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Neue Ausgabe „International Communist Review – Space for Discussion“

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Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift International Communist Review (Internationale Kommunistische Rundschau) widmet sich der Aktualität des proletarischen Internationalismus. Begründet wird die Entscheidung für dieses Thema mit dem 100-jährigen Jubiläum der Gründung der Kommunistischen Internationale im März 2019. Dies habe die Herausgeberinnen und Herausgeber dazu bewegt, sich den Fragen des proletarischen Internationalismus im heutigen Kontext zu stellen, im Lichte des Beitrags und der Erfahrung der Komintern.

Auf diese Weise ehrt und würdigt das Komitee der Herausgeberinnen und Herausgeber der Internationalen Kommunistischen Rundschau den wichtigen Beitrag der Kommunistischen Internationale zur internationalen Arbeiter- und kommunistischen Bewegung und betont gleichzeitig die Notwendigkeit, aus den Erfahrungen, die gesammelt wurden, Lehren zu ziehen. Lehren, die bei der Gestaltung einer einheitlichen revolutionären Strategie gegen die Macht des Kapitalismus, gegen bürgerliche und opportunistische Ideologien nützlich sind, die die Bedeutung und Aktualität des proletarischen Internationalismus verringern oder herabsetzen.

Die Internationale Kommunistische Rundschau dient dem Austausch und der Analyse theoretischer und ideologischer Fragen, mit dem Ziel, zur Verbreitung und Entwicklung der marxistisch-leninistischen Theorie beizutragen. Sie erscheint seit 2014 unregelmäßig und die Texte sind in verschiedenen Sprachen online abrufbar.

Die zehnte Ausgabe, die im Mai 2020 veröffentlich wurde, umfasst Artikel von Vertretern von kommunistischen und Arbeiterparteien. An der Zahl sind es acht Artikel, in denen sich die Autorinnen und Autoren dem Thema aus verschiedenen Perspektiven widmen und die Frage des proletarischen Internationalismus analysieren und kontextualisieren.

Die Beiträge

Mexiko

Es gibt einen Artikel von der Kommunistischen Partei Mexikos, in dem sie die Kommunistische Internationale ehrt und festhält, dass sie das Banner des proletarischen Internationalismus hochhält. „Der ständige und kompromisslose Kampf gegen Opportunismus, Revisionismus und Reformismus, für die Bewahrung des Marxismus, für die Wiederherstellung der Merkmale der revolutionären Ideologie des Proletariats stellte eine wesentliche Grundlage für die Entstehung der Dritten Internationale dar. Die Entscheidung, das Banner des proletarischen Internationalismus gegen die Mehrheit der Zweiten Internationale hochzuhalten, stellte eine weitere wichtige Grundlage dar. Der Druck war groß, und es war buchstäblich notwendig, sich gegen den Strom zu stellen. Es war ein Verbrechen der Opportunisten, den Krieg zu unterstützen und Arbeiter in die Schlachthöfe zu schicken“.

Spanien

Die Kommunistische Partei der Arbeiter Spaniens (PCTE) steuert einen Beitrag mit dem Titel „Die Internationalen Brigaden und der proletarische Internationalismus“ bei. Hier halten sie folgendes fest: „Die Erfahrung der Internationalen Brigaden war eines der schönsten und reichsten Beispiele des proletarischen Internationalismus. Die Unterstützung der spanischen Arbeiterklasse und des spanischen Volkes, die vor allem aus den Aktivitäten der Kommunistischen Internationale und ihrer Sektionen sowie aus der Sowjetunion resultierte, wurde zu einer wichtigen Kraft auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs und auch bei der Stärkung des antifaschistischen Kampfes in den Ländern, in denen die Konfrontation keinen internationalen Charakter erreichte. Ebenso trug das spanische Exil, dem Tausende von kommunistischen Aktivisten angehörten, zur Entwicklung der kommunistischen Parteien in den Gastgeberländern bei. Das marxistische Prinzip, dass die Revolution in ihrer Form, aber nicht in ihrem Inhalt national ist, wurde durch die Praxis bestätigt. Die Kämpfe wurden unter dem Gewissen geführt, einer gleichen internationalen Arbeiterklasse anzugehören“.

Türkei

Die Kommunistische Partei der Türkei (TKP) stellt in ihrem Artikel fest: „Der Internationalismus überträgt den Avantgardeparteien einige Aufgaben für den Kampf zur Errichtung einer Gesellschaft, die auf der Gleichheit des weltweiten Proletariats beruht, da die Erfüllung dieser Aufgaben zu seinem Daseinsgrund wird. Das Argument der Bolschewiki, ihre Waffen während des Ersten Weltkriegs nicht ihren Klassenkameraden, sondern ihrer eigenen Bourgeoisie zuzuwenden, diente dieser Aufgabe. Die Umwandlung des imperialistischen Krieges in einen Bürgerkrieg mit dem Ziel der Machtergreifung wurde zu einer der Schlüsselentscheidungen, die zur bolschewistischen Revolution führten, dem bis dahin größten Schritt zur Abschaffung der Ausbeutungsordnung auf der ganzen Welt. Dies war eines der Argumente, die den Weg für die Errichtung der Komintern ebnen sollten, die sich kurz nach der Oktoberrevolution zu einer Weltpartei entwickelte. Im Rahmen eines revolutionären Programms organisiert, fanden die Sektionen der Komintern ihren gemeinsamen Entschluss, in ihren eigenen Ländern einen Kampf gegen Opportunismus, Sozialdemokratie und Sozialchauvinismus und den Verrat der Zweiten Internationale zu führen“. Der Text trägt den Titel „Proletarischer Internationalismus als Waffe der Arbeiterklasse gegen Nationalismus und Chauvinismus“.

