HomeWeitere RessortsKommentarKonsequenz aus Post-Skandal: Leiharbeit verbieten!

Konsequenz aus Post-Skandal: Leiharbeit verbieten!

Otto Bruckner, stv. Vorsitzender der Partei der Arbeit und ehemaliger Arbeiterkammerrat

Bereits an die 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind mit Stand Samstag in den beiden Post-Verteilzentren Wien-Inzersdorf und Hagenbrunn (Bezirk Korneuburg) am Corona-Virus erkrankt. Dazu kommt ein geschlossener Kindergarten in Wien. Eine Betreuerin, die mit einem Post-Leiharbeiter verheiratet ist, ist ebenfalls erkrankt.

Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker lieferte nun die Erklärung dafür, warum es gerade die beiden Post-Verteilzentren erwischt hat. Ein Sprecher Hackers erklärte die Chronologie der entdeckten Infektionen so: Nach positiven Testungen in einer großen Unterkunft für Flüchtlinge in Wien-Erdberg und der Evakuierung aller Bewohner in die Messe Wien Anfang Mai habe die Kontaktrückverfolgung („Contact Tracing“) ergeben, dass fünf Bewohner in Post-Verteilzentren arbeiten und in Kontakt mit ehemaligen Bewohnern sind, die ebenfalls dort beschäftigt sind. Also habe man gezielt bei den Post-Standorten durchgetestet und Fälle entdeckt. Ihre Gemeinsamkeit: Sie sind bei Leiharbeitsfirmen beschäftigt. Auch andere Neuerkrankungen in Wien und Niederösterreich sind auf diese Infektionskette zurückzuführen. Es erweist sich damit, dass jene recht hatten, die das größte Ansteckungsrisiko am Arbeitsplatz sehen, wie wir gestern berichteten. Die Partei der Arbeit hatte vor diesen Risiken schon frühzeitig gewarnt.

Wer nimmt jetzt Leiharbeitsfirma und Post in die Pflicht? 

Mit dem aktuellen Corona-Hotspot der Post-Verteilzentren wird aber auch der Blick auf eine der miesesten Branchen in der österreichischen Wirtschaft freigelegt, auf die Leiharbeit. Die Leiharbeiter wurden in Bussen, eng aneinandergedrängt zur Arbeit und zurück gefahren. Und sie wollten und wollen um fast jeden Preis arbeiten gehen, weil sie nichts verdienen, wenn sie nicht arbeiten. Daher melden sie sich auch nicht krank, solange sie halbwegs arbeiten können. Die gesetzliche Basis dafür, dass dies überhaupt möglich ist, wurde mit dem „Arbeitskräfteüberlassungsgesetz“ gelegt, das unter einer SPÖ-Koalitionsregierung eingeführt wurde. Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter sind die modernen Sklaven der kapitalistischen Gesellschaft, rechtlich noch schlechter gestellt sind nur noch Erntehelfer, Zeitungskolporteure, 24h Betreuerinnen, Schwarzarbeiter oder die nicht angemeldeten Putzfrauen der Großstadt-Bobos. Dass Leiharbeitsfirmen gerne Flüchtlinge beschäftigen, ist auch kein Wunder, sind sie es doch, die kaum andere Arbeiten finden können und noch kaum über die hiesigen Gesetze und Regeln am Arbeitsplatz Bescheid wissen. Dass sie über die notwendigen Maßnahmen zum Schutz vor dem Corona-Virus vollständig aufgeklärt wurden, darf auch bezweifelt werden. Die Frage ist: Wer nimmt jetzt die Leiharbeitsfirma in die Pflicht? Dieser Tage wurde ein Obdachloser mit einer Strafe von 500 (!) Euro belegt, weil er beim Betteln einer anderen Person zu nahe gekommen war. Firmen, die sich definitiv nicht an Regeln halten, sind aber außerhalb des Gesetzes, oder wie? Sie sind dafür verantwortlich, dass der Transport von und zum Arbeitsplatz offenbar in Bussen ohne Einhaltung von Sicherheitsabständen erfolgt ist. Ebenso ist aber die Post in die Pflicht zu nehmen. Wieso hat sie nicht schon früher damit begonnen, bei Arbeitsantritt obligatorisch Fieber zu messen? 

Leiharbeit verbieten!

Es hat auch sein Gutes, dass die Leiharbeitsbranche ins Rampenlicht rückt. Die üblen Machenschaften und Arbeitsbedingungen in dieser Branche kommen wenigstens teilweise ans Licht der Öffentlichkeit. Es wird Zeit, wieder über ein Verbot der Leiharbeit zu diskutieren, wie es von der Partei der Arbeit schon lange gefordert wird. Wenn Firmen zusätzliche Arbeitskräfte brauchen, sollen sie welche aufnehmen. Dann ist auch Schluss mit der Spaltung der Belegschaften in besser und schlechter bezahlte und abgesicherte Kolleginnen und Kollegen.

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