Atlanta. Am Sonntag verstarb die Leichtathletiklegende Ralph Boston. Er gewann bei den Olympischen Spielen 1960 auf Anhieb eine Goldmedaille im Weitsprung. In Tokio 1964 musste er sich dem Briten Lynn Davis geschlagen geben und gewann „nur“ Silber. Davis war zwei Zentimeter weiter gesprungen als Boston.
Bereits vor den Olympischen Spielen 1960 gelang es Boston, mit 8,21 Metern einen neuen Weltrekord im Weitsprung aufzustellen. Er brach damit den damals 25 Jahre gültigen Weltrekord von Jesse Owens. Von 1960 bis 1965 konnte Boston seinen Weltrekord noch viermal verbessern, schlussendlich auf 8,35 m.
Zu den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko reiste Boston als amtierender Inhaber des Weltrekords und Favorit an. Er musste sich allerdings gegenüber Bob Beamon und dem DDR-Leichtathleten Klaus Beer geschlagen geben. Beamon stellte mit 8,90 m einen neuen Weltrekord auf, der bis 1991 bestand hatte.
Weniger bekannt über den schwarzen US-amerikanischen Leichtathleten ist, dass er ebenfalls an einem Protest gegen den Rassismus in den USA bei den Olympischen Spielen 1968 beteiligt war. Bei der Siegerehrung hoben die beiden afroamerikanischen Leichtathleten Tommie Smith und John Carlos, Gold- und Silbergewinner über 200 Meter, die Faust aus Protest gegen Rassismus in den USA. Beide Sportler zogen außerdem ihre Schuhe aus, um auf die Armut von Schwarzen in den USA hinzuweisen. Sie wurden für ihren Protest von den Olympischen Spielen ausgeschlossen. Diese Repression hatte allerdings zur Folge, dass weitere Sportler Zeichen des Protests bei den Olympischen Spielen 1968 setzten. Einer von ihnen war Ralph Boston, der ebenfalls seine Schuhe auszog, um auf die Armut der Schwarzen hinzuweisen.
Ralph Boston war einer jener Afroamerikaner, denen der Sport den Zugang zu einer Universität ermöglichte. Er studierte an der Tennessee State University und gewann dort 1960 den Titel der National Collegiate Athletic Association im Weitsprung. Im selben Jahr qualifizierte er sich für die Olympischen Spiele und stellte seinen ersten Weltrekord auf. Die Rassentrennung in den USA wurde erst vier Jahre später aufgehoben.