Griechenland

In dem Artikel der Genossen aus Griechenland (KKE) „Die Beziehungen zwischen der Vorhut – die KPs im Kampf für die Einheit der Interessen der Arbeitenden, trotz des unterschiedlichen Entwicklungsstandes des Kapitalismus in den verschiedenen Ländern“ wird betont: „Abschließend können wir sagen, dass die Ungleichheiten in den internationalen Beziehungen zwischen mächtigen kapitalistischen Staaten und anderen mit einer untergeordneten Stellung im imperialistischen System ein Bestandteil des Funktionierens des Kapitalismus sind und mit seinem Sturz, mit dem Aufbau der sozialistisch-kommunistischen Gesellschaft, ausgerottet werden. Das Verständnis dieser grundlegenden Frage trägt zur Reifung des politischen Bewusstseins der Arbeiterklasse und der Volksschichten bei und ist ein Teil der Strategie der kommunistischen Parteien. Denn sonst geht das strategische Ziel verloren, wenn man die Frage der Abhängigkeit und der ungleichen Interdependenz, der Souveränität oder der Unabhängigkeit unter Besatzungsbedingungen vom Kampf für den Sozialismus abkoppelt, und dies ist die Grundlage für Abweichungen, utopische Lösungen im Rahmen des Kapitalismus, z.B. mit Regierungen, die seine Gesetze verwalten“.

Russland

In dem Artikel der Kommunistischen Arbeiterpartei Russlands (RCWP) mit der Überschrift „Dialektische Beziehung zwischen Internationalismus und Klassenkampf“ wird betont: „Der Vorrang des Klassenkampfes des Proletariats, der auf die Vorbereitung der organisatorischen und ideologischen Voraussetzungen für die Vereinigung der Proletarier und ihre Organisierung zu einer Klasse abzielt, die in der Lage ist, den revolutionären Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus zu vollziehen, sind die Hauptthemen, die nicht vergessen oder vernachlässigt werden dürfen, wenn man vor irgendeinem Problem steht, das mit den Nationen in zusammehang steht. Das heißt, dass die Kommunisten immer und überall in jedem Land und bei der Lösung jeder Frage (einschließlich der nationalen Frage) eine gemeinsame Aufgabe erfüllen und dabei immer noch die Besonderheiten jedes Landes berücksichtigen“.

Lettland

Die Sozialistische Partei Lettlands(SPL) widmet sich in ihrem Beitrag „Die Kommunistische Internationale und der Befreiungskampf der Werktätigen Lettlands“ den Fragen des proletarischen Internationalismus. „Die Abschwächung des revolutionären Kampfes während der Perioden der Stabilisierung des Kapitalismus trat in der Vergangenheit regelmäßig auf. Es ist jedoch nicht möglich, die kapitalistischen Krisen dauerhaft zu beseitigen, und die Krise wird das Niveau einer revolutionären Situation in einem oder mehreren Ländern erreichen. In diesem Kontext muss die Aufmerksamkeit auf die positive Arbeitserfahrung der Komintern hinsichtlich der Koordinierung der Arbeit der kommunistischen und Arbeiterparteien gelenkt werden. Die Rolle, die die Komintern bei der Organisation der Arbeit der Kommunistischen Partei Lettlands in den 1920er und 1930er Jahren des letzten Jahrhunderts spielte, war sehr bedeutend“.

Kasachstan

Der Artikel Sozialistitsches Bewegung Kasachstans (SMK) mit dem Titel „Die Unterstützung der UdSSR für die kommunistischen Parteien und die internationale Arbeiterbewegung“ beleuchtet die historische Erfahrung, wie „die Kommunisten Sowjetrusslands und dann der UdSSR bei der Bildung ausländischer Parteien halfen und sie ideologisch stärkten, Personal ausbildeten, technische Mittel, Druckereien, Dokumente und Waffen bereitstellten. Die RKP(B) unterstützte Anfang der 20er Jahre nachdrücklich und manchmal ganz direkt alle Reden und Aufstände der Arbeiterklasse und der entstehenden kommunistischen Parteien in Deutschland, Bulgarien und Estland, sie unterstützte Bewegungen in den Kolonien der imperialistischen Länder“.

Italien

In dem Artikel der Kommunistischen Partei (PC) „Einwanderung und Klassensolidarität. Proletarischer Internationalismus ist der einzige Weg, um einen Krieg unter den Armen zu vermeiden“ wird hervorgehoben, dass „die Kommunisten eine tiefgreifende politische Aktivitäten innerhalb der Arbeiterklasse, der anderen Werktätigen und der Arbeitslosen starten müssen, die die Ursache und die Dimensionen der Immigration und des Flüchtlingswesens erklärt, um deutlich zu machen, dass es keine Bedrohung oder Notlage gibt, dass die Immigranten und Flüchtlinge, die wie sie und mehr als sie unterdrückt werden, nicht die wirklichen Feinde sind, sondern das Kapital und der bürgerliche Staat. Auch wir müssen unsere politische Arbeit innerhalb der eingewanderten Arbeiter und ihrer Gemeinschaften verstärken, ihnen helfen, kulturelle und religiöse Zustände zu überwinden, ihnen die theoretischen und politischen Werkzeuge an die Hand geben, um ihre Rechte zu verstehen und sich dem Klassenkampf anzuschließen“.

Die vollständigen Artikel sind in englischer Sprache online verfügbar.

Quelle: ICCR

Österreich: Arbeitslosigkeit im Mai bei 11,5 %

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Österreich. Die Bundesregierung meldet, dass die Arbeitslosigkeit im Mai bei 11,5 % lag. Das entspricht 517.000 Menschen, die ohne Lohnarbeit waren bzw. sich in Schulung befanden. Die kapitalistische Krise und die Corona-Pandemie führen damit – trotz einem leichten Rückgang durch die Lockerungen der Schutzmaßnahmen – zu einem rasanten Anstieg der Arbeitslosigkeit. Arbeitsminister Aschbacher und Wirtschaftmsinisterin Schramböck (beide ÖVP) zeigen sich optimistisch, die Zukunft bleibt für die Betroffenen aber nach wie vor unklar. Schon vor den Corona-Maßnahmen Mitte März waren 400.000 Menschen arbeitslos und Österreich erlebte vermehrt Kündigungen und Betriebsschließungen, vor allem in Produktionsbetrieben.

