitigen Beistand. Es diente den Aggressionsvorbereitungen, wozu Grenzprovokationen gehörten.

Antikommunismus als Staatsdogma

Am 25. Juni 1951 begann die südkoreanische Li Sing Man-Diktatur auf Weisung von Präsident Harry S. Truman den offenen Krieg gegen Nordkorea. Truman war mit seiner Regierung nach innen und außen ohne jeden humanitären Ansatz, er setzte die US-amerikanischen Interessen mit brutaler Gewalt durch. Ohne Zögern hatte er schon befohlen, die Atombombe auf Hiroshima und Nagasaki zu werfen und die antikommunistische Kampagne des Senators Joseph McCarthy als Staatsdogma durchzusetzen. Dass es am 7. Juli 1950 im Sicherheitsrat der UNO zu einem Beschluss zur Aufstellung sogenannter UNO-Streitkräfte aus mehreren Ländern zur Unterstützung der „Republik Korea“ (Südkorea) gekommen ist, war durch die von den USA durch Beleidigungen provozierte Abwesenheit des sowjetischen Vertreters, der also kein Veto einlegen konnte, bedingt. Die USA wollte ganz Korea als Basis gegen die Sowjetunion und China besetzen. Nordkorea konnte mit seiner Volksarmee und dank des Freiheitswillens seiner Bevölkerung sowie dank der praktischen wie ideellen Solidarität der sozialistischen Länder und der Weltfriedensbewegung die US-Aggression trotz ungeheurer Verluste gerade noch überleben. Die US-Truppen hatten Flächenbombardements gegen die Zivilbevölkerung in Städten und Dörfern verübt, sie hatten, als das Ende des Krieges in Sicht war, speziell Industrieeinrichtungen bombardiert und massenweise bakteriologische Kampfmittel eingesetzt. Der Atombombeneinsatz war von der USA erwogen worden. Zum Waffenstillstand ist es dann am 27. Juli 1953 gekommen. 

„Moralische Mehrheit“ fürs Morden

Truman hat wie John F. Kennedy, der den US-Krieg in Vietnam mit seinen ungeheuren Gräueln definitiv ausgeweitet hat, oder wie Barack Obama, der vor ein paar Jahren das Drohnenmorden eingeführt hat, die von den Leitmedien der USA und Europas artikulierte „moralische Mehrheit“ hinter sich gehabt. Der US-Imperialismus stellte den Koreakrieg so dar, als wollte er dem Fernen Osten und seinen Völkern Freiheit und Recht bringen und sie vor dem Sozialismus schützen. Immer wieder versuchen die USA Freiheitsbewegungen in Korea, China, Indonesien, Vietnam, Thailand, Burma und Indien sowie in Lateinamerika oder Afrika abzuwürgen. Ihre auf Gewalt fußende Außenpolitik wird von den zur Konkurrenz aufsteigenden europäischen Zentralmächten unterstützt. Wissentlich wird überall im Einvernehmen mit den Leitmedien gelogen. Völkerrechtswidrig wird, wenn das System der Korruption auslässt, Europas „militärischer Humanismus“ mit intensiven Bombardements praktiziert, in Jugoslawien (1999), gegen Afghanistan (2001), wieder gegen den Irak (2003) und gegen Libyen (2011). Österreich schweigt oder tut verdeckt mit, weil ihre Eliten aus dem Blutgeld ihren Profit ziehen.

Auch wenn jeder Krieg Verbrechen nach sich zieht, war der Koreakrieg einer der grausamsten. Einige Passagen aus der Korea-Broschüre von Eva Priester lassen die Tragödie erahnen:

Auszug aus der Broschüre von Eva Priester

Der Krieg begann in der Nacht vom 23. Juni, und zwar mit einem plötzlichen Einmarsch südkoreanischer Truppen unter dem Kommando amerikanischer Offiziere, ausgerüstet mit amerikanischen Tanks und Panzerwagen, versehen mit amerikanischen Militärkarten, auf denen bereits der Vormarsch nach Pjöngjang eingezeichnet war. Wie haben die Originale dieser Karten, auf denen als Herstellungsdatum Ende 1945 und 1946 angegeben ist, selbst gesehen.

Am 25. Und 26. Juni gelang es den nordkoreanischen Einheiten die Eindringlinge über die Grenzen zurückzujagen. Und plötzlich erfüllte mit ohrenbetäubendem Lärm die amerikanische Propaganda die Welt, schrieben die amerikanischen Zeitungen, das amerikanische Radio in alle Länder hinaus: >Nordkorea hat Südkorea überfallen<.  

