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Arbeit mit Pestiziden verursacht Parkinson

Der berufliche Umgang mit giftigen Spritzmitteln, sogenannten Pestiziden, zur Unkrautbekämmpfung in der Landwirtschaft und Pflanzenzucht kann schwere gesundheitliche Folgen haben. In Frankreich und Italien ist das Parkinson-Syndrom bereits als Berufskrankheit bei Landwirten anerkannt. Die Liste von Krankheiten, die durch den Pestizideinsatz verursacht werden, ist enorm.

Wien. Pestizide können das Nervensystem schädigen: In Frankreich und Italien ist das Parkinson-Syndrom bereits als Berufskrankheit von Landwirten anerkannt. In der Schweiz wird die Anerkennung diskutiert und in Deutschland werden Bauern, Winzer und Gärtner seit 20. März 2024 finanziell entschädigt, wenn ihre Erwerbsfähigkeit durch Parkinson beeinträchtigt ist und sie nachweisen können, dass sie an mindestens 100 Anwendungstagen in ihrem Berufsleben bestimmte Herbizide, Fungizide und Insektizide ausgebracht haben. Nun beginnt auch in Österreich die Diskussion über die Anerkennung als Berufskrankheit. Betroffene sind ja nicht nur die klassischen landwirtschaftlichen Ein-Mann-oder-Frau-Betriebe, sondern auch sehr viele Angehörige der Arbeiterklasse, etwa Gärtner:innen und Landarbeiter:innen.

Liste gesundheitlicher Schäden enorm

Parkinson ist aber bei weitem nicht die einzige Gefahr für die Gesundheit von Menschen, die mit Pestiziden arbeiten. Eine starke Belastung mit dem Pestizid Glyphosat macht offenbar auch anfällig gegenüber bestimmten Krankheitserregern. 2011 wurde der Fall eines sächsischen Bauern bekannt, der an einer lebendbedrohlichen Botulismusinfektion erkrankt ist. Bei dem Mann wurden rund tausendfach erhöhte Glyphosatwerte im Urin festgestellt. Schon länger bekannt ist die hormonähnliche Wirkung einer Reihe anderer Pestizide. Sie kann etwa Störungen der Fruchtbarkeit oder auch ein erhöhtes Brustkrebsrisiko zur Folge haben. Diese Wirkungen können bereits durch sehr kleine Dosierungen ausgelöst werden, wie sie durch den vorgesehenen Eintrag in die Umwelt und damit ins Grund- und Trinkwasser entstehen.

Der US-Konzern Monsanto, der 2018 vom deutschen Chemiekonzern Bayer übernommen wurde, ist in den USA in zahlreiche Gerichtsprozesse verwickelt, hauptsächlich wegen des Unkrautvernichtungsmittels Roundup, das Glyphosat enthält. In einem der jüngsten Fälle wurde Bayer in Philadelphia zu einer Schadenersatzzahlung von 2,2 Milliarden Dollar verurteilt. Der Kläger, der an Krebs erkrankt ist, machte das Mittel Roundup für seine Erkrankung verantwortlich.

Auch in Österreich ist Roundup immer noch erhältlich. Man kann es in jedem Baumarkt mit Gartenabteilung erwerben. Dabei kommt das giftige Zeug unsinnigerweise auch noch in Privatgärten zum Einsatz.

Neueste Forschungsergebnisse aus den USA weisen auf einen Zusammenhang zwischen pestizidbelasteten Lebensmitteln und der Intelligenz von Kindern hin. Demnach haben Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft mit sogenannten organischen Phosphaten belastetes Obst und Gemüse gegessen hatten, später einen messbar geringeren Intelligenzquotienten. Die amerikanischen Forscher*innen vermuten deshalb einen Einfluss der giftigen Substanzen auf die Hirnentwicklung.

Abgesehen von den tragischen persönlichen Auswirkungen, die Folgekosten des Pestizideinsatzes müssen dann auch hier von der Allgemeinheit getragen werden. Laut der deutschen Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) belaufen sich die Schäden an Gemeingütern durch die Intensiv-Landwirtschaft auf 90 Milliarden Euro Folgekosten pro Jahr. “Dieses Geld wäre besser in die Forcierung von alternativen Verfahren und Strategien investiert, wie den biologischen Pflanzenschutz. Denn mit ihm können mehrere Probleme auf einmal gelöst werden: Schutz von Anwendern aber auch Anrainern, rückstandsärmere Lebensmittel, Biodiversität, Boden‑, Wasser- und Klimaschutz” sagt Brigitte Kranz, Geschäftsführerin vom Dachverband der Bio-Pflanzenschutzmittelhersteller (IBMA).

Biologische Pflanzenschutzmittel längst bewährt

Die langjährige Erfahrung zeigt, dass sich problematische Pflanzenschutzmittel durch biologische ersetzen lassen. “Wir wenden erfolgreich Nützlinge, Mikroorganismen, Pheromone und Naturstoffe an. Sie haben sich in Sonderkulturen bewährt und finden langsam auch Eingang in den konventionellen Ackerbau”, erklärt Kranz. Nützlinge wie Raubmilben, Schlupfwespen oder Florfliegen sind beispielsweise im Pflanzenschutz in Glashauskulturen nicht mehr wegzudenken. Im Obstbau ist das Ausbringen von Pheromonen zur Verwirrung des Apfelwicklers längst Standard. Verstärktes Engagement in anwendungsorientierte Forschung und in der Beratung sind jedoch erforderlich, um biologische Lösungen und alternative Pflanzenschutzstrategien verstärkt auch für den Ackerbau bereitzustellen.

Quelle: OTS/ZDFheute/Bund

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