Quelle: ORF

Nationaler Volkskongress Chinas warnt vor US-Imperialismus

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Mit 29. Mai 2020 endete in Peking die diesjährige Tagung des Nationalen Volkskongresses (NVK) der Volksrepublik China, des zentralen Parlaments und höchsten staatlichen Organs des bevölkerungsreichsten Landes der Erde. Aufgrund der CoViD-19-Pandemie war die achttägige Sitzung um zwei Monate verschoben worden. Die fast 3.000 Abgeordneten waren vor ihrem Zusammentreten, das durch Sicherheitsvorkehrungen wie Mund-/Nasen-Masken begleitet war, auf etwaige Infizierungen getestet worden. Zu den Aufgaben des NVK gehört es, die wichtigsten Regierungs- und Armeefunktionen zu wählen (für zumeist fünfjährige Perioden) sowie insbesondere Gesetze zu beschließen. Größere Überraschungen gab es diesbezüglich nicht. Die laufende Amtszeit von Präsident Xi Jinping endet erst 2023.

Im Mittelpunkt der Tagung standen die Folgen der Corona-Pandemie, sowohl gesundheits- und sozialpolitischer als auch wirtschaftlicher Natur. Daneben sieht sich die VR China mit vermehrten Drohungen und Verleumdungen des US-Imperialismus und aus EU-Staaten gegenüber. Diese befürchten einen eigenen Verlust an Macht, Ansehen und Einfluss aufgrund der internationalen Pandemiehilfe, die China vor allem gegenüber Italien oder Serbien (in kleinerem Rahmen auch Österreich) geleistet hat. Dass sich die USA und die meisten EU-Staaten jedoch abermals als asoziale und unsolidarische Akteure in der Staatengemeinschaft erwiesen haben, ist wohl ihre eigene Schuld. Es ist schon eine vielsagende Selbstentlarvung, wenn man in Washington, London, Berlin und Brüssel der VRC die Bereitstellung von ärztlicher und medizinischer Unterstützung für andere Länder zum Vorwurf machen möchte. Freilich bedeutet das nicht, dass China völlig selbstlos handelt: Natürlich sucht auch die VRC weltweit Kooperationspartner, Fürsprecher und Verbündete für ihre eigenen Interessen.

Zunehmende Kriegsgefahr

Das muss China auch. Als am schnellsten wachsende Wirtschaftsgemeinschaft bedroht die VRC die imperialistische Hegemonialposition der USA sowie die weitreichenden Interessen Großbritanniens, Deutschlands oder auch Japans. Es wurde daher von „westlicher“ Seite zuletzt eine neue Qualität der Konfrontationen eröffnet, mittels Handelssanktionen – Hauptziel ist hierbei gegenwärtig der Technologiekonzern Huawei –, Diffamierungskampagnen und, selbstverständlich, neuer Aufrüstungsverträge für Taiwan. Je mehr sich die USA am absteigenden Ast befinden – und die begonnene kapitalistische Krise wird dies beschleunigen –, umso mehr wird man im Weißen Haus und im Pentagon geneigt sein, militärische Lösungen zu suchen. Schlussendlich droht ein direkter bewaffneter Großmachtkonflikt zwischen den USA und China, bei dem auch die EU und Russland nicht unbeteiligt blieben. Demgegenüber muss der US-Imperialismus, der mit der NATO die Hauptgefahr für den Frieden auf der Welt darstellt, als das angeprangert werden, was er ist: der größte und verbrecherischste militärisch-industrielle Komplex der heutigen Welt, mit einem riesigen Atomwaffenarsenal und mit einem unberechenbaren Idioten an der formellen Staatsspitze.

Die heurige NVK-Sitzung hatte zudem als akute Notwendigkeit ein neues Sicherheitsgesetz für Hongkong beschlossen. Damit soll imperialistischer Einmischung, gefördertem Separatismus und antichinesischer Subversion, die bis zum Terrorismus geht, entgegengetreten werden. Für jeden anderen Staat wäre es eine Selbstverständlichkeit, dass er auf seinem Territorium für Recht und Ordnung sorgt, doch im chinesischen Fall gebären sich die Imperialisten plötzlich als die vermeintlichen Hüter von Demokratie und Menschenrechten. Dieses Spiel ist leicht zu durchschauen. Offenbar hat man Schwierigkeiten damit, dass einerseits Hongkong nun zur VRC gehört und keine britische Kolonie mehr ist, sowie damit, dass China zunehmend ein wichtiger weltpolitischer Akteur wird, der nicht nach der Pfeife der USA, der NATO und der EU tanzt.

Es gibt einige und gute Gründe, um den so genannten „Sozialismus mit chinesischen Besonderheiten“ skeptisch bis kritisch zu sehen. Doch angesichts der Bedrohungen, Provokationen und Aggressionen der USA und der EU gegenüber der VRC ist es angebracht, klare Position zu beziehen für die Sicherung des Friedens und antiimperialistische Solidarität. Es ist ein „neuer Kalter Krieg“, der gegen die VRC geführt wird, wie es Außenminister Wang Yi bei seiner Rede vor dem Nationalen Volkskongress formulierte. Es steht zu befürchten, dass die Pandemie- und Krisenfolgen diesen anheizen könnten – bis zur heißen, militärischen Konfrontation. Die Sitzung des chinesischen NVK tat gut daran, darüber zu diskutieren, wie dies zu verhindern wäre – oder wie man sich gegebenenfalls verteidigen kann und muss.

