HomeInternationalesIn Afrika landen Millionen gespendeter CoV-Impfdosen im Müll

In Afrika landen Millionen gespendeter CoV-Impfdosen im Müll

Reichere Staaten gefallen sich darin, nicht benötigte Corona-Impfdosen an ärmere Länder zu spenden. Deren kurzfristiges Verfallsdatum führt jedoch oft dazu, dass eine Verimpfung nicht mehr möglich ist.

Addis Abeba. Wie die „Afrikanischen Zentren für Seuchenbekämpfung und Schutzmaßnahmen“ (CDC) mitteilte, müssen Millionen gespendeter Corona-Impfdosen vernichtet werden. Die internationale Einrichtung der Afrikanischen Union spricht von bislang mindestens 2,8 Millionen Dosen, die auf dem Kontinent entsorgt wurden.

Dabei handelt es sich um Spenden an afrikanische Länder aus reicheren, v.a. europäischen Staaten, die kleinere Teile ihrer eigenen bestellten Kontingente weitergeben – partiell über die „COVAX“-Initiative der WHO. Abgesehen davon, dass dies ohnedies zu wenige sind, geschieht dies jedoch nicht aus purer Großzügigkeit oder im Sinne der globalen Pandemiebekämpfung, sondern deshalb, weil diese Dosen in Europa nicht verimpft werden können. Und so kommen v.a. die „unbeliebten“ J&J- und AstraZeneca-Vakzine sowie solche, deren Ablaufdatum kurz bevorsteht, nach Afrika. Dort bleibt aber dann oft zu wenig Zeit, um die Impfungen vorzunehmen, die Haltbarkeitsdauer wird überschritten und die Dosen müssen entsorgt werden. Der stellvertretende CDC-Direktor Ahmed Ogwell Ouma bringt es auf den Punkt, wenn er konstatiert: „Das ist keine Spende mehr, hier wird Müll abgeladen.“

Insofern ist es recht fraglich, wenn sich europäische Länder in ihrer vermeintlichen Selbstlosigkeit sonnen. In Wahrheit hätten die reichen Staaten einfach nicht derart exorbitante Mengen bei den Pharmakonzernen bestellen sollen, für die es gar keinen Bedarf gibt, während in den ärmeren Ländern nicht einmal zehn Prozent der Menschen eine Impfung erhalten haben. Die allzu kurzfristige Weitergabe wirkt tatsächlich eher wie eine Mischung aus „Samariter“-PR und Problemstoffentsorgung auf dem Exportwege. Zudem zeugt es von einer im neokolonialen Almosendenken verhafteten Herangehensweise, wenn den afrikanischen Ländern nur das zugestanden wird, was in Europa keiner mehr braucht – aber so ist es ja auch mit Kleidung, Automobilen, Technikschrott und allerlei anderen ausrangierten „Gütern“.

Was die ärmeren Länder tatsächlich benötigen würden, wäre eine flächendeckende und kostenlose Versorgung mit ausreichend Impfstoffen und Medikamenten, begünstigt durch eine Freigabe der Patente – nicht nur hinsichtlich der Corona-Pandemie, die in Afrika nur eine von mehreren grassierenden gefährlichen Krankheiten (Malaria, Tuberkulose, AIDS, mitunter Ebola) ist. Aber eine „gerechte Verteilung“ spielt’s unter den Bedingungen des Kapitalismus und Imperialismus natürlich nicht. Denn die Profite der nordamerikanischen und europäischen Pharmakonzerne müssen stimmen, und die Regierungen der reichen Staaten handeln nach egoistischen und kurzfristigen Motiven. Dass nur eine wirklich weltweite Eindämmung gegen die Entwicklung neuer Sars-CoV-2-Mutationen hilft, sollte inzwischen auch hinlänglich bekannt sein.

Quelle: Der Standard

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