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Massivster Wirtschaftseinbruch der Zweiten Republik

Wer mal einen zaghaften Blick ins „Kapital“ von Karl Marx geworfen hat, ahnte es bereits: Die gegenwärtige kapitalistische Krise ist inzwischen die größte seit Jahrzehnten – and counting…

Wien. Was mit ein paar Grundkenntnissen marxistischer Ökonomie bereits lange vorherzusagen war, bestätigen nun auch die Zahlen der bürgerlichen Wirtschaftswissenschaft: Österreich erlebt gerade den größten wirtschaftlichen Einbruch seit dem Zweiten Weltkrieg. Nach den Daten der Statistik Austria ging das BIP im zweiten Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahresquartal um 14,3 Prozent zurück, gegenüber dem ersten Quartal des laufenden Jahres um 12,5 Prozent. Dieses Minus liegt nun über den Befürchtungen der bürgerlichen Kapitalismus-„Analysten“, etwa des WIFO, die zuletzt einen Rückgang von „nur“ 12,5 Prozent prognostiziert hatten. Einige Branchen sind besonders stark betroffen, darunter Beherbergung und Gastronomie (-61,1% zum Vorjahresquartal), Unterhaltung und Kultur (-35,3%), auch die Industrieproduktion liegt mit einem Rückgang um 15,4 Prozent über dem Schnitt. Das Gesundheitswesen, Information und Kommunikation sowie die öffentliche Verwaltung halten hingegen naturgemäß einigermaßen dagegen.

Kein Resultat der Epidemie, sondern des Kapitalismus

Ebenfalls bestätigt wird, was man mit Marx auch schon seit Monaten attestieren konnte: Die Wirtschaftskrise ist keineswegs ein Ergebnis der Corona-Pandemie oder des Lockdowns. Zwar wurde sie durch diese beschleunigt und verschärft, unausweichlich war sie als regelmäßige Gesetzmäßigkeit des gestörten kapitalistischen Kreislaufes aber ohnedies – und sie hatte sich auch schon angekündigt: 2019 war das österreichische Wirtschaftswachstum im Jahreswert bereits auf bescheidene 1,4 Prozent zurückgegangen, nachdem es 2018 noch 2,6 Prozent betragen hatte. Und das erste Quartal 2020, also noch vor CoViD-Schließungen und Folgen, erbrachte sogar ein Minus gegenüber dem Vorjahresquartal von 3,4 Prozent. Anders gesagt: Die kapitalistische Krise hatte sich vorab angekündigt und war vor dem Epidemieausbruch längst da. Auch diese Tatsache war den „Experten“ des WIFO und IHS durchaus bekannt, sie erwarteten für 2020 ohnedies einen BIP-Rückgang um etwa sieben Prozent – nun ist es doppelt so viel geworden.

PdA: „Die Reichen bezahlen lassen! Krisenkapitalismus abschaffen!“

Auch die geleisteten Arbeitsstunden (-16,6% zum Vorjahresquartal – hier spielt aber die Kurzarbeit mit), die Beschäftigtenzahl (-4,9%) sowie die Gesamthöhe der Löhne und Gehälter (-6,2%) unterstreichen das Durchschlagen der kapitalistischen Krise, markieren aber gleichzeitig die Konsequenzen für die Arbeiterklasse: vermehrte Arbeitslosigkeit und Einkommensverluste bzw. ‑ausfälle, soziale und finanzielle Schwierigkeiten, im schlimmsten Fall Armuts- und Existenzgefährdung. Das entspricht aber auch der Methode der Krisenbewältigung des Kapitalismus: Die Lasten sollen den arbeitenden Menschen und den Arbeitslosen aufgebürdet werden, während das Kapital mit Hilfe der Regierung und Steuergeldern seine reduzierten Profite retten darf. Nicht genug, dass der Kapitalismus durch sein Ausbeutungssystem und gestörtes Verteilungssystem unter dem Prinzip des Maximalprofits die Krise verursacht, nämlich durch den Widerspruch zwischen zu gering dotierter Lohnarbeit und privatkapitalistischer Aneignung ihrer Produkte, sondern er lässt die Arbeiterklasse dann nochmals die Zeche zahlen. Angesichts dessen darf man mit einem der Hauptslogans der Partei der Arbeit (PdA) aus dem Wiener Wahlkampf entgegnen: „Die Reichen bezahlen lassen! Krisenkapitalismus abschaffen!“

Quelle: Der Standard

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