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„Kronen Zeitung“ will „Stimme Österreichs“ sein

Die „Kronen Zeitung“ versteht sich als Machtfaktor in Österreich. Deshalb ist es nur logisch, dass sie sich im laufenden Wahlkampf als „Stimme Österreichs“ versucht. Zur auflagenstärksten Printzeitung gehören heute auch Auftritte im Web, Radio und Fernsehen. Gründer Hans Dichand befand, dass sich die Medien im „Vorhof der Macht“ befänden. Das ist ein schönes Bild, aber unvollständig. Denn die meisten Medien dienen der Absicherung der Kapitalherrschaft.

Wien. Mit Plakaten machte die „Stimme Österreichs“ auf sich aufmerksam und gab Sprücherl wie „Winnetou muss Winnetou bleiben“ von sich. Dann outete sich die „Kronen Zeitung“ als Auftraggeberin der Aktion. Herausgeber Christoph Dichand griff zur Premiere selbst zur Feder und mahnte die Politik, sich nicht so viel in Untersuchungsausschüsssen „gegenseitig Textprotokolle“ vorzuwerfen. Das ist verständlich, kommt doch in den „Textprotokollen“ auch sein Medium und auch seine Frau, die „heute“-Herausgeberin Eva Dichand vor, nämlich in Zusammenhang mit den großzügigen Inseratenvergaben in der Ära von Bundeskanzler Sebastian Kurz.

Die „Stimme Österreichs“ also. Das funktioniert so: Die „Krone“ kann mit ihrer Reichweite Stimmungen beeinflussen und macht das auch reichlich. Die so erzeugten Stimmungen kann man dann in Form von Leserbriefen und Kommentaren einfangen und als „Stimme Österreichs“ wiedergeben. Meistens sind es nicht die menschenfreundlichsten Stimmungen, die da erzeugt und wiedergegeben werden.

Die „Stimmen“, die jetzt in Form einer Meinungsumfrage zu Wort kommen, sind dergestalt, dass sie von jeder wichtigen Partei etwas aufnehmen. Die Forderung des SPÖ-Chefs Andreas Babler nach einem gesunden und kostenlosen Schulessen für alle Kinder wird ebenso mit großer Mehrheit befürwortet, wie die FPÖ-ÖVP-Forderung nach mehr und konsequenteren Abschiebungen von abgelehnten Asylwerbern.

Absichern nach allen Seiten

Man muss sich schließlich absichern. Lange pflegte man mit dem verstorbenen FPÖ-Chef Jörg Haider ein amikales Verhältnis, ebenso wie mit SPÖ-Bundeskanzler Werner Faymann, der den Vater des heutigen Herausgebers „Onkel Hans“ genannt haben soll. Die ÖVP kommt natürlich auch nicht zu kurz, besondere Freude hatte man mit Sebastian Kurz. Wer aber in der nächsten Legislaturperiode wichtig sein wird, steht nicht noch nicht fest, also gilt es, sich nach allen Seiten abzusichern.

Gründer Hans Dichand befand, dass sich die Medien im „Vorhof der Macht“ befänden. Das ist ein schönes Bild, aber unvollständig. Denn die meisten Medien dienen der Absicherung der Kapitalherrschaft, und ein mächtiger Mann wie Dichand wird wohl gewusst haben, dass die Macht nicht die jeweils regierenden Politiker haben, sondern die Industriellenvereinigung, die Wirtschaftskammer und andere Kapitalvertretungen. 

Die Macht hat das Kapital

Es liegt uns fern, zu sagen, dass die Wahlen im Kapitalismus sinnlos wären. Es ist aber vorbestimmt, dass die nächste Regierung eine Regierung des Kapitals sein wird Offen ist lediglich, ob es die Kapitalvertreter krachen lassen wollen und die zwei Reichenparteien ÖVP und FPÖ regieren lassen, oder ob sie es für klüger halten, die SPÖ ins Boot zu holen und deren Einfluss auf die Gewerkschaften zu nützen, um sie ruhig zu halten. Bildungsreform und flächendeckende Kinderbetreuung, wie von SPÖ und NEOS gefordert, sind schließlich auch Anliegen der klügeren Kapitalfraktionen. Für diese stehen die verzopften und reaktionären Vorstellungen der bestimmenden Kräfte in der ÖVP nur im Wege.

Die „Kronen Zeitung“ kann mit jeder Regierung leben. Erstens haben die Politiker Angst vor ihr und zweitens wird jede Regierung für üppige Presseförderungen und Inserate sorgen.

Quellen: Kronen Zeitung/Kronen Zeitung

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