HomeInternationalesSri Lanka: Arzt suspendiert, weil er Unterernährung seines Landes anprangert

Sri Lanka: Arzt suspendiert, weil er Unterernährung seines Landes anprangert

Chamal Sanjeewa wurde Anfang November 2022 vom Dienst suspendiert, nachdem er die drastischen Zustände von Unterernährung im Süden des Landes offengelegt hat. Seit der Covid19-Pandemie entscheiden Politiker über den Gesundheitssektor Sri Lankas ohne Rücksprache mit Ärztinnen und Ärzten. Kritik und Offenlegung der wahren Zustände werden mundtot gemacht.

Colombo. Dr. Chamal Sanjeewa, Vorsitzender des Berufsforums der Ärzte für medizinische und bürgerliche Rechte, ist offiziell seit 1. November 2022 vom Dienst suspendiert. Der Grund liegt darin, dass er nach Untersuchungen in mehreren Dörfern Sri Lankas zum Schluss kam, dass fast die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwohner unterernährt ist, und er diese Information auch publikmachte. Sanjeewa gab im September 2022 bekannt, dass sogar 80 Prozent der Kinder in einem Dorf in Suriyawewa nicht genug zu essen bekämen und etwa 50 Prozent von ihnen unterernährt seien.

Auf einem Forum in Colombo am Donnerstag machte er auf die fehlende Berücksichtigung von Expertinnen und Experten bei politischen Entscheidungen aufmerksam und betonte, dass die Entscheidungen im Gesundheitssektor seit der Corona-Pandemie von Politikern und hochrangigen Bürokraten getroffen werden, die mit diesen Politikern verbündet sind. Gewerkschaften und andere Informationsquellen daran zu hindern, die Wahrheit über den Gesundheitssektor ans Licht zu bringen, käme einer Aufforderung zum Mord gleich, sagte er.

„Der Ausschuss für öffentliche Unternehmen (COPE) empfahl, Maßnahmen gegen mehrere hochrangige Beamte des Gesundheitsministeriums zu ergreifen. Sie sind jedoch diejenigen, die über die wichtigsten Dinge entscheiden, einschließlich Medikamente. Wie können wir die derzeitige Gesundheitskrise mit diesen Politikern und Beamten lösen?“, fragte er. Außerdem bestehe, so Sanjeewa, inzwischen ein allgemeiner Konsens darüber, dass über 50 Prozent der Menschen im Land von Unterernährung betroffen seien.

„Letztes Jahr habe ich nach einer Untersuchung in einigen Dörfern in Hambantota gesagt, dass der Anteil der Unterernährten zwischen 30 und 50 Prozent liegt. Ich wurde vom Dienst suspendiert und bin immer noch suspendiert. Ich habe keine Gehaltserhöhungen oder Zulagen gefordert. Ich habe für die Menschen gesprochen“, kritisierte Sanjeewa.

In Walsapugala (Suriyawewa) sei ebenso eine Untersuchung durchgeführt worden und der Ort verfügt über eine beträchtliche Bevölkerungsanzahl. Da das betreffende Dorf repräsentativ für den Distrikt Hambantota sei, könne man davon ausgehen, dass in allen Distrikten eine ähnliche Situation herrsche. Sanjeewa hat eine Petition beim Obersten Gerichtshof eingereicht, um eine Verfügung zu erwirken, die seine Suspendierung für rechtswidrig und damit für ungültig erklärt.

Quelle: SLB

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