HomeKlassenkampfFrauenErstmals Schwangerschaftsabbruch in Vorarlberger Landeskrankenhaus möglich

Erstmals Schwangerschaftsabbruch in Vorarlberger Landeskrankenhaus möglich

Bregenz. In Vorarlberg sind ab Ende November erstmals Schwangerschaftsabbrüche aus nicht gesundheitlichen Gründen im Landeskrankenhaus Bregenz möglich. Damit ist es das erste Mal, dass im westlichsten Bundesland ein solcher Eingriff überhaupt in einem Spital durchgeführt werden kann. Jeden Dienstag und Donnerstag können Frauen zwischen 13.00 und 15.00 Uhr bei der „Sprechstunde für Schwangerschaftsabbrüche im Rahmen der Fristenregelung“ unter der Nummer 05574/401‑7900 anrufen.

Dem vorausgegangen war eine heftige Stimmungsmache von reaktionären Abtreibungsgegnerinnen und ‑gegnern, der Kirche und prominenten Vertretern derselben, darunter Diözesanbischof Benno Elbs. Die ÖVP agierte wie auch in anderen Bundesländern als der verlängerte Arm dieser rückschrittlichen Bewegung. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) hatte noch im September betont, dass in Vorarlbergs Krankenhäusern keine Abtreibungen durchgeführt werden.

Arzt geht in Pension

In Vorarlberg war es in der Vergangenheit lediglich in einer Privatpraxis möglich, einen Schwangerschaftsabbruch aus nicht gesundheitlichen Gründen durchzuführen. Der Arzt, der die Privatpraxis betreibt, geht jedoch mit Ende des Jahres in Pension.

Ursprünglich war deshalb geplant, das ehemalige Personalheim am Gelände des LKH Bregenz zu einer Abtreibungspraxis umzubauen. Diese Pläne stellten sich jedoch als zu langwierig und kostenintensiv heraus. Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) hatte deshalb vorgeschlagen, eine Praxis direkt im Spital in Bregenz einzurichten.

Rüschers Idee wurde jedoch aus der eigenen Partei heraus bekämpft. An der Spitze stand dabei Landeshauptmann Wallner. Schwangerschaftsabbrüche sollten doch im ehemaligen Personalheim ab Ende 2024 durchgeführt werden. Bis dahin sollte ein Raum außerhalb des LKHs für Schwangerschaftsabbrüche gefunden werden. Am Ende musste Wallner allerdings kleinbeigeben und zurückrudern. Ende Oktober gab der Landeshauptmann bekannt, dass ab Ende November Schwangerschaftsabbrüche im Landeskrankenhaus als Privatleistung durchgeführt werden können.

Schwangerschaftsabbrüche mit hohen Kosten verbunden

Ein Schwangerschaftsabbruch aus nicht gesundheitlichen Gründen wird in Österreich nicht von der Krankenkasse bezahlt. Für die betroffenen Frauen ist ein Schwangerschaftsabbruch deshalb mit äußerst hohen Kosten verbunden. Ein solcher Eingriff kostet am LKH Bregenz 720 Euro. Das Spital rechnet trotz der hohen Kosten mit ca. 530 Schwangerschaftsabbrüchen pro Jahr, ohne einen medikamentösen Abbruch mit einzurechnen.

Frauen, die bei der Telefonnummer des Krankenhauses zu den oben genannten Zeiten anrufen, werden an eine eigens geschulte Mitarbeiterin weitergeleitet. Ein Termin soll möglichst zeitnahe, je nach Nachfrage innerhalb derselben Woche möglich sein, damit niemand zu lange warten müsse, wie Michael Rohde, Primar der Gynäkologie und Geburtshilfe am LKH Bregenz, erklärt. Eine Beratung vor dem Schwangerschaftsabbruch ist im benachbarten Institut für Sozialdienste möglich, jedoch nicht verpflichtend. Beides befindet sich in einem Bereich etwas abseits des Hauptbetriebes der Gynäkologie.

Rechtliche Situation

In Österreich sind Schwangerschaftsabbrüche aus nicht gesundheitlichen Gründen bis heute verboten. Unter gewissen Bedingungen sind sie jedoch straffrei. Diese Straffreiheit gilt in Österreich seit dem 1. Jänner 1975 und wurde mit der sogenannten Fristenlösung ausgehandelt. Damit der Eingriff tatsächlich straffrei ist, muss er innerhalb einer gewissen Frist erfolgen, er muss von einem Arzt durchgeführt werden, die Frau muss zustimmen und eine ärztliche Beratung muss stattgefunden haben.

Quelle: ORF/ZdA

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