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Amazon bangt vor Gewerkschaftsanerkennung

Im Logistikzentrum von Amazon in Coventry, England, könnte der Internetversandhändler gezwungen sein, erstmals eine Gewerkschaft anzuerkennen, nachdem die GMB einen entsprechenden Antrag gestellt hat. Die Belegschaft hat in den letzten Jahren wiederholt gestreikt, um höhere Löhne zu fordern.

London. Die Beschäftigten an zwei Standorten von Amazon in Mittelengland werden noch in diesem Monat streiken, teilte die Gewerkschaft GMB am Dienstag mit. Die Beschäftigten in den beiden Zentren bemühen sich nämlich um die formelle Anerkennung der Gewerkschaft durch den US-Einzelhandelsriesen.

Laut GMB werden die Beschäftigten des Amazon-Lagers in Coventry vom 19. bis 20. März streiken und die Beschäftigten der Hauptniederlassung in Birmingham werden am 27. und 28. März die Arbeit niederlegen. Im riesigen Amazon-Lager im englischen Mittelland in Coventry könnte der Online-Versandhändler möglicherweise tatsächlich gezwungen sein, die Gewerkschaft anzuerkennen.

Eine wachsende Streikbewegung

Vor etwas mehr als zwei Jahren begann die Streikbewegung. Zu Beginn des Jahres 2023 streikten einige Dutzend Amazon-Arbeiter am Standort Coventry erstmals und forderten angesichts der steigenden Inflation und explodierender Energiepreise einen Stundenlohn von 15 Pfund anstatt der bisherigen elf Pfund (was etwa 17,50 Euro statt 12,90 Euro entspricht). Seitdem hat die Belegschaft mehr als 30 Streiktage durchgeführt, und ihre Gewerkschaft ist um mehrere Hundert Mitglieder gewachsen. In den letzten anderthalb Jahren erhöhte Amazon die Löhne in Großbritannien im Durchschnitt um etwa zwölf Prozent. Im Lager in Coventry, das bereits Erfahrungen mit Arbeitskämpfen gemacht hat, stiegen die Löhne sogar um ungefähr 17 Prozent.

Mehr als die Hälfte der Belegschaft Mitglieder in der GMB

Letzte Woche stellte die GMB, eine der größten Gewerkschaften des Landes mit etwa 600.000 Mitgliedern, einen Antrag darauf, die Gewerkschaft anzuerkennen. Sollte dieser Antrag angenommen werden, wäre es eine Premiere: Noch nie zuvor hat der US-Konzern eine Gewerkschaft in Großbritannien als offizielle Vertretung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anerkannt.

Die GMB ist zuversichtlich, dass ihr Vorstoß von Erfolg gekrönt sein wird. Gemäß britischem Arbeitsrecht muss eine Gewerkschaft nämlich automatisch anerkannt werden, wenn mindestens die Hälfte der Belegschaft eines Unternehmens Mitglied ist. Die Entscheidung darüber liegt beim Zentralen Schlichtungsausschuss CAC, bei dem die GMB ihren Antrag gestellt hat.

Bereits im vergangenen Sommer, als die GMB erstmals einen Antrag auf Anerkennung stellte, da nach ihrer Einschätzung bereits deutlich mehr als die Hälfte der Belegschaft der Gewerkschaft angehörte, begann jedoch plötzlich eine massive Einstellungswelle. Innerhalb einer Woche stellte Amazon 1.000 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, um den Anteil der Gewerkschaftsmitglieder wieder unter die 50-Prozent-Marke zu drücken. Zumindest vorübergehend war dies erfolgreich, und die GMB sah sich gezwungen, ihren Antrag zurückzuziehen.

Quellen: ZVL / Reuters

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