HomeInternationalesIsraels großangelegte Militäroperation in Dschenin fordert acht Tote mehr

Israels großangelegte Militäroperation in Dschenin fordert acht Tote mehr

Israel hat einen seiner größten Angriffe auf das besetzte Westjordanland gestartet, bei dem mindestens acht Palästinenser im Flüchtlingslager Dschenin getötet und Dutzende weitere verletzt wurden. Es geht darum, den Widerstand im Keim zu ersticken, der sich im überfüllten Flüchtlingslager zu regen beginnt und auch zurückschießt.

Dschenin. Israelische gepanzerte Fahrzeuge, die von Drohnen und Hubschraubern unterstützt wurden, stürmten die Stadt Dschenin und das dazugehörige Flüchtlingslager. Die israelischen Streitkräfte drangen kurz nach Beginn der Luftangriffe in Dschenin ein und riefen blutige Kämpfe zwischen den Soldaten und bewaffneten Palästinensern hervor. Die jüngste Operation, die noch andauert, stellt eine erhebliche Eskalation dar und folgt auf eine Razzia in Dschenin vor zwei Wochen, bei der sieben Palästinenser getötet wurden und die selbst eine der größten seit Jahren war.

Der Angriff wird von mehr als 1.000 israelischen Soldaten, darunter Kampftruppen und Geheimdienstmitarbeiter, und etwa 150 gepanzerten Fahrzeugen durchgeführt. Am Montagmorgen hatten die Besatzungstruppen im Rahmen ihrer Razzien, die sich auf das Flüchtlingslager konzentrierten, etwa 20 Palästinenser festgenommen. Beim Angriff wurden mindestens zehn Luftangriffe auf dicht besiedeltes Gebiet gestartet, in dem rund 14.000 vertriebene Palästinenserinnen und Palästinenser auf weniger als einem halben Quadratkilometer leben.

Einwohnerinnen und Einwohner berichteten, dass wahllos Kugeln auf ihre Häuser abgefeuert wurden. Der stellvertretende Gouverneur von Dschenin, Kamal Abu al-Rub, erklärte, dass die israelische Armee in einer „kollektiven Bestrafung“ aller Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Strom, Telekommunikation und Wasser abgestellt habe.

Vordergründiges Ziel des Angriffs

Das Flüchtlingslager Dschenin ist vor allem im vergangenen Jahr, als Israel seine Razzien im besetzten Westjordanland ausweitete, zunehmend zur Heimat palästinensischer Widerstandskämpferinnen und ‑kämpfer geworden. Zu den Kämpfern gehören Hunderte unter dem Banner der Dschenin-Brigaden, einer neu entstandenen Gruppe, die sich aus Kämpfern verschiedener bewaffneter Gruppierungen zusammensetzt. Es wird vermutet, dass auch Kämpfer der palästinensischen Gruppen Islamischer Dschihad, Fatah und Hamas in Dschenin aktiv sind.

Angesichts der zunehmenden israelischen Militäroperationen und des Ausbaus der illegalen Siedlungen im Westjordanland greifen immer mehr palästinensische Jugendliche zu den Waffen gegen Israel. Zusammen mit dem Gazastreifen ist Dschenin zu einem wichtigen Symbol des palästinensischen Widerstands geworden. So war eines der Hauptziele der israelischen Razzien im Westjordanland in den letzten zwei Jahren die Zerschlagung der neuen Gruppen im Rahmen der Operation „Break the Wave“. Nach Angaben des israelischen Militärs wurde bei dem jüngsten Angriff auf Dschenin eine Anlage zur Herstellung von Waffen und zur Lagerung von Sprengstoff getroffen, während die Streitkräfte einen improvisierten Raketenwerfer beschlagnahmten.

Bei der Razzia in Dschenin im vergangenen Monat wurden mehrere israelische Soldaten verletzt und Armeefahrzeuge durch improvisierte Sprengsätze schwer beschädigt, da das Militär offenbar überrascht worden war. Das Militär setzte daraufhin Kampfhubschrauber ein, um die Truppen und Fahrzeuge am Boden zu unterstützen, was im besetzten Westjordanland seit 20 Jahren nicht mehr vorgekommen war. Razzien der israelischen Armee in Dschenin und anderen Städten sind seit mehr als einem Jahr an der Tagesordnung und werden von den Palästinensern regelmäßig beantwortet.

Netanjahu prahlt mit Todeszahlen

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu, der am Sonntagabend mit führenden Vertretern der israelischen Sicherheitsbehörden zusammentraf, wurde über den Fortgang der Operation informiert. Am Sonntag warf die palästinensische Seite Netanjahu vor, mit seiner Politik israelische Siedler zu weiteren Verbrechen gegen die Palästinenser zu motivieren:

„Netanjahus Prahlerei, seit der Bildung seiner Regierung eine große Zahl von Palästinensern getötet zu haben, motiviert die Siedler zu weiteren Verbrechen gegen unser Volk“, erklärte das palästinensische Außenministerium.

Seit Januar wurden nach offiziellen Angaben über 175 Palästinenserinnen Palästinenser, darunter Kinder und Frauen, von israelischen Soldaten und Siedlern getötet.

Quellen: APA / AJ / teleSUR

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