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ÖVP-Zeitung „Volksblatt“ gekübelt

Mit der Printausgabe des „Oberösterreichischen Volksblattes“ wurde die letzte gedruckte Parteitageszeitung Österreichs eingestellt. Die ZdA-Redaktion kondoliert, die PdA ist solidarisch – schließlich waren wir ziemlich gute Feinde.

Linz. Jahreswechsel sind immer auch Zeiten der Neuanfänge und der Abschiede. Im Bereich der gedruckten Tageszeitungen gibt es nach dem schmerzlichen Aus der „Wiener Zeitung“ nun mit 30. Dezember 2023 ein weiteres Opfer zu beklagen: Das „Oberösterreichische Volksblatt“ (ehemals „Neues Volksblatt“) stellt die Printausgabe ein und vollständig auf die Online-Version um. Damit geht nicht nur eine 155-jährige Geschichte einer Bundesländertageszeitung zu Ende, sondern auch die Geschichte der täglich erscheinenden Parteizeitungen – denn das „Volksblatt“ gehört der ÖVP Oberösterreich.

Es sind wohl Kostengründe bei bescheidener Reichweite, die zur Einstellung der Printausgabe führten. Von 45 Angestellten werden nun 30 nicht mehr benötigt, der Rest soll das Online-„Volksblatt“ sowie eine Art monatliches Printmagazin erstellen. Es erscheint fraglich, ob dies noch eine Erfolgsstory wird, denn reaktionäre Internetplattformen gibt’s ausreichend andere, ein christlich-soziales Magazin gibt schon die Caritas heraus, und ÖVP-nahe Tageszeitungen gibt es eh weiterhin, sowohl online als auch im Druck. Man wird sich also eine eigene Nische suchen müssen.

In der ZdA-Redaktion betrachten wir die Vorgänge um das „Volksblatt“ freilich mit Wehmut, und den Angestellten, die ihre Jobs verlieren, gilt unsere volle Solidarität. Über Jahre hinweg begleitete das „Volksblatt“ Aktivitäten und Untaten der Partei der Arbeit Österreichs (PdA) mit geradliniger Ablehnung und anklagender Kritik. Erst vor wenigen Wochen erläuterte man rund um Palästina-Demos, dass die PdA „das Existenzrecht Österreichs als demokratischer Staat ablehnt: Hauptziel der PdA ist laut deren Grundsatzprogramm eine sozialistische Revolution und der Aufbau des Sozialismus in Österreich, wobei ‚soziale Demokratie‘ und eine ‚soziale Marktwirtschaft‘ ausdrücklich ausgeschlossen und ‚die historische Bedeutung des Frühsozialismus in der Sowjetunion verteidigt“ werden. – Sapperlot, da wurden wir wieder mal ordentlich bloßgestellt…

Die „Volksblatt“-Redaktion wandte sich daher im Sinne eines guten Staatsbürgerdenunziantentums sogar an das Bundesinnenministerium und urgierte Schutz vor solcherart Polit-Extremismus und Sowjet-Fanatismus. Doch leider stieß man bei den eigenen ÖVP-Parteifreunden nur teilweise auf Gehör, denn diese schlugen die alarmierenden Warnungen in den Wind, wie man zugeben musste: „Das Innenministerium sieht diesen Extremismus gelassen: Die PdA vertrete ‚ein radikales Weltbild, es liegen jedoch keine Erkenntnisse zu strafrechtsrelevanten Bezügen vor‘.“ – Na, wenn diese Leichtsinnigkeit mal nicht schlecht ausgeht! Soll die Marktwirtschaft erst dann zur Geheimpolizei gehen, wenn sie tot ist?

Das „Volksblatt“ war sich stets sicher: Die PdA befindet sich nicht mehr im Verfassungsbogen. Sie begrüßt die Aufstellung einer Lenin-Statue in Gelsenkirchen, sie bezeichnet die DDR als größte Errungenschaft der deutschen Arbeiterbewegung. Die „freiheitlich-demokratische“ Grundordnung ist bedroht etc.

Solche Kampagnen werden uns fehlen, zumal sie eigentlich Gratis-PR waren. Auch die Herren Redakteure des „Volksblattes“ werden uns fehlen, die immerhin – so viel journalistische Sorgfalt wiesen sie auf – tatsächlich zu unseren Veranstaltungen kamen, um sich ein Bild vor Ort zu machen. Wir werden auch den Online-Redakteuren weiterhin einen Platz reservieren, wie gehabt gleich neben den freundlichen Herren vom „Verfassungsschutz“.

Quelle: OÖ Nachrichten / OÖ Volksblatt / OÖ Volksblatt

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