Die Gewerkschaft geht mit einer Lohnforderung von plus elf Prozent in die KV-Verhandlungen der Handelsbranche. Von Unternehmerseite kommt unseriöser Weise nicht einmal ein Gegenangebot, sondern der Wunsch nach einer Einmalzahlung.
Wien. Am Dienstagvormittag begannen die Kollektivvertragsverhandlungen für die österreichische Handelsbranche. Die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) vertritt hierbei rund 430.000 Angestellte und fordert eine Lohnerhöhung von elf Prozent, generelle Arbeitszeitverkürzung sowie mehr Freizeit. Dies erscheint angebracht: Die Handelsangestellten – vor nicht allzu langer Zeit noch „Heldinnen“ und „Helden“ der Corona-Krise – leiden unter einem niedrigen Lohnniveau sowie stressigen Arbeitsbedingungen und ‑zeiten.
Wenig überraschend will die Unternehmerseite davon nichts wissen: Sie war in der ersten Verhandlungsrunde nicht einmal willens, überhaupt ein Gegenangebot zu unterbreiten. Man jammert stattdessen über schwierige wirtschaftliche Bedingungen und möchte den massiven Ausbeutungsgrad aufrechterhalten. Seitens der Handelsunternehmervertreter schreckt man nicht einmal davor zurück, die rollierende Inflation von 9,2 Prozent als Verhandlungsgrundlage zu negieren. Stattdessen glaubt man offenbar, mit Einmalzahlungen davonzukommen.
Das ist aus Sicht der Angestellten natürlich keinesfalls akzeptabel. Prämien sind durchaus wünschenswert – nicht zuletzt für Menschen, die schon 30 Jahre oder länger arbeiten –, aber diese ersetzen unter keinen Umständen eine nachhaltige und anständige Lohnerhöhung, die sowohl die Inflation als auch die Produktivitätssteigerung abdecken muss. Angesichts der gänzlich enttäuschenden ersten Verhandlungsrunde ruft die Gewerkschaft für Anfang November zu Betriebsversammlungen auf, bei denen vermutlich über Kampfmaßnahme zu sprechen sein wird.
Quelle: ORF