Rassistische Polizeigewalt in Österreich

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Nach der Tötung des Afroamerikaners George Floyd durch die Polizei der US-Stadt Minneapolis konzentrieren sich zurecht Wut, Protest und Unverständnis auf die rassistische Komponente des Herrschaftssystems der USA. Kein anderer Staat der Erde verzeichnet eine ähnlich hohe Zahl an Polizeiübergriffen gegenüber Minderheiten, in diesem Fall insbesondere eben gegenüber Afroamerikanern.

Doch man sollte es sich in Europa nicht sehr in heuchlerischer Überlegenheit gegenüber den USA bequem machen. Auch diesseits des Atlantiks sind die staatlichen und Polizeibehörden kein Hort der Menschenrechte, der Gleichberechtigung und des Antirassismus – im Gegenteil: Auch in Österreich gibt es eine lange Liste polizeilicher Übergriffe gegen Menschen, denen ihre afrikanische Herkunft zum Verhängnis wurde.

Die Causa Omofuma

Zu den bekanntesten Fällen zählt der Tod des 25-jährigen Nigerianers Marcus Omofuma, der im Mai 1999 auf einem Abschiebeflug von Wien-Schwechat nach Sofia im Gewahrsam der österreichischen Fremdenpolizei starb. Er wurde von den Beamten mit Klebeband an seinen Sitz gefesselt, schließlich wurden ihm auch Mund und Nase zugeklebt: Er ist erstickt. Zu diesem Zeitpunkt war das zuständige Innenministerium seit 30 Jahren von der SPÖ besetzt.

Im Juli 2003 starb der aus Mauretanien stammende Physikstudent Seibane Wague am Wiener Heumarkt. Er wehrte sich gegen die zwangsweise Verbringung in eine psychiatrische Klinik und wurde von der Polizei schließlich liegend fixiert: In Bauchlage, die Hände am Rücken gefesselt, lag er mehrere Minuten auf der Straße. Sechs Polizisten und drei Rettungssanitäter waren beteiligt. Mit ihrem eigenen Körpergewicht drückten sie Wague zu Boden, bis dessen Kreislauf versagte. Ein ärztliches Gutachten konstatierte einen lagebedingten Erstickungstod. Der zuständige ÖVP-Innenminister ging später ins Gefängnis – allerdings wegen einer anderen Angelegenheit: Ernst Strasser erwies sich als korrupt.

Todesfälle in Polizeigewahrsam

Die Liste der Opfer lässt sich fortsetzen: Richard Ibekwe (Jugendjustizanstalt Rödengasse, Wien), Johnson Okpara (Jugendstrafanstalt Wien-Erdberg), Edwin Ndupu (Justizanstalt Krems-Stein), Yankuba Ceesay (Polizeihaft, Linz), Essa Touray (Wiener Donaukanal) – sie alle starben bei Amtshandlungen der österreichischen Polizei bzw. in Gewahrsam von Polizei oder Justizvollzug, Misshandlungen inklusive. Und das sind nur Fälle seit der Jahrtausendwende.

Zwei Fälle nicht tödlicher, aber massiver Polizeiübergriffe gegen Schwarze sind ebenfalls einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden: Nachdem im April 2006 eine Abschiebung nicht durchgeführt werden konnte, wurde der aus Gambia stammende Bakary J. von der polizeilichen Spezialeinheit WEGA stundenlang in einer Lagerhalle schwer misshandelt, verprügelt und regelrecht gefoltert. Im Februar 2009 wurde klar, dass dunkelhäutige US-Bürger auch in Österreich nicht vor der Polizei sicher sind: Der afroamerikanische Lehrer Mike B. wurde von Polizisten in der Wiener U‑Bahn verprügelt und landete im Brigittenauer Unfallkrankenhaus. Die Polizei sprach von einer „Verwechslung“, was jedoch lediglich die Opferauswahl, nicht aber den Übergriff erklärt.

Natürlich ist die Zahl der dunkelhäutigen Polizeiopfer in Österreich geringer als in den USA, Großbritannien oder Frankreich – denn es gibt hier schlicht und ergreifend weniger Menschen, die selbst oder deren Vorfahren aus Afrika stammen. Aber das ist nur ein historischer Zufall. Hinzu kommt natürlich, dass in den USA eine gesellschaftlich zerrüttete Verfasstheit größerer Ungleichheit und höherer Gewaltbereitschaft vorliegt als im heutigen Österreich: Die Eskalationsstufe des Rassismus und der Polizeigewalt ist gegenwärtig fraglos eine andere. Nichtsdestotrotz ist es so, dass die österreichische Polizei sehr wohl darauf spezialisiert ist, nach rassistischen Kriterien zu agieren: Ihre Opfer stammen in größerer Zahl eben aus der Türkei, Kurdistan, dem Iran oder aus arabischen Ländern. Auch Menschen aus Jugoslawien und Albanien, Roma oder osteuropäische Menschen geraten leicht ins Visier fremdenfeindlicher Polizeiaktionen. Misshandlungen und Schikanen sind auf der Tagesordnung, Tötungen zum Glück nicht. Doch es gibt sie – und jeder einzelne Fall ist einer zu viel.

Es geht allerdings nicht um das „Fehlverhalten“ einzelner Beamter, auch nicht um fehlgeleiteten „Korpsgeist“ oder psychologische und ethische Defizite bei der Polizeiausbildung. Denn Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gehören zu den gezielten Herrschaftsmethoden des Kapitalismus und Imperialismus. Diese Herrschaft bedient sich ganz bewusst und gewissermaßen „vorbeugend“ der gewaltsamen Repression, der Einschüchterung, Entwürdigung, Diskriminierung und Spaltung der Unterdrückten. Minderheiten, Migranten und Flüchtlinge bekommen dies als erste und fast tagtäglich zu spüren, was allerdings auch eine Drohbotschaft an alle sein soll. Dagegen helfen nur der gemeinsame Widerstand, Solidarität und Kampf gegen das Unterdrückungssystem in allen Facetten. Das gilt in den USA ebenso wie in Österreich.

PdA: Konzerne werden gefördert, Gemeinden im Stich gelassen

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PdA-Gemeinderat Armin Kollarik

Aufgrund der CoViD-19-Epidemie sowie der Wirtschaftskrise erleiden die österreichischen Gemeinden erhebliche Einnahmenverluste aus Ertragsanteilen und der Kommunalsteuer. „Selbst vorsichtige Schätzungen gehen von Ausfällen im Bereich von rund zwei Milliarden Euro aus“, erklärte Armin Kollarik, Gemeinderat der PdA in der niederösterreichischen Gemeinde Neusiedl an der Zaya. „Demgegenüber sind die Zusagen der Bundesregierung mehr als unzureichend, denn sie decken bestenfalls die Hälfte ab, vermutlich sogar weit weniger.“

Österreich. Der PdA-Gemeinderat kritisiert, dass die Maßnahme der Bundesregierung in Wirklichkeit vorrangig die Baukonzerne stützen soll. „Es werden kommunale Bauvorhaben und Sanierungen zu lediglich 50% gefördert, sofern die andere Hälfte erst wieder von den Gemeinden an die privaten Unternehmen gezahlt wird. Woher die Gemeinden unter den kommenden Bedingungen dieses Geld herzaubern sollen, ist offen“, meint Kollarik. Er verlangt weiterhin den vollständigen Ersatz der Gemeindeverluste durch Bund und Länder. Viele Gemeinden seien ohnedies schon massiv verschuldet.

Kurz, Blümel und Co. realitätsfern

Zudem würden die Erfordernisse der täglichen kommunalen Grundversorgung durch die Ankündigung der Bundesregierung nicht erfasst. Diese seien jedoch lebensnotwendige Voraussetzungen für funktionierende Gemeinschaften in den Städten, Ortschaften und Dörfern. Der Staat müsse die Gemeindefinanzierung und die öffentliche Grundversorgung in ihrer Gesamtheit garantieren, denn das sei seine Aufgabe und Pflicht gegenüber der Bevölkerung.

„Es überrascht mich jedoch nicht“, ergänzt Kollarik, „dass die Herren Kurz, Blümel und Freunde davon nichts wissen wollen, denn sie sind weit entfernt von der tatsächlichen Lebensrealität der Bevölkerung. Die Regierung schnürt ein 38-Milliarden-Paket für Konzerne und Unternehmen, neben dem sich diese indirekte ‚Zuwendung‘ an die Gemeinden geradezu lächerlich ausmacht. Wer so mit den Bedürfnissen der Bevölkerung vor Ort umgeht, braucht sich nicht über überalterte oder teilweise verlassene Dörfer, geschlossene Schulen, fehlende Kinderbetreuung und ruinierte Gaststätten in vielen Landgemeinden wundern.“

Zur vollständigen PdA-Stellungnahme: Kommunales Investitionspaket ist unzureichend.

Kommunistische Widerstandskämpferin Irma Schwager vor 100 Jahren geboren

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Irma Schwagerin als Rednerin am Holocaust-Gedenktag anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee der Sowjetunion vom Nazi-Terror am Wiener Heldenplatz.

Die Kommunistin und Widerstandskämpferin Irma Schwager wäre am 31. Mai 100 Jahre alt geworden. Sie verstarb am 22. Juni 2015 in Wien.

Wien. Erste politische Erfahrungen sammelte Irma Schwager bereits als Schülerin im austrofaschistischen Ständestaat. Nach der Machtergreifung der Nazis floh sie aus Wien, da sie aufgrund der faschistischen Rassengesetze wegen ihrer jüdischen Herkunft mit Verfolgung zu rechnen hatte.

Ihre erste Station im Exil war Belgien, wo sie erste Kontakte zur dortigen Auslandsorganisation der Kommunistischen Partei knüpfte. Nachdem die Nazis auch Belgien okkupierten, ging sie wie viele andere österreichische und deutsche Kommunisten nach Frankreich, wo sie im Lager Gurs interniert wurde. In diesem wurde sie 1940 Mitglied der illegalen KPÖ wurde. Sie konnte aus Gurs fliehen und schloss sich der Résistance, der französischen Widerstandsbewegung, an. Sie hatte falsche Papiere und war in der „Mädelarbeit“, einer extrem gefährlichen Tätigkeit, aktiv. Die „Mädel“ versuchten, Kontakte zu deutschen Wehrmachtssoldaten aufzubauen, und deren Vertrauen zu gewinnen, um sie in weiterer Folge von der Sinnlosigkeit und Verwerflichkeit der deutschen Vernichtungs- und Eroberungskriege zu überzeugen. Mehrere ihrer Mitstreiterinnen flogen auf und landeten im KZ oder wurden hingerichtet.

Nach dem Krieg kehrte sie mit ihrem Mann, dem Spanienkämpfer Zalel Schwager, nach Wien zurück. Erst in Wien erfuhr sie, dass ihre Eltern und zwei von ihren drei Brüdern von den Faschisten ermordet worden waren. 

Ihr Mann hatte in der Nachkriegszeit wesentlichen Anteil am Aufbau einer demokratisch-antifaschistischen Polizei, Irma widmete sich der politischen Arbeit. Sie half beim Aufbau des Bundes demokratischer Frauen (BdF) mit, deren Vorsitzende sie 1952 wurde. Der BdF setzte sich vor allem für die Interessen der berufstätigen Frauen ein, hatte aber auch am Kampf für die Reform des Familien- und Scheidungsrechts sowie für die „Fristenlösung“ entscheidenden Anteil. Auch in der Friedensbewegung der 1980er Jahre war Irma Schwager sehr aktiv, ebenso war ihr Zeit ihres Lebens der Kampf gegen alte und neue Faschisten ein Herzensanliegen. Anlässlich der Aufführung der Mauthausen-Kantate von Mikis Theodorakis auf dem Gelände des ehemaligen KZ Mauthausen in den 1980er Jahren, wo der Komponist selbst dirigierte und Maria Farantouri sang, hielt Irma Schwager eine vielbeachtete Rede.

Von 1954 bis 1990 gehörte Irma Schwager dem Zentralkomitee und von 1980 bis 1990 dem Politischen Büro des Zentralkomitees der KPÖ an. Sie war Präsidentin und später Ehrenpräsidentin der Gesellschaft Österreich-Vietnam, die KPÖ machte sie 2011 zur Ehrenvorsitzenden der Partei. 

Ihr in London lebender Enkelsohn, der Musiker Robert Rotifer, brachte 2016 das Album Not Your Door heraus, mit dem er an seine Großmutter erinnert.

Musterungen werden wieder aufgenommen

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Wie das Verteidigungsministerium am Montag informierte, werden ab Dienstag wieder Musterungen durchgeführt. Dieses Jahr sollen auch in den Sommerferien Musterungen durchgeführt werden.

Österreich. Die Durchführung der Musterungen war auf Grund der Coronakrise und der Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung von COVID-19 am 16. März unterbrochen worden. Ab 2. Juni werden die Musterungen nun wieder aufgenommen, allerdings mit einer deutlich niedrigeren Frequenz als normalerweise üblich. Dies soll durch einen Entfall der Sommerpause bei den Musterungen ausgeglichen werden. Vergangene Woche wurden die Nachuntersuchungen bereits wieder aufgenommen. Die Musterungen werden in sechs „Stellungshäusern“ in Wien, St. Pölten, Linz, Graz, Klagenfurt und Innsbruck durchgeführt.

Um die Sicherheit zu gewährleisten, sind umfassende Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Stellungspflichtigen ergriffen worden. Betont wird auch, dass die Stellung für viele eine umfassende medizinische Rückmeldung über physische und psychische Gesundheit bedeutet. Um dies weiter zu sicherzustellen, wird die Musterung dieses Jahr auch im Sommer durchgeführt.

Miliz Einsatz bleibt weiter aufrecht

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) erklärte, dass ein Ende des Einsatzes des Bundesheeres im Inneren noch nicht in Sicht sei. Die Teilmobilisierung der Miliz sei vorerst für drei Monate vorgesehen. Wie es dann weitergeht, sei noch nicht abzusehen.

Mathias Schneider, Sekretär der Partei der Arbeit, schrieb bereits zu Beginn des Einsatz des Bundesheeres im Inneren, dass das Volk wachsam sein muss, wenn das Bundesheer polizeiliche Aufgaben übernimmt. „Doch dass das Bundesheer schon morgen gegen streikende Arbeiterinnen und Arbeiter sowie gegen Großdemonstrationen vorgehen könnte, ist nicht zuletzt durch die vermehrten gemeinsamen Übungen von österreichischer Polizei und Bundesheer in den vergangenen Jahren zu belegen, sondern auch dadurch, dass das Bundesheer verstärkt mit dafür adäquater Ausrüstung ausgestattet und geschult wird“, stellte Schneider damals fest.

Quelle: ORF

Ihre Ethik und unsere

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Kommentar von Tibor Zenker, Vorsitzender der Partei der Arbeit Österreichs (PdA)

Die schwarztürkis-grüne Bundesregierung und ihre Parlamentsmehrheit wollen mit dem übernächsten Schuljahr den verpflichtenden Ethikunterricht einführen – und zwar für all jene Schülerinnen und Schüler, die, aus welchen Gründen immer, keinen Religionsunterricht besuchen. Natürlich wäre es richtiger, die Religion als Privatsache ein für alle Mal von den österreichischen Schulen zu verbannen und dieses „Unterrichtsfach“, egal an welcher Konfession ausgerichtet, schlichtweg ersatzlos zu streichen. In einem ernsthaften öffentlichen Bildungssystem braucht es keine Märchenstunden über mythologische Gottheiten, Engel und Teufel, über himmlische Erlösung oder Bestrafung in der Hölle. Jedoch bedarf es ebenso wenig einer alternativen oder ersetzenden Unterrichtung in Ethik.

Zeiten und Sitten

Ethik als Teilbereich der Philosophie untersucht das moralische, sittliche Handeln des Menschen. Doch nicht nur das: Dieses wird auch bewertet, legitimiert oder delegitimiert, in „Gut“ und „Böse“ unterschieden. Letztlich geht es um die Festlegung und Rechtfertigung eines gesellschaftlichen Wertesystems. Als solches findet es üblicherweise natürlich auch seinen Niederschlag in bestehenden Gesetzen eines Staatswesens bzw. in der Änderung bisheriger Gesetzeslagen. Die Ethik gehört somit zum Überbau einer gegebenen Gesellschaft, mit entsprechender dialektischer Rückwirkung auf die und Interaktion mit der materiellen Basis derselben. Gerne wird unterstellt, es gäbe eine universelle Ethik von allgemeiner Gültigkeit. In der Menschheitsgeschichte wurde eine solche üblicherweise über einen bestimmten religiösen Glauben vermittelt: Die Zehn Gebote bildeten eine entsprechende Grundlage für das Judentum und abrahamitische Trittbrettfahrer, das Christentum fügte Versatzstücke aus der Bergpredigt hinzu, und auch der Heilige Koran schlägt in dieselbe Kerbe. Ihnen ist gemeinsam, dass sie tatsächlich absoluten, umfassenden und ewigen Anspruch haben, denn sie sind ja das überlieferte Wort Gottes. Doch sind Religionen und bestimmte Konfessionen nun mal nicht unumstritten und bleiben in ihrer jeweiligen Vorherrschaft vergänglich. In einer „aufgeklärten“ Gesellschaft bezieht man seine Ethik nicht mehr direkt von Gott, sondern aus anderen Quellen: Dies mag eine mutmaßliche menschliche Natur sein, die praktische oder reine Vernunft, es mag der Kategorische Imperativ Kants ins Treffen geführt werden oder die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. In der Moralphilosophie (und in angrenzenden Disziplinen) lässt sich über Inhalte und Legitimationen streiten, schlussendlich tritt die gerade vorherrschende Ethik wiederum in den passiven und aktiven Normen einer Legislative und Jurisdiktion zutage, auf Grundlage der jeweiligen Gesetzeslage, womit eine bestimmte Ethik auch immer staatlich konstituiert ist. Ein Verstoß dagegen ist eine Gesetzesübertretung oder ein Gesetzesbruch, gilt aber auch als unmoralisch oder sogar amoralisch, jedenfalls unethisch.

Moralapostel in schwarz, grün und rosarot

Es ist auf den ersten Blick nicht frei von Ironie, dass die ÖVP und die meisten in Österreich anerkannten Religionsgemeinschaften nun also zu der Ansicht und neuen Schulgesetzeslage kommen, dass Religion und Ethik gegenüberzustellen seien, denn die Schülerinnen und Schüler besuchen ja einen Religionsunterricht – oder eben den Ethikunterricht. Womit einmal konstatiert wäre, dass Religion und Ethik nicht das Gleiche sind. So viel Humor muss man haben. Allerdings wird damit freilich auch behauptet – und das ist wichtiger –, dass Religions- und Ethikunterricht gleichwertig seien und dass den konfessionslosen, gar atheistischen Schülerinnen und Schülern, die bisher Freistunden hatten, etwas fehlen würde, nämlich eben ein allgemeiner ethischer Werte- und Handlungskompass oder dergleichen. Man kann nur hoffen, dass der praktische Ethikunterricht nicht zur Religionskunde mit Schlagseite wird. Natürlich sind Religion und Ethik kein Gegensatzpaar – der Gegensatz zur Religion heißt Wissenschaft, als Voraussetzung jeglicher wirklichen Bildung und jedes seriösen Schulwesens. Doch die Erkenntnis über die tatsächliche Welt bleibt in der Religion (und der ÖVP-Bildungspolitik nach deren Ebenbild) nach wie vor ein Sündenfall. Den politischen Sündenfall in diesem Kontext liefern freilich schon wieder die Grünen: Von ihnen hätte man gerne Besseres erwarten wollen. Aber dort dominiert – neben der Unterwürfigkeit aus Regierungsraison – inzwischen offenbar weniger das religionskritische Erbe der 68er-Generation als eine zur Religion kongruente Polit-Esoterik, die sich mitunter gegenüber der Wissenschaft agnostizistisch bis antiautoritär versteht. Die SPÖ ist jedoch genauso am Holzweg. Sie fordert Ethikunterricht für alle. In ihrer eigenen tragischen Entwicklungsgeschichte gefangen, ist das nur konsequent und das logische Ergebnis selbstverschriebener Beschränktheit. Sie suggeriert, ein Ethikunterricht für alle Schülerinnen und Schüler wäre der liberale, laizistische Gegenpol zum reaktionären Katholizismus (und, ja, zum Islam bzw. Islamismus). Das könnte zwar bezüglich der einen oder anderen Facette passieren, ist aber in seinem Vulgärsäkularismus viel zu kurz gedacht. Die Sozialdemokratie übersieht geflissentlich die materielle Stellung und gesellschaftliche Funktion der Römisch-Katholischen Kirche in Österreich und setzt somit zwangsläufig auf die entwaffnete Kritik ideeller Windmühlen. Dieser Automatismus entspringt der falschen Vorstellung eines neutralen Staates und des zivilgesellschaftlichen Primats über die Hartnäckigkeit des Faktischen sowie natürlich dem Wunsch, Siege ohne Kämpfe zu erzielen – verbunden mit dem Irrglauben an einen überparteilichen, überkonfessionellen und v.a. klassenharmonischen Humanismus. Irgendwo in der weiten Ebene zwischen politischer Naivität, moralistischer Selbstgefälligkeit und angepasster Kapitulation ist der Sozialdemokratie – und der mit ihr verknüpften Gewerkschaftsaristokratie – der eigene Kompass verloren gegangen. Die blassrote Fahne weht nur noch in den Winden bürgerlicher Flatulenzen. Die sozialdemokratische Politikinszenierung ist Heroin fürs Volk.

Die Unsittlichkeit der Bourgeoisie

Die vorherrschende Ethik ist immer die Ethik der Herrschenden. Es kann gar nicht anders sein in einer gegebenen Klassengesellschaft. Ihr Absolutheitsanspruch und ihre Gültigkeit entspringen gerade der Klassenherrschaft und deren zweckmäßiger Aus- und Umformung. Die Klassengesellschaft stellt – historisch mit freundlicher Unterstützung verschiedener Varianten des Christentums – einen variablen Moralkodex auf, der v.a. einen Sinn hat: Die Perpetuierung der Produktions‑, Klassen- und Herrschaftsverhältnisse. In diesem Rahmen ist vieles möglich: antike und modernere Sklaverei, feudale Leibeigenschaft und schließlich kapitalistische Lohnsklaverei sowie allerlei Übergangsformen. Überkommenes wird prozessual durch Neues abgelöst, doch bleibt der Kern von Herrschaft und Ausbeutung, von Eigentum und Warencharakter bestimmend. Wer nichts hat, dem gibt man etwas – nämlich eine Rechtfertigung, warum das so ist, so sein muss und so bleiben wird. Und deshalb ist auch das Privateigentum heilig und unantastbar und bildet die eigentliche „ethische“ Grundlage des Kapitalismus. In dessen Klassenteilung gibt es gewissermaßen zwei Ethiken, eine für die Herrschenden, eine andere für die Beherrschten: Für die Kapitalistenklasse bedeutet dies insbesondere das Recht auf Privateigentum und Profitmacherei, aber auch alles Andere, was der angebliche „gesunde Menschenverstand“ garantieren möge: das Recht auf Leben, auf körperliche Unversehrtheit, auf Selbstbestimmung, Gleichheit und Freiheit. Für die Arbeiterklasse hat der Kapitalismus eine andere Ethik parat: Gehorsam bis zur Unterwürfigkeit, Opferbereitschaft für die Sache des Kapitals, Genügsamkeit und Akzeptanz bestehender Verhältnisse. Auf subtilere Weise fördert sie Vereinzelung, Unsicherheit, Egoismus und Brutalisierung innerhalb der Klasse sowie nach nichtklassenmäßigen Kriterien. Auch dadurch – und es handelt sich um nichts als die reale Amoral der Bourgeoisie – wird die bürgerliche Herrschaft reproduziert.

Die Ethik der Revolution

Die revolutionäre Ethik der Arbeiterklasse ist demgegenüber abermals eine andere. Möchte man eine proletarische Ethik definieren, so kann sie im Kern nur eine Zielsetzung haben: Die Aufhebung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Von diesem Prinzip ist alles abzuleiten. Will man eine solche Ethik befördern, so ginge es um Interessen des Klassenkollektivs, um Solidarität und Kooperation, um Gerechtigkeitssinn und Widerstandsgeist, um gemeinschaftliches Handeln zur Beendigung von Ausbeutung und Fremdbestimmung. Es geht um antikapitalistisches und sozialistisches Bewusstsein als Voraussetzung dieses Handelns. Und die Aufhebung jeder Ausbeutung des Menschen durch den Menschen sowie jeder Klassenherrschaft ist letztlich wahre – Menschlichkeit. Auf dieser proletarischen Ethik baut wiederum die sozialistische und kommunistische Ethik auf, die es den Menschen ermöglichen wird zur entwickelten Form des tatsächlichen Menschseins in einer klassenlosen Gesellschaft aufzusteigen. Trotzdem ist eines auch klar: Der Weg dorthin erfolgt nicht über humanistische Appelle an die Herrschenden, sondern über den unversöhnlichen Klassenkampf gegen sie. Dabei darf man sich nicht in die moralischen und moralistischen Korsette zwängen lassen, die sie für die Arbeiterklasse zurechtgeschnitten haben, die sie selbst jedoch niemals anlegen würden. Deshalb gehört es zu den unbedingten Erfordernissen des ideologischen Klassenkampfes, die eigenständige proletarische, revolutionäre Ethik der Arbeiterklasse zu entwickeln, zu verbreiten, zu festigen und anzuwenden. Die bürgerlich-kapitalistische Zwangsethik hingegen können sich die Herrschenden gepflegt in den Arsch schieben – genauso wie ihren so genannten „Ethikunterricht“ an den Schulen, und zwar in jeder Form.

Wenig Perspektiven in Tirol

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Die Arbeitslosigkeit in Tirol ist gegenüber dem Höchststand Mitte April zwar um fast 13% gesunken, aber es sind immer noch 39.975 Menschen als arbeitslos gemeldet. Bei der Kurzarbeit gibt es kaum Veränderungen.

Tirol. In Tirol war Mitte April ein Höchststand der Arbeitslosigkeit mit 45.782 gemeldeten Personen erreicht. Im Vergleich dazu ist die Arbeitslosigkeit nun um rund 6.000 bzw. um 12,7% gesunken. Offene Stellen gibt es allerdings nur in wenigen Branchen. Am meisten neue Stellen im Vergleich zur Vorwoche (18. Mai) gab es im Bereich Beherbergung und Tourismus gefolgt vom Bau und dem Handel. Personalnachfrage gibt es auch in der Pflege, im Außendienst, Handwerksberufen aber auch im Sicherheitsdienst und dem Bereich Buchhaltung und Lohnverrechnung.

Kaum Veränderung bei Kurzarbeit

In Tirol sind aktuell 99.062 Personen in Kurzarbeit. Es wurden von Betrieben 10.571 Anträge auf Corona-Kurzarbeit gestellt, von denen rund 97% bereits genehmigt wurden. In Euro sind das 738 Millionen Euro, die bereits genehmigt wurden. Die meisten Anträge auf Kurzarbeit kommen dabei aus dem Handel (2.280), gefolgt von Beherbergung und Gastronomie (1.962) und Bau (1.022).

Quelle: ORF

Acht Coronafälle in Amazon-Verteilzentrum

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Niederösterreich. Nachdem die Post-Logistikzentren nun in Niederösterreich und Wien, in denen zwischenzeitlich das Heer im Einsatz war, wieder regulär den Betrieb aufnehmen werden, wurden Coronainfektionen in einem Amazon-Verteilzentrum in Niederösterreich bekannt. In Großebersdorf (Bezirk Mistelbach) wurden insgesamt acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter positiv getestet. Nach dem ersten bestätigten Fall im Amazon-Verteilzentrum wurden ca. 1.000 Tests im Umfeld durchgeführt, unter anderem wurde die gesamte Belegschaft getestet. Die Fallzahl fiel somit deutlich niedriger aus als zuletzt bei der Post. 

Die Logistikbranche steht aktuell unter besonders großem Druck. Durch Corona hat die Zahl der Onlinebestellungen zugenommen und somit auch die Arbeitsverdichtung und ‑belastung vor Ort. Dies geschieht vielfach unter ohnehin schlechten Beschäftigungsbedingungen in dieser Branche, sodass die Gefahr der Ansteckung tendenziell steigt. Auch dieser Fall verdeutlicht, dass die Ansteckungsgefahr auf dem Arbeitsplatz nicht zu unterschätzen ist und hier Standards einzufordern sind.

Quelle: ORF