Terrorbombardements – Grundzug der Aggressionskriegsführung der USA in Korea

Die Koreanische Volksrepublik ist ein kleines, sehr dicht besiedeltes Land. Vor einem Jahr gab es viele blühende, zum Teil sehr moderne Städte und tausende friedliche Dörfer. Heute gibt es nur noch Trümmerhaufen. Zu Beginn des Krieges gaben die amerikanischen Befehlshaber ihren Fliegern den Auftrag: >Bombardiert alles beschießt alles. Keine Stadt darf stehenbleiben!< Der Auftrag ist wörtlich ausgeführt worden.

Vor dem Krieg hatte Sifuntschu etwa 14000 Gebäude. Fast 9000 von ihnen sind bei dem großen Luftangriff am 8. November 1950 zerstört worden. … Die Amerikaner begnügten sich nicht mit dem Bombardement. Einige Ärzte und Krankenschwestern aus dem Spital von Sifuntschu überlebten die amerikanischen Luftangriffe. Sie erzählten uns, wie diese Angriffe vor sich gingen. Zuerst, so berichteten sie, wurden auf die Spitäler hochexplosive Bomben abgeworfen. Dann folgte eine Welle von Flugzeugen, die Brandbomben abwarfen. Und als die Spitäler in Flammen standen, als Ärzte und Krankenschwestern versuchten, die hilflosen, in den brennenden Sälen eingeschlossenen Patienten zu retten, kam eine neue Welle, diesmal Jagdflieger, flog tief über den brennenden Gebäuden dahin und schoss aus Maschinengewehren alle jene ab, die sich am Rettungswerk beteiligten.

Pjöngjang war eine sehr schöne, moderne Stadt von einer halben Million Einwohnern. …Die von den Vertretern der sogenannten westlichen Kultur als >kulturlos< bezeichnete Koreanische Volksrepublik hatte nicht nur begonnen, die großen Kunstschätze des koreanischen Volkes zu sammeln, sie hatte auch den uralten Bergtempel von Mo Ran Bon, einen alten Wallfahrtsort der koreanischen Buddhisten, wiederhergestellt und durch blühende Gärten verschönt. All diese Dinge existieren nicht mehr. Ein Teil wurde beim Bombardement zerstört. Den Rest sprengten und verbrannten die amerikanischen Truppen, als sie im Dezember 1950 gezwungen waren die Stadt zu räumen.

Die koreanische Frau ist sehr schamhaft. Von Männern auch nur halbbekleidet gesehen zu werden, gilt als große Schande. Vielleicht war das der Grund, warum die Amerikaner in Pjöngjang und in anderen Städten mit besonderer Vorliebe Frauen, die in ihren Augen das >Verbrechen< begangen hatten, Funktionäre der Frauenorganisation, Lehrerinnen oder Ärztinnen zu sein, vor der Hinrichtung nackt durch die Stadt führten. >Ich habe gesehen, wie die Amerikaner mehrere Frauen nackt durch die Straßen schleppten>, erzählte uns eine Frau, die in einem Erdloch neben dem ehemaligen Haus der Demokratischen Frauenorganisation von Pjöngjang lebte. >Sie hatten ihnen einen Draht durch die Nase gezogen und ihnen ein Schild umgehängt: >So wird es allen Kommunisten gehen!<

Zum Niederbrennen von Wohnvierteln, von Feldern und von Wäldern wird übrigens auch eine andere neue Waffe verwendet, deren Anwendung selbstverständlich durch alle internationalen Konventionen verboten ist. Diese Waffen, von der die Amerikaner in ihren Heeresberichten selbst feststellen, dass sie sie zu Tausenden auf das Hinterland, auf Städte und Dörfer abwerfen, ist die sogenannte Napalmbombe. Die Napalmbombe ist mit einer Masse gefüllt, die beim Aufschlagen herausgeschleudert wird und an Häusern, Bäumen und auf dem Boden kleben bleibt. 

Im Laufe eines Kriegsjahres sind im Gebiet der Koreanischen Volksrepublik hunderttausende Menschen ermordet worden. Ihre Mörder waren entweder amerikanische Soldaten oder Soldaten der Syngman-Rhee-Armee, die von amerikanischen Soldaten und Offizieren kommandiert wurden. In einigen Gebieten, so zum Beispiel in der Provinz Huan Hei Do, verübten auch englische und kanadische Truppen Morde. Wir haben tausende der Ermordeten gesehen. In den Massengräbern, die für unsere Kommission geöffnet wurden, sahen und zählten wir ihre Leichen.

Aus den Gefängnissen gab es nur einen Weg, er führte in die Höhlen in der Nähe der Stadt und auf die umliegenden Hügel. Es war der Weg in den Tod. Während wir im Hof des Gefängnisses standen, umdrängten uns schluchzende Frauen. Sie alle hatten ihre Männer, ihre Söhne und Eltern verloren. In vielen Fällen war ihre ganze Familie ermordet worden. Eine dieser Frauen war die Bäuerin Han Nak Sem aus Anak. Ihr Mann und ihr Schwager wurden am 10. November 1950 von den Amerikanern verhaftet. Beide waren einfache Bauern. Sie blieben fünfzehn Tage im Gefängnis, ohne etwas zu essen zu bekommen. In der gleichen Zelle mit ihnen waren Mütter mit Kindern unter zwei Jahren. Am 25. November wurden alle Verhafteten auf einen Hügel vor die Stadt geführt und lebend begraben.

Sim Tong Bin, eine Frau aus einem Dorf acht Kilometer von Tanak, berichtete, dass ihr Mann, ihr Schwiegervater, ihre Schwiegermutter und ihre Schwägerin verhaftet wurden. Die Amerikaner töteten sie, indem sie sie als Ziel für Bajonettübungen benützten.

Die Leichen in den Gruben sind unverletzt. Aber ihre Münder sind aufgerissen, ihre verkrampften Hände greifen in die Luft. Alle diese Menschen sind von den Amerikanern lebend begraben worden, all diese Menschen kämpften viele Minuten lang gegen das Ersticken, bis der Tod – barmherziger als die amerikanische Armee – sie erlöste. Einige dieser Gruben sind schmäler als die anderen. In ihnen liegen Kinder – Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren. Auch sie wurden lebend begraben.

Bei Sintschin …. Einige andere Höhlen wurden von den Amerikanern als Gaskammern verwendet. Aber sparsamer als die Deutschen verwendeten die Amerikaner kein Gas, das den Tod der Opfer wenigstens abgekürzt hätte. Sie trieben die Menschen in die Höhle, vermauerten alle Luftlöcher und alle Eingänge und ließen sie langsam ersticken. Fast 3000 Menschen wurden auf diese Weise ermordet.    

In der Stadt Kansu wurden 1561 Menschen von den Amerikanern zu Tode gefoltert, 1384 Menschen erschossen, 65 lebend verbrannt, 50 lebend begraben. … In Kansu stellten die Amerikaner Listen für >Verbrechen< auf, die mit dem Tode bestraft werden sollten. Mit dem Tode bestraft wurde, wer Angehörige in der Volksarmee hatte, wer Mitglied der Bauernvereinigung, des Demokratischen Frauenbundes oder der Konsumgenossenschaft war, oder diejenigen, deren Angehörige solchen Vereinigungen angehörten. Auf einem einzigen Hügel in der Nähe der Stadt gab es acht Massengräber, eines achtzig, das andere siebzig Meter lang. In beiden liegen die Leichen in zwei Schichten übereinander. Die Hände der Toten sind mit Stricken zusammengebunden.

Eine Frau namens Kim Ben Ho erzählte der Kommission vom Tod ihrer Freundin Ri Yak Sil, deren Mann ein Partisan war. Die Frau, die im achten Monat schwanger war, wurde von den Amerikanern festgenommen, die von ihr den Aufenthaltsort ihres Mannes erfahren wollten. Als sie schwieg, schlug man ihr zuerst die linke Hand, dann den rechten Fuß ab, dann schnitt man ihr den Leib auf und zerrte das Kind heraus. Vorher hatte man ihre vier älteren Kinder vor ihren Augen erschlagen.

Das, was in dieser Broschüre berichtet wird, ist nur ein Bruchteil dessen, was wir in Korea sahen und von einfachen Menschen hörten. Und das, was wir sahen und hören, ist ebenfalls nur ein Teil dessen, was in Korea geschehen ist. Im Kampf gegen den Nationalsozialismus haben die freien Menschen der ganzen Welt für diese furchtbaren Verbrechen des Nationalsozialismus einen neuen Namen geprägt – den Begriff des Völkermordes. Das Verbrechen des Völkermordes macht sich heute Amerika in Korea schuldig.

Die Imperialisten Amerikas und die Imperialisten der mit Amerika verbündeten Länder sind Verbrecher und Mörder am koreanischen Volk. Die Menschen Koreas sind die Opfer dieser Verbrechen